Grünen-Stadträtin Isabell Steidel fährt zum G20-Jugendgipfel
Die 25-Jährige ist gerade aus Japan zurück. Dort war sie eine von vier deutschen Delegierten beim Jugend-G7-Gipfel.

Heilbronn. (bfk/zg) Isabell Steidel, 25 Jahre alt, Heilbronnerin, war hier die jüngste gewählte Stadträtin (Grüne), inzwischen ist sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende und die "grüne Hoffnung" weit über Heilbronn hinaus. Eines ihrer Themen ist "ökonomische Resilienz".
Dieses Thema hat sie gerade beim Jugend-G7-Gipfel in Japan verhandelt, als eine von vier Vertreterinnen, die Deutschland dafür nach Hiroshima entsandte. Der Gipfel fand vom 19. bis 21. Mai statt, und das nächste Gipfeltreffen steht bereits bevor, diesmal in Indien, im August.
Im vergangenen Jahr hat sie ein Studiensemester in São Paulo absolviert. Im Gemeinderat von Heilbronn aber hat sie neben den globalen Themen genauso auch die lokalen im Fokus, beispielsweise gehört sie auch zu jenen, die eine Markthalle als wünschenswert für die Stadt erachten. Eine kulinarische "Sünde" erlaubt sich die Vegetarierin: die möglichst tägliche Portion Eiscreme.
"Das ist Isi!", stand auf dem Titel einer Ausgabe des inzwischen eingestellten Stadtmagazins Hanix. In dem Artikel dazu erzählte sie, wie sie schon im Elternhaus politisch geprägt wurde: der Vater bei Greenpeace, täglich mehrere Zeitungen im Haus und viele politische Diskussionen mit den Eltern. Mit 16 Jahren war sie Jugendgemeinderätin. Seither sucht sie ganz besonders den Dialog mit ihrer Generation. Dafür ist sie auch mal nachts in der Club-Szene unterwegs.
"Es war mir ein großes Anliegen, einen Fokus auf nachhaltige, kreislaufwirtschaftliche Prozesse zu legen", sagt Steidl zu ihrem Japanaufenthalt. Diese finde sich auch in Kommuniqués wieder. Ihr Fazit: "Es war eine sehr bereichernde kulturelle Erfahrung, die nachhaltig geprägt hat – sowohl durch den Besuch in Hiroshima mit einem Bericht einer Atombomben-Überlebenden als auch durch die interkulturellen Erfahrungen am Verhandlungstisch. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit."
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Der Jugend-G7-Gipfel (Y 7) ist einer von sieben offiziell anerkannten Beteiligungsgruppen im G7-Prozess. In mehrwöchigen Onlineverhandlungen und einem Präsenzgipfel in Hiroshima und Tokio verhandelten die deutschen Delegierten die Themen ökonomische Resilienz, digitale Innovation und Transformation, Klima und Umwelt, globale Gesundheit sowie Frieden und Sicherheit. Im Abschlussdokument verlangen sie von den Regierungschefs unter anderem die Anerkennung und Umsetzung der Agenda für Jugend, Frieden und Sicherheit durch nationale Aktionspläne.
Die Forderungen wurden an den japanischen Premierminister Fumio Kishida übergeben; in Deutschland fand die Übergabe an den Stab, der den G 7-Prozess von deutscher Seite aus betreute, im Bundeskanzleramt statt. Die deutschen Delegierten wurden vom Deutschen Nationalkomitee für Internationale Jugendarbeit (DNK) ausgewählt und entsandt, Kriterien waren ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit und Fachkenntnisse in den Schwerpunktthemen.
Auch die Hochschule Heilbronn (HHN) ist stolz auf ihre Masterstudentin, die im August in Varanasi, in Indien, die Belange junger Menschen beim G20-Jugendgipfel vertreten wird. Die Ergebnisse sollen dann in die Beschlüsse der Verhandlungen der G20-Staaten einfließen.
Steidel erreichte die Nachricht über diese erneute Berufung noch während des Hiroshima-Aufenthaltes. Ihr Thema für den G20-Gipfel soll "Peacebuilding and Reconciliation" sein, übersetzt: "Friedensbildung und Versöhnung". Ein erstes Vorbereitungstreffen in Indien fand bereits Ende April in Ladakh statt.
Von Deutschland aus geht es derzeit mit digitalen Vorverhandlungen weiter, sagt sie: "Aktuell besprechen wir die einzelnen Positionen, legen unsere Prioritäten weiter fest und bereiten uns auf die Hauptverhandlungen im August vor."
Diese neue Herausforderung mache "überglücklich": "Mich haben die Verhandlungen in Japan begeistert. Ich habe im Verhandlungsprozess viele interkulturelle Perspektiven erfahren, die mich professionell und persönlich weitergebracht haben. Der anstehende G20-Jugendgipfel bietet noch einmal einen ganz anderen Rahmen – diese Aufgabe nehme ich sehr gerne an!"
Bei so vielen Herausforderungen muss man beim Studium etwas kürzertreten: Eigentlich wollte sie schon mit diesem Semester ihr Masterstudium der Unternehmensführung an der HHN abschließen. "Wie das so ist mit den Plänen", sagt sie und lacht dann, "aber ich werde trotzdem beides unter einen Hut bringen und simultan weiter an der Thesis arbeiten."
Für das Thema "Frieden und Versöhnung" für den Vorgipfel habe sie sich ganz bewusst entschieden: "Es ist, wie ich finde, außenpolitisch das relevanteste Thema im Moment." Zu den finalen Gesprächen mit allen Beteiligten ist ihr Vorsatz dieser: "Mir ist es wichtig, wertebasiert zu verhandeln, um unserer Jugend eine Stimme zu geben, die differenziert, aber zugleich ambitioniert ist. Wir wollen ein großes Bild zeichnen, wie wir unsere Zukunft gestalten möchten und dieses mit konkreten Maßnahmen unterfüttern."