Karl-Uwe Kogler und sein Sohn Marvin erwecken Oldtimer zum Leben
Von Oldtimern und "Alfisti": Karl-Uwe Kogler und sein Sohn Marvin pflegen eine besondere Leidenschaft für altes Blech.

Von Berthold Jürriens
Epfenbach. "Wer sich als ein richtiger Auto-Fan bezeichnet, sollte zumindest einmal im Leben einen Alfa Romeo besitzen." So lautet ein Zitat dreier bekannter britischer Motorjournalisten. Karl-Uwe Kogler und sein Sohn Marvin stimmen diesem Satz uneingeschränkt zu, denn sie gehören zu den "Alfisti". So bezeichnet man die Fans und Fahrer, die eine Leidenschaft für diese Automarke haben. Ihrer Ansicht nach baut kein anderer Großserienhersteller schönere Autos und elegantere Modelle. Die lange Tradition und das einzigartige Design der "Bella Macchina", die ihrer Zeit oft voraus war, fasziniert weltweit.
Giulia Sprint GT ("Bertone"), Giulietta, Spider oder Zagato sind längst weltbekannte Ikonen des italienischen Autodesigns mit Legendenstatus – und wenn Kogler über sie spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. "Die Faszination Alfa hat viele Aspekte." So gewann Alfa Romeo im Jahr 1925 die erste Weltmeisterschaft im Automobilsport, und die "Scuderia Ferrari" gab ihr Wettbewerbsdebüt mit Fahrzeugen von Alfa Romeo. "Man kann mit allen Sinnen die Technik dieser Fahrzeuge erleben", schwärmt Kogler mit Augen, die so leuchten wie die Scheinwerfer eines "Alfa Bertone". "Alfa Romeo hat Maßstäbe im Motorenbau gesetzt, auch bei den großen Rennen", schwärmt der gelernte Kfz-Mechatroniker, der nicht nur mit den Initialen seines Vor- und Zunamen dem "Autohaus K.U.K." seinen ganz persönlichen Stempel aufdrückt.
Seit 1994 hat sich Koglers Werkstatt nach und nach überregional einen Namen gemacht. Von Inspektions- und Reparaturservice über Karosseriearbeiten und Fahrzeuglackierung über die Arbeit als Sachverständigenbüro bis zu einem fast schon europäischen Spezialisten für professionelle Oldtimer-Restauration hat sich das Autohaus entwickelt.
Der begeisterte Motorradfahrer und "positiv verrückte" Oldtimer-Fan verbindet Leidenschaft mit Begeisterung für die "Biscione", wie die Traditionsmarke in Italien in Anlehnung an den grünen Visconti-Drachen im Logo genannt wird. Dass die Koglers so auf Alfa Romeo abfahren, sei die Schuld von Mitarbeiter und "Alfista" Karl-Heinz Winter. "Er kennt die Alfa Romeo in- und auswendig. Jede Schraube, jeden Motor. Das ist der Wahnsinn. Sein jahrzehntelanges Wissen ist unbezahlbar."
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Und auch sein Sohn Marvin meint, dass ein Alfa mehr Emotionen in einem Türgriff hat, als andere Hersteller in ihrer gesamten Fahrzeugflotte. Marvin hat Maschinenbau studiert, ist nach ersten erfolgreichen Berufsjahren seit Oktober vergangenen Jahres mit Winter vor allem für die Restauration von Oldtimern verantwortlich und fährt seit vielen Jahren selbst Auto- rennen. Natürlich in einem 300 PS starken Alfa Romeo 156 GT.
Beim Rundgang durch "Koglers Reich" ist die Marke Alfa Romeo, die 1910 im mailändischen Portello ihren Ursprung hatte, dauerhaft präsent. Beim ersten Blick auf die Unterstellplätze im Hinterhof könnte so mancher Schrottplatzbesitzer neidisch werden. Fahrzeuge mit bemoosten Autoscheiben und angerostete Karosserien ohne Motor sind dort zu sehen. Doch weit gefehlt, denn nur der Laie staunt über die vermeintlichen "Autowracks". "Ich kann Tote zum Leben erwecken", sagt Kogler lächelnd über diese Autos und untermauert diesen Satz später in eindrucksvollen "Vorher-Nachher-Bildern" von fertigen Projekten für Kunden in ganz Europa.

So wie von einem "Alfa Romeo Bertone", der aus der Schweiz angeliefert wurde und eigentlich keine Überlebenschance hatte. Oder ein MG Midget mit Brandschaden, dessen Motor überholt und das komplette Fahrzeug zerlegt und neu lackiert wurde, inklusive Innenausstattung und Dach. Kurios wird es nochmals in einem anderen Teil der Werkstatt, in dem die Sicht durch Holzstaub vernebelt ist. Auch kein alltägliches Bild, dass ein Schreiner in der Kfz-Werkstatt ein Auto restauriert. "Es ist ein Oldtimer MG aus dem Jahr 1936. Über das Holzgestell, das rekonstruiert wird, kommt später Blech", berichtet Kogler.
Ein gutes Netzwerk für Originalersatzteile und besondere Arbeiten sei genauso wichtig wie die unendlichen Möglichkeiten in der Karosserieabteilung, bei der Lackierung mit Versiegelung oder Polsterung. Weniger als eine Handvoll Richtwinkelsätze für bestimmte alte Alfa-Romeo-Typen gäbe es deutschlandweit. Einer davon steht in Epfenbach. "Für die Reparatur, Fluchtung und Rekonstruktion unerlässlich", informiert Kogler, der dort aktuell einen "Alfa" aus den Niederlanden erneuert.
Zu jedem Pkw könnte er eine Anekdote erzählen. So wie vom Bauingenieur, der mit seinem Alfa immer nur wenige Kilometer zum Bau des Olympiastadions im Jahr 1972 gefahren ist, wovon noch ein Durchfahrtsaufkleber zeugt. "Sein Sohn hat ihn uns verkauft und hat nur den Wunsch, die erste Fahrt nach der Restaurierung zu machen." Stolz zeigen Marvin und sein Vater einen weißen Alfa Romeo Giulietta Spider, Baujahr 1962 – oder was davon übrig geblieben ist. "Bereits verkauft", sagt Kogler. "Man glaubt nicht, wie viele Oldtimerfreunde es gibt, die viel Geld für solche seltenen Autos bezahlen." Scheunenfunde, zufällige Schnäppchen oder Oldtimer-Treffen: Überall spielten Emotionen eine Rolle. Diese machen gerade beim Unternehmen Alfa Romeo den Unterschied, das vor allem früher Autos "kreierte und nicht nur produzierte".
Bis 2030 wird mit etwa 1,7 Millionen zugelassenen Oldtimern gerechnet. Das beinhaltet alles, was bis zum Jahr 2000 gebaut wurde, also ein "Prius" oder die "A-Klasse" statt "Giuletta" oder "Isetta". Schön im klassischen Sinn sind diese dann eher nicht mehr, aber auch in Zukunft wird es für die Koglers wohl keine eleganteren Autos als die von Alfa Romeo geben.