Grüner Wasserstoff, KI und das Klima
In der Region tut sich etwas: Heilbronn als Forschungs- und Lieferantenstandort.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die Zukunft hat schon begonnen – in der Region längst auch beim Übergang zu neuen nicht fossilen Energien und als Standort des KI-Innovationsparks. Mit KI – also künstlicher Intelligenz alleine – lassen sich aber nicht alle Entwicklungen in diesem Umfeld bewerkstelligen. Die Türme des EnBW-Kohlekraftwerkes am Neckar werden eines Tags wohl von Hand gesprengt werden. "Von Hand" abgestimmt wurde auch in der jüngsten Sitzung des Heilbronner Gemeinderates darüber, dass das einst als "Gewerbegebiet" ausgewiesene Areal "Steinäcker", nun – als Standort des KI-Innovationsparks – in seiner Ausweisung für die künftige Nutzung angepasst wird.
Einhergehend mit einer Vergrößerung: Aus 23 Hektar Fläche sollen 30 Hektar werden – es handelt sich hier um gutes Ackerland. Dass am Ende nur die AfD und die Linke dagegen stimmten, vor allem unter Hinweis auf einen weiteren erheblichen Flächenverbrauch, und eine Koalition "Ampel plus" aus allen anderen Fraktionen nicht, ist mit "Bürgerwillen" allein nicht zu erklären. Linke-Stadtrat Konrad Wanner verwies zum wiederholten Male auf die vielen Brachflächen im "alten" Industriegebiet der Stadt, allerdings liegen hier andere Besitzverhältnisse vor.
Hintergrund
Das Fraunhofer IAO Heilbronn strebt für den "Grünen Wasserstoff" ein "ausgeprägtes Logistiknetzwerk" mit "Standortvorteilen für das Gesamtökosystem" und: Ziel des Projekts sei es, eine Pilotregion aufzubauen, welche durch die Bundesregierung im Zuge einer nationalen
Das Fraunhofer IAO Heilbronn strebt für den "Grünen Wasserstoff" ein "ausgeprägtes Logistiknetzwerk" mit "Standortvorteilen für das Gesamtökosystem" und: Ziel des Projekts sei es, eine Pilotregion aufzubauen, welche durch die Bundesregierung im Zuge einer nationalen Wasserstoffstrategie für die Entwicklung von Wasserstoffkonzepten gefördert wird. Die Region Heilbronn-Franken biete optimale Voraussetzungen, um zukünftig zu einem wichtigen Standort der Wasserstoffwirtschaft zu werden. Ein großer Vorteil sei dabei das ausgeprägte Logistiknetzwerk, dem eine Vielzahl von Mittelständlern und einige große Unternehmen angehören. Daneben biete die Region mit auf Wasserstoff spezialisierten Akteuren ein geeignetes Umfeld für die Wasserstoffforschung – so betreibt das DLR-Institut für Raumfahrtantriebe in Lampoldshausen im Rahmen des Projekts "H2ORIZON" gemeinsam mit der Zeag Energie AG bereits eigene Anlagen zur nachhaltigen Erzeugung von Wasserstoff, und der Entwicklungsstandort der Audi AG in Neckarsulm ist in der Brennstoffzellenforschung aktiv. (bfk)
In einem gemeinsamen Antrag der B90/Die Grünen, CDU und der SPD vom Oktober 2020 hatte es noch geheißen: "Der Erhalt landwirtschaftlicher Nutzflächen und freier Feldflur hat aber eine sehr hohe Priorität." Immerhin: 20 Prozent seien, so hieß es zunächst, den Grünflächen vorbehalten. Auch an Verweise auf eine alte "Römerstraße", die von einer Flächenerweiterung betroffen sein könnte, fehlte es nicht. Dass man in den "Steinäckern" nun doch mehr Fläche braucht, liegt auch daran, dass die Ambitionen für dieses KI-Zentrum ständig zunehmen – auch unter den Investoren, zu denen auch eine bedeutende Münchner Industriellenfamilie gehört. Die Zukunft der digitalen Automobil-Produktion interessiert ja nicht nur in Neckarsulm.
Was sind da schon die Bedenken von ein paar Stadträten, könnte man auch angesichts des Faktums sagen, dass sich die Projektleitung die Machbarkeitsstudien und andere Dienstleistungen von einem Unternehmen wie "CBRE" liefern lässt, das sich vorstellt als der "größte globale Immobiliendienstleister" mit einem breiten Spektrum an integrierten Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie: von der strategischen und technisch-wirtschaftlichen Beratung wie unter anderem beim An- und Verkauf oder der An- und Vermietung, über die Verwaltung und Bewertung von Immobilien bis hin zum Portfolio-, Transaktions-, Projekt- und Facility-Management. Nachzulesen ist das auf der Homepage von "wirtschaft digital" des Landes. Zur genannten Machbarkeitsstudie heißt es, dass "in einem zweistufigen Prozess mit zentralen Stakeholdern im Bereich KI aus Baden-Württemberg, Deutschland und weltweit gesprochen" wurde, genauer: in 58 Interviews mit 87 verschiedenen Gesprächspartnern und in einer Onlineumfrage mit 1090 Teilnehmenden.
Das Konsortium Innovationspark KI Baden-Württemberg/Heilbronn setzt sich aus der Stadt Heilbronn, der Stadtsiedlung Heilbronn GmbH, der KI Management GmbH & Co. KG sowie der Dieter Schwarz Stiftung zusammen. Eine Presseerklärung von Stadt und Stiftung erläutert es unter anderem so: "Gemeinsam mit mehreren kleinen und großen Unternehmen, Hochschulen, Verbänden und Forschungseinrichtungen, auch aus der Metropolregion Rhein-Neckar, arbeitete das Konsortium ein schlagkräftiges Konzept für den KI-Innovationspark aus." Zu diesem "schlagkräftigen Konzept" hat jetzt das auf dem Bildungscampus ansässige Forschungsinstitut "Fraunhofer IAO", beziehungsweise dessen Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme (Kodis) angekündigt, dass es Anwendungsfälle für "Grünen Wasserstoff" in der Region Heilbronn-Franken untersucht, auch mit dem Ziel "Energie-Lieferant" für den KI-Innovationspark zu sein, hierbei auch der Darstellung der Stadt Heilbronn folgend: "Durch Aufbau und Bereitstellung modernster Flächen und Infrastrukturen soll ein innovativer Raum für KI-Innovationen ,Made in Baden-Württemberg‘ entstehen. Bei der Errichtung des Parks sollen insbesondere auch die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Herausforderungen in besonderem Maße berücksichtigt werden."
Das Fraunhofer-Institut unterstreicht dazu auch den Fakt, dass der Energieverbrauch der physischen IT-Strukturen "ungefähr 2,5 Prozent des gesamten deutschen Energieverbrauchs entspricht und mit einem hohen CO2-Ausstoß einhergeht".
Damit solche Faktoren nicht verunsichern, werden sie nicht nur benannt, sondern auch in positiver Art dargestellt, beispielsweise von Prof. Reinhold Geilsdörfer, Geschäftsführer der Schwarz-Stiftung: "Für den Innovationspark steht die Nachhaltigkeit an höchster Stelle. Der Einsatz von Green IT ist dabei ein wichtiger Baustein, um einen möglichst CO2-freien Betrieb erreichen zu können. Mit modernsten Technologien und Energiekonzepten wollen wir ein positives Vorbild für andere Rechenzentren werden." Er soll "ein ideales Umfeld für die zukünftige Integration ganzheitlicher nachhaltiger Energiekonzepte bieten und im Hinblick auf eine ökologische Verträglichkeit neue Maßstäbe setzen".
Die Türme des Kohlekraftwerkes werden noch über Jahre stehen, auch wenn die EnBW schon länger, vor dem Krieg in der Ukraine, ankündigte, nach dem Kohleausstieg als "Brückentechnologie" für Grünen Wasserstoff auf Erdgas zu setzen, dem der Gemeinderat von Heilbronn im ersten Schritt des Verfahrens für die Baugenehmigung bereits zustimmte. Felix Zimmer, Projektleiter des H2-Innnovationslabors, sagt: "Offizielle Partner des Projekts sind nur die genannten Institutionen Fraunhofer IAO, Hochschule Heilbronn, TU München und DHBW Heilbronn. Gleichwohl ist es natürlich elementar, dass wir sowohl mit Akteuren vor Ort als auch mit überregionalen Akteuren, die für die Anwendungsfälle relevant sind in den Austausch gehen."
Welche das genau sind, werde man in einer ersten Phase des Projekts im Rahmen einer Stakeholderanalyse identifizieren. "Grundsätzlich ist die EnBW für eine Wasserstoffwirtschaft in Heilbronn mit der verkündeten geplanten Umstellung des Heizkraftwerks auf Wasserstoff natürlich ein sehr relevanter Akteur."