Gebhardt Fördertechnik Sinsheim

Diese Roboter wissen, wann sie den Geist aufgeben

Marco Gebhardt wurde für seine Ideen als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet

26.10.2018 UPDATE: 28.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Muss ein Bauteil eines Lagerroboters der Firma Gebhardt Fördertechnik ausgetauscht werden, wird dies über einen Sensor erfasst und via Internet in die Neulandstraße kommuniziert. Ein Mechaniker vor Ort erhält dann per Virtual-Reality-Brille eine Reparaturanleitung. Foto: Gebhardt

Von Christian Beck

Sinsheim. Lagerroboter, die vorhersagen können, wann sie kaputt gehen. Die selbstständig auf einen zweiten Motor umschalten, um genau das zu verhindern. Mechaniker, die eine Reparaturanleitung dank einer speziellen Brille dreidimensional vor sich sehen. Was nach ferner Zukunftsmusik klingt, ist bei Gebhardt Fördertechnik gängige Praxis. Vor diesem Hintergrund wurde Geschäftsführer Marco Gebhardt nun der Preis als Unternehmer des Jahres in der Kategorie "Digitale Transformation" verliehen. Der Wirtschaftspreis wird von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft "Ernst & Young" bundesweit vergeben.

"Wir freuen uns über den Preis", erklärt Marco Gebhardt. Doch der 34 Jahre alte Geschäftsführer gibt auch zu, nach wie vor etwas überrascht zu sein. Denn nun befindet er sich in einer illustren Runde: Unternehmer wie Dirk Roßmann von der gleichnamigen Drogeriekette, Erich Sixt oder Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell wurden in den zurückliegenden Jahren ebenfalls ausgezeichnet.

Doch wer sich mit Gebhardt unterhält, merkt schnell: Nicht der Preis ist ihm wichtig - vielmehr sind es neue Ideen, die den studierten Wirtschaftsingenieur umtreiben. Ideen, die Arbeitsabläufe verbessern und obendrein die eigene Firma deutlich verändern. "Im Jahr 2007 haben 40 Prozent unserer Angestellten im Büro gearbeitet, 60 Prozent in der Fertigung. Mittlerweile arbeiten 80 Prozent im Büro", berichtet Gebhardt. Und das liege nicht daran, dass Arbeitsplätze in der Fertigung abgebaut worden seien. Vielmehr ist die Zahl der Steuerungs- und Softwareentwickler von vier auf 120 angewachsen.

Das wiederum hat laut Marco Gebhardt viel mit Sensoren zu tun. Bis zu 5000 davon sind in den neuesten Lagersystemen verbaut, wie sie im Versandhandel oder der Industrie verwendet werden. Und jeder dieser Sensoren liefert Daten, beispielsweise, wie schnell ein Lagerroboter wie viele Kisten transportiert. Werden über einen längeren Zeitraum viele Daten gesammelt, lässt sich vorhersagen, wie der Verschleiß der Bauteile ausfällt. "Momentan lässt sich das auf einige Monate eingrenzen", erklärt Gebhardt. In den nächsten Jahren sollen die Voraussagen aber noch genauer werden.

Cem Özdemir überreichte Marco Gebhardt (Mitte) den Preis, Judith Rakers moderierte die Verleihung. Foto: Ernst & Young

Meldet ein Roboter Reparaturbedarf, kann er dies zum Teil bereits selbst erledigen. Anderenfalls muss ein Mechaniker ran. Befindet sich die Anlage im Ausland, müsse aber kein Servicetechniker extra von Sinsheim kommen. Vielmehr könne sich ein Mechaniker vor Ort per Telefon Tipps holen. Und seit kurzem könne er mit einer Brille, die die virtuelle Realität abbildet, die Reparaturanleitung detailliert sehen.

Bei großen Lagersystemen, die aus zahlreichen Förderbändern, Robotern und Regalen bestehen, sind die Abläufe aber häufig sehr komplex. Einfach mal kurz etwas umzubauen gehe nicht, erläutert Gebhardt. Deshalb erstellen die Mitarbeiter mit Hilfe aller gesammelten Daten ein 3-D-Modell der Anlage, einen so genannten digitalen Zwilling. Dort werden Veränderungen zuvor durchgerechnet, etwaige Folgen können so einkalkuliert werden.

Seit Ende 2017 läuft dieses System namens "Galileo", ab dem kommenden Jahr soll jede neue Anlage daran angebunden werden. Die Zahl der Daten, die das Unternehmen in der Neulandstraße zu verwalten hat, wächst also immer mehr. Und mit ihnen auch die Service-Abteilung, die mit Hilfe der Daten die Anlagen betreut.

Doch Marco Gebhardt hat bereits neue Ideen. Eine von ihnen wird aktuell in der eigenen Firma ausprobiert: Ein frei navigierendes, fahrerloses Transportsystem soll künftig den Hubwagen ersetzen.

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