Neidenstein sagt Ja zur Gewerbefläche für Lebensmittelmarkt
Knapper Schulterschluss mit dem Schreinerdorf. Eine Änderung des Regionalplans gibt es auch für den "Epfenbacher Berg".

Von Berthold Jürriens
Neidenstein. Gleich zwei wichtige Entscheidungen, die die Dorfentwicklung betreffen, standen auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Dabei ging es in beiden Beschlüssen um die Änderung im einheitlichen Regionalplan Rhein-Neckar. Bürgermeister Frank Gobernatz erklärte sich für befangen, da ein naher Verwandter auf dem Gelände Grund besitze, sagte er. Somit übernahm sein erster Stellvertreter Hans-Dieter Kretzler den Vorsitz bei diesem Thema.
Spannend war die Abstimmung zur Aufnahme einer Gewerbefläche auf Gemarkung der Nachbargemeinde Eschelbronn zur Ansiedlung eines Supermarktes als gemeinsames Projekt des Schreiner- und des Burgdorfs. "Nur unter Voraussetzung, dass beide Gemeinden das Projekt gemeinsam verfolgen, kann die Ansiedlung des Vollsortimenters in Eschelbronn im Regionalplan Erfolg haben", erklärte Kretzler. Bekanntlich liege der Verwaltung aber auch eine Anfrage eines Discounters zum Bau eines Marktes mit bis zu 800 Quadratmeter Verkaufsfläche auf einer bereits bestehenden Gewerbefläche in Neidenstein vor.
"Welcher Markt kommen wird, ist noch nicht klar", sagte Kretzler, der ergänzte, dass man sich mit dem Beschluss auch weiterhin die Option erhält, in zentraler Lage im Ort einen zeitgemäßen Lebensmittel-Einzelhandelsbetrieb ansiedeln zu können. Bekanntlich handelt es sich bei dem Unternehmen um Edeka, das sich zwischen den beiden Ortschaften ansiedeln möchte, während der Discounter Norma direkt im Burgdorf Fuß fassen möchte.
"Wir sind nicht unterversorgt, und unsere Nahversorger werden das Nachsehen haben", befürchtete Grolms, der erinnerte, dass in früheren Zeiten Edeka den Kampf hier in der Region gegen Rewe verloren hatte. "Hier spielt nun auch die Verdrängung eine Rolle." Auch möchte er nicht das Signal setzen, dass "wir die Nahversorger alleine lassen". Von "richtigen Bauchschmerzen" sprach Rätin Nina Walter. "Am liebsten wäre ich bei dieser Abstimmung nicht dabei", gestand sie. Sie möchte Eschelbronn keine Steine in den Weg legen, für das der Vollsortimenter sicher perfekt wäre. "Für uns ist es aber der falsche Zeitpunkt. Und egal, wie ich entscheide, es wird nicht richtig sein."
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Neben der Kritik der "Zersiedelung" und dass die Grundversorgung auch durch Rewe, Lidl und Aldi in Waibstadt beziehungsweise in Meckesheim gesichert sei, gab es aber auch Zustimmung, gerade im Hinblick darauf, dass man sich die Option im eigenen Ort offen lassen will. Am Ende stimmte eine knappe Mehrheit von sechs Gemeinderäten bei vier Gegenstimmen für die Aufnahme der Gewerbefläche.
Zuvor hatte das Gremium darüber debattiert, den Siedlungsbereich ,Epfenbacher Berg‘ in nördlicher Richtung "maßvoll zu erweitern und den in der Raumnutzungskarte dargestellten "schützenswerten Bereich für Landschaft und Natur" in einer Größe von 2,8 Hektar zurückzunehmen. Kretzler erinnerte daran, dass diese Fläche früher bereits im Regionalplan enthalten war und dass sich der errechnete Bedarf von Wohnbauflächen für die nächsten Jahre auf zwei Hektar beläuft. "Wir lassen uns mit der Zurücknahme der Fläche nur die Möglichkeit offen, falls eine Siedlungsentwicklung notwendig sein sollte." Peter Grolms erinnerte an Leerstände im Ort und plädierte dafür, dass man auch eine Nachverdichtung verfolgen sollte. Für Jörg Engelhardt ist die innerörtliche Entwicklung wichtig. "Mit zu viel Vorratsfläche tue ich mich schwer." Frank Kress sieht die betroffene Fläche als möglicherweise "letztes Baugebiet neben den Krautgärten".
Am Ende gab es eine Enthaltung sowie eine Gegenstimme, sodass der Änderung zugestimmt wurde.