Der Wettbewerb bei der "Flohmarktine" kommt ins Fernsehen
TV-Sender drehte in der Bad Rappenauer Mühltalhalle für eine neue Serie.

Von Christiane Barth
Bad Rappenau. Der "Desigual"-Mantel war ein Geschenk an die Mutter, die ihn jedoch nie getragen hat. Jetzt hängt er da, 30 Euro soll das gute, ja neuwertige Stück noch kosten. Es dürfte bald verkauft sein, denn Größe 42 – oder eben L – geht auch als Ware aus zweiter Hand gut, weil die Kleidungsstücke mit größeren Schnitten eher selten auf Flohmärkten zu finden sind. "Flohmarktine – Frauenflohmarkt mit Herz" war nun schon zum zweiten Mal in der Mühltalhalle: Alles wie bei der Premiere 2021? Oder doch nicht?
Zwei Frauen fallen auf unter den rund 70 Ausstellerinnen, denn sie werden auf Schritt und Tritt von einem Filmteam begleitet, das die Kamera stets im Anschlag und das Mikrofon weit ausgefahren hat. Die beiden Frauen, das sind Yasmin Stahn aus Nürnberg und ihre Freundin Elnaz Jakobi aus Karlsruhe. Stahn war bereits Teilnehmerin in der TV-Serie "Shopping Queen" des Senders VOX und hat ein Faible für Fernsehformate wie dieses: "Mir machen solche Geschichten sehr viel Spaß", gesteht sie.
Stahn ist Hauptdarstellerin einer Folge der neuen Serie "Alles muss raus", die 2023 bei Sat.1 gesendet werden soll. "Eine gute Gelegenheit, meinen Kleiderschrank auszumisten", dachte sie sich also. Über die Sozialen Medien stieß sie dann auf einen Aufruf des Senders "ProSieben-Sat.1", der für seine neue Serie Teilnehmerinnen suchte. Stahn ist Bloggerin für Mode und "Beauty", teilt ihre Erfahrungen täglich mit ihren "Followern" und dachte damals: "Das ist genau das Richtige für mich." Und tatsächlich wirkt sie beim Dreh sehr professionell, lächelt gekonnt ins Bild, spricht ihre Sätze klar und scheint keinerlei Scheu vor der Kamera zu haben.
Der TV-Sender dreht auf mehreren Flohmärkten in ganz Deutschland, und Stahn hat vier Konkurrentinnen, die bei anderen Flohmärkten in Deutschland ebenfalls auf Schritt und Tritt begleitet werden. Gefilmt wird nicht nur beim Basar in der Halle, sondern auch vor dem Kleiderschrank der Kandidatinnen, die vom Filmteam außerdem beim "Ausmisten" begleitet werden. Gewonnen hat am Ende die Kandidatin, die am meisten verkauft hat. Ermittelt wird also die Wochensiegerin.
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Stahn rechnet sich gute Chancen aus. Im Hauptberuf ist sie Pflegefachkraft, doch die Mode ist ihr großes Hobby. Vor allem, was die Größen in den oberen Bereichen angeht. Als Kamera und Mikro auf sie gerichtet sind und sie erklären soll, wie sie ihr Verkaufsziel erreichen will, lächelt sie in gewinnender Art in die Kamera und sagt selbstbewusst: "Wir haben hier den einzigen ,Plus-Size‘-Stand, der als solcher ausgeschildert ist. Wir wollen auf jeden Fall versuchen, die Menschen hier anzusprechen." "Aktiv" will sie also auf die Kundinnen zugehen, diese ermuntern, die Kleidungsstücke nicht nur zu begutachten, sondern auch anzuprobieren.
Das Fernsehteam ist aus Berlin angereist und will zum geplanten Sendeformat nicht viel verraten. Warum die Mühltalhalle in Bad Rappenau als Drehort ausgesucht wurde? "Wir wollten einfach einen besonderen Flohmarkt für unsere Protagonistinnen haben", sagt ein Redakteur und verrät dann doch noch: "Wir bleiben bis zum Schluss, bis alles verkauft ist."
Lukas Kochanski, Organisator des Frauenflohmarkts, ist sehr zufrieden mit der Resonanz, wenngleich zwischen den Reihen noch Luft ist. "Das täuscht. Hier ist genauso viel los wie auf den anderen Frauenflohmärkten, aber die anderen Hallen sind kleiner", erklärt er. Zwar könnte man in der Mühltalhalle noch deutlich mehr Tische unterbringen. "Aber dann wäre das Warenangebot zu unübersichtlich und zu groß", meint Kochanski, der die Ausstellerinnen vor dem Einlass ein wenig "briefte", also vorbereitete: Kundinnen, die ein Teil anprobieren und einen der Spiegel in den Umkleidekabinen der Halle nutzen wollten, sollten unbedingt ein Pfandstück hinterlassen. Auch, dass die Mund-zu-Mund-Propaganda das wichtigste Werbemittel für die "Flohmarktine" sei, teilt der Organisator den Ausstellerinnen als kleine Einführung auf den Verkaufstag vor dem offiziellen Einlass mit. Kochanski macht auch auf den Dreh aufmerksam und merkt an: "Dass heute ein Fernsehteam dabei ist, ist euch allen zu verdanken, weil die Aufmerksamkeit für die Frauenflohmärkte derzeit sehr groß ist."
Die übrigen Ausstellerinnen stören sich nicht daran, dass außer den Besucherinnen – vielen potenziellen Kundinnen also – auch ein Fernsehteam durch die Reihen läuft. Maren Mannsperger aus Sinsheim beispielsweise meint: "Das ist mal was anderes." Zwei junge Frauen aus Kronau sind zum ersten Mal dabei, haben 45 Euro Standgebühr bezahlt und hoffen, dass sie das Geld wieder reinbekommen. Die Größe ihrer Secondhand-Kleidung: 38 und kleiner.