Das "Sommermärchen" geht zu Ende
Bislang wurden 381.000 Besucher gezählt. Der große Abverkauf soll am 15. Oktober stattfinden.

Von Armin Guzy
Eppingen. Die Stadtteile sind enger zusammengerückt, Eppingen hat seinen Bekanntheitsgrad als Ausflugsziel – und auch den des Kraichgaus – überregional gesteigert, und die Kommune ist insgesamt deutlich und wohl auch nachhaltig grüner geworden. Die Gartenschau, wiederholt als "Eppinger Sommermärchen" bezeichnet, hat aus Sicht von Stadtspitze, Landespolitik und der Förderungsgesellschaft "bw grün" alle Erwartungen erfüllt, teilweise auch übertroffen. Und für die von der Pandemie gebeutelten Händler und Wirte in der Stadt war sie ein Segen.
"Das Wir-Gefühl wird bleiben", sagte der langjährige "bw grün"-Gesellschafter Gerhard Hugenschmidt am Donnerstag bei der Abschlusspressekonferenz voraus. Bis zu diesem Tag wurden 381.000 Besucher registriert, fast 16.200 davon hatten eine Dauerkarte. Ob die 400.000er-Marke bis zum letzten Öffnungstag am Sonntag noch überschritten wird, hängt stark vom Wetter ab.
"Das Wir-Gefühl wird bleiben"
Anfangs, als die Neugierigen noch zahlreich und die Temperaturen angenehmer waren, wurden an Spitzentagen bis zu 27.000 Besucher auf dem zehn Hektar großen Gelände am Rande der Fachwerkstadt gezählt. "Das war nach Corona wie ein Ventil, das geöffnet wird", schilderte Oberbürgermeister Klaus Holaschke seinen Eindruck der ersten Wochen. Inzwischen tröpfelt es eher: vom Himmel, an den Eingängen und in den Kassen. Auch dazwischen gab es immer wieder weniger besuchergerechte Tage, nicht nur zu nasse, sondern auch zu heiße und zu trockene.
"Es war ein unglaublicher Kraftakt, die floralen Akzente in Schuss zu halten", bekannte Bürgermeister Peter Thalmann, der Betriebsleiter der Gartenschau. Rund 21 Millionen Euro sind laut Staatssekretärin Sabine Kurtz, über viele Jahre verteilt, insgesamt in die Anlagen und zuletzt in den eigentlichen Veranstaltungszeitraum geflossen; 1,1 Millionen Euro haben Sponsoren beigesteuert. Die Schlussabrechnung wird sich noch Monate hinziehen, schließlich muss vieles ab 4. Oktober erst noch demontiert werden. Es gebe zwar derzeit keine genauen Zahlen, sagte Thalmann, versicherte aber, dass sich alles im gesteckten Rahmen bewegen werde. Geplant waren 14,5 Millionen Euro für die Daueranlagen und 7,6 Millionen Euro für den Durchführungshaushalt. Bezüglich der pandemie-bedingten Verschiebung der eigentlich 2021 geplanten Schau und der dadurch ausgelösten Mehrkosten sieht er "das Land an unserer Seite". Oberbürgermeister Holaschke betonte: "Was bleibt, ist ein Mehrwert, der in Zahlen überhaupt nicht zu messen ist."
Da sind einmal die großen Anlagen, die erhalten bleiben, allen voran der neue Stadtweiher samt Kiosk, der große Kinderspielplatz, die 14 steinernen Wassertische und die schmucke Altstadtpromenade, auf der auch kommende Generationen flanieren sollen. Ebenfalls nicht mess-, aber spürbar sind die gestiegene Aufmerksamkeit für Eppingen, der Image-Gewinn, der gestärkte Zusammenhalt der Bürger, ihr großes Engagement für die Schau und: ihr Stolz darauf. "Wir haben auch viele Kritiker überzeugen können", war sich Holaschke angesichts der vielen positiven Rückmeldungen sicher. Viel Lob zollte er den Ehrenamtlichen, von denen manche jeden Tag mitgearbeitet haben: "Sie haben den Spirit auf diese Gartenschau gebracht!"
Abseits des ideellen erinnerte Staatssekretärin Kurtz aber auch an die im Zuge der Gartenschau gelungene und "im besten Sinne nachhaltige" Renaturierung der Elsenz, für Holaschke steht ebenfalls bereits fest: "Die Gartenschau war der absolute Katalysator der grünen Stadtentwicklung. Das hat gefehlt!"
Auch um den von vorneherein einkalkulierten, aber noch nicht in Zahlen gekleideten finanziellen Verlust aus dem Veranstaltungszeitraum zu begrenzen, wird am 15. Oktober ein großer Abverkauf stattfinden. Dann werden neben zahlreichen Pflanzen und Einrichtungsstücken auch viele der eigens angefertigten Gartenschau-Schubkarren angeboten.