Hospiz Kraichgau

Für ein Lebensende in Würde

Der Förderverein wirbt nun auch in den Kommunen um Unterstützung für ein Hospiz. Man baue für die Einwohner dieser Orte.

17.06.2023 UPDATE: 17.06.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Ein Hospiz braucht helfende und haltende Hände, aber auch finanzielle Unterstützung. Dafür wirbt der Förderverein Kraichgau-Hospiz nun in den Gemeinderäten im Einzugskreis der geplanten Einrichtung. Foto: Gabriele Schneider

Von Gabriele Schneider

Ittlingen/Kraichgau. Demnächst wird im Kraichgau ein stationäres Hospiz gebaut. Manch einer fragt sich da: Gibt es so was denn noch nicht? Andere fragen sich, wozu so etwas gut sein könnte. Im Kraichgau gibt es den Kirchlich ambulanten Hospizdienst Kraichgau (Eppingen/Rappenau) und den Kraichgau-Hospiz-Verein (Sinsheim), die sterbenden Menschen daheim oder in Kliniken helfen, aber bislang kein stationäres Hospiz, in dem Menschen die letzte Phase ihres Lebens verbringen können.

Der Kraichgau bildet einen "weißen Korridor", weiß auch Birgit Michel, Vorstandsmitglied des Fördervereins Kraichgau-Hospiz an der Elsenz, schließlich sind die nächsten Hospize in Wiesloch, Bad Friedrichshall und Heidelberg. Viele Leute haben dadurch nicht die Möglichkeit, die letzte Zeit ihres Lebens gut versorgt in der Nähe ihres gewohnten Umfelds und der ihnen vertrauten Menschen zu verbringen und mit deren Beistand in Würde zu sterben. Einzig Hospize bieten Palliativversorgung außerhalb einer Klinik und Sterbebegleitung für unheilbar Kranke, begleiten und versorgen ihre Gäste, wie die Patienten genannt werden, bis zum Schluss – ganzheitlich und menschlich – und ermöglichen ihnen würdevolles Leben bis zuletzt.

Michels Förderverein möchte, dass auch die Menschen im Kraichgau ein Hospiz haben. Der Verein gründete sich 2020, um das möglich zu machen, und steuert nun das Gesamtprojekt. Michel und ihr Vorstandskollege Bernhard Jung stellten die Idee und das Konzept zum Bau und Betrieb des Hospizes an der Elsenz in der jüngsten Sitzung des Ittlinger Gemeinderats vor. Nach und nach besuchen sie danach weitere Gemeinden im Einzugsbereich.

In Deutschland müssten Hospize den Bau komplett ehrenamtlich finanzieren, erklärte Michel, weshalb es so wichtig sei, viele Mitstreiter auch für die Finanzierung zu finden. Seit Februar 2022 ist die Hector-Stiftung aus Weinheim mit im Boot, sagten eine Finanzierung von Bau und Innenausstattung des Hospizes zu. Sieben Millionen Euro werden diese beiden Punkte wohl verschlingen, meinte Birgit Michel. Sinsheim, erklärte sie weiter, habe sich auch wegen der Nähe zur GRN-Klinik als Standort angeboten. Ein Grundstück in unmittelbarer Krankenhausnähe ist gefunden, der Kauf unter Dach und Fach, der Bauantrag liegt gerade bei der Stadt Sinsheim. Die Bauarbeiten sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein (RNZ berichtete).

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Das neue Hospiz wird Zimmer für acht Gäste haben und auch Platz für deren Gäste, einen geräumigen Ess- und Wohnbereich, einen rundumlaufenden Balkon und Blick zum Steinsberg, denn auch dem Stifter-Ehepaar sei es wichtig, familiäre Atmosphäre zu bieten. Das Hospiz soll von einer professionellen Geschäftsführung geleitet werden. Geplant ist, dass dort rund um die Uhr Mitarbeiter auf 18,2 Vollzeitstellen arbeiten. Das Hospiz wird als gemeinnützige GmbH (gGmbH) mit dem Förderverein als zurzeit alleinigem Gesellschafter geführt. Die Kosten werden zu 95 Prozent von den Kranken- und Pflegekassen getragen, fünf Prozent müssen jedoch ehrenamtlich gestemmt werden, woraus sich natürlich zwangsläufig Defizite ergeben, die Michel auf jährlich 150.000 Euro schätzt.

Jeder könne Mitglied im Förderverein werden oder mit einer Spende, einer Erbschaft oder kreativen Ideen unterstützen, warb sie im Rat um Unterstützung, denn auch die Kommunen könnten helfen. Sie könnten zum Beispiel 50 Cent pro Einwohner und Jahr oder jeden anderen Betrag beisteuern, regte die Vorstandsfrau an: "Wir bauen ja für die Einwohner dieser Orte." Denkbar wäre auch ein Stand bei Festen oder das Auslegen von Flyern, eben "alles, was für die Sichtbarkeit des Projekts gut ist". Dass am Ende alles gut sein muss, liegt für Michel auf der Hand, denn: "Wir wollen ja keine wunderschöne Luxusruine hinstellen."

Infos: Förderverein Kraichgau-Hospiz an der Elsenz: www.kraichgau-hospiz.de/foerderverein; Kirchlich ambulanter Hospizdienst Kraichgau: www.kirchlich-ambulanter-hospizdienst.de; Kraichgau-Hospiz Verein: www.kraichgau-hospiz.de

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