Ernst-Franz-Vogelmann-Preis geht an Richard Deacon
Die Auszeichnung ist einer der höchstdotierten Kunstpreise - Britischer Bildhauer stellte schon im New Yorker MoMA aus

Preisträger Richard Deacon zusammen mit Kuratorin Rita Täubner vor dem Werk "Red Sea Crossing". Foto: Fritz
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Ein wenig konnte man sich in Heilbronn so fühlen, als befinde man sich mitten drin in der internationalen Kunstszene: Die Ernst-Franz-Vogelmann-Stiftung verlieh dem britischen Bildhauer Richard Deacon den nach seinem Stifter genannten Preis, der seit 2008 alle drei Jahre verliehen wird. Er ist mit 30.000 Euro einer der höchstdotierten Kunstpreise.
Inzwischen auch einer der renommiertesten, vor allem dank derer, die bisher damit ausgezeichnet wurden: Roman Signer, Franz Erhard Walther, Thomas Schütte und nun Deacon. Als Roman Signer in Heilbronn war, flog er anschließend sofort nach New York, um dort eine Ausstellung zu eröffnen. Franz Erhard Walther wurde dort schon 1969 gezeigt, sein Kommentar dazu in einem Interview von 2011: "Wenn man als Künstler im MoMA ausstellt, kann das Publikum schlecht sagen, das sei ein Scheiß, der da gezeigt werde."
In diesem Jahr erhielt er den Goldenen Löwen der Kunstbiennale Venedig, so wie vor ihm 2005 der dreifache documenta-Teilnehmer Thomas Schütte. In welcher "Liga" der Vogelmann-Preis inzwischen angekommen ist, zeigt, dass der britische Botschafter die Schirmherrschaft für die Heilbronner Ausstellung übernommen hat.
Museumsleiter Marc Gundel sagte, die Deacon-Ausstellung, wie auch die der anderen Preisträger, seien Ausstellungen, wie man sie von Staatsgalerien, nicht aber von einem Städtischen Museum erwarten kann.
Elke Ritt, Leiterin Kunstabteilung British Council Berlin, sagte in ihrem Grußwort, sie habe Heilbronn als eine Stadt der Skulpturen wahrgenommen und OB Harry Mergel sonnte sich und die Stadt im Renommee der Kunsthalle Vogelmann. Der OB ließ nicht unerwähnt, dass Heilbronn eine Stadt der Stifter und Stiftungen sei. Wer da das Ungesagte weiterdenkt, kommt schnell zu einem bemerkenswerten Punkt: Keine andere hoch subventionierte Kultureinrichtung, aber ausgerechnet die Städtischen Museen mit ihrem bescheidene finanziellen Etat und der noch bescheideneren personellen Ausstattung, polieren den Ruf Heilbronns in Deutschland so auf.
Dr. Dieter Schwarz, gerade in den Ruhestand gegangener Direktor des Kunstmuseums von Winterthur, nannte in seiner Laudatio Richard Deacon einen Künstler, der kein verkleideter Intellektueller sei, sondern ein Bildhauer, der ohne festen Rahmen aus der Fülle der Realität und mit großem "Möglichkeitssinn" reine Kunst mit einem existenziellen Aspekt mache, zudem ein loyaler Freund und Künstlerkollege sei. Eine Überraschung am Rande bewies dies: Freund und Vogelmann-Preisträger Thomas Schütte, sonst sehr öffentlichkeitsscheu, hatte sich unter das Vernissage-Publikum gemischt.
"Generous" nannte Deacon das, was er in Heilbronn erlebte. Ab sofort können die Besucher erleben, wie seine Kunst den Raum füllt, zusammen mit Kuratorin Rita Täubner und Marc Gundel hat er die Ausstellung aufgebaut. Sie ist, wie es der Preis vorsieht, die Würdigung eines Lebenswerks, deshalb sind erstmals auch Arbeiten aus den Anfangsjahren zu sehen. Deacon hat sich 1996 schon einmal intensiv mit Heilbronn befasst, aber vergeblich. Den Wettbewerb für die vier Brückenköpfe der Friedrich-Ebert-Brücke gewann er nicht.
Info: Richard Deacon "About time", Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn, Allee 28, geöffnet bis 25. Februar, dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr, donnerstags 11 bis 19 Uhr, www.museen-heilbronn.de



