Angelbachtal/Waibstadt

Werkrealschulen kämpfen gegen ein schlechtes Image

Immer weniger Schüler besuchen Werkrealschulen - Auch die Sonnenbergschule in Angelbachtal verzeichnet Rückgänge

02.03.2020 UPDATE: 03.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Rektor Ulrich Schwenk zeigte beim Tag der offenen Tür Interessierten die Vorzüge der Werkrealschule. Hier können Schülerinnen und Schüler nach ihrem Hauptschulabschluss den Realschulabschluss anstreben. Foto: Ralf März

Von Ralf März und Anjoulih Pawelka

Angelbachtal/Waibstadt. Für die Werkrealschulen wird es immer schwieriger, ihre Schülerzahlen zu halten. Besuchten laut Statistischem Landesamt vor zehn Jahren in ganz Baden-Württemberg noch rund 152.000 Schüler eine Werkrealschule, sind es nach neuesten Daten von 2018/2019 nur noch rund 50.000. Auch, weil es immer weniger Werkrealschulen gibt. Dass die Zahlen so sinken, hat schon vor der Einführung der Gemeinschaftsschulen begonnen.

Zu kämpfen haben die wenigen verbliebenen Werkrealschulen häufig mit einem schlechten Image, bestätigte der Rektor der Angelbachtaler Sonnenbergschule, Ulrich Schwenk, am Informationsabend der Schule im Gespräch mit dieser Zeitung. Die meisten Kinder würden deshalb seit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung eher an Realschulen oder Gymnasien angemeldet. Mancher Schüler kämen dann später nach vielen schlechten Noten frustriert zurück, erklärte der Rektor.

Verbunden damit waren in den letzten Jahren auch sinkende Schülerzahlen. Knapp 90 Werkrealschüler besuchen die Angelbachtaler Schule derzeit. Werden es weniger, könne es passieren, dass verschiedene Klassenstufen in Nebenfächern wie Sport oder Religion zusammen unterrichtet werden müssen, sagte Schwenk, der durchaus eine Zukunft für die Werkrealschule sieht und auf ein Umdenken in der Bildungspolitik hofft. Deutlich machte er, dass die Schule Bestandsschutz habe, sie derzeit auch bei niedrigen Schülerzahlen nicht geschlossen werden könne. Wie sich die Schülerzahlen im kommenden Jahr entwickeln, werde erst nach Abschluss der Schulanmeldephase klar sein. Schwenk geht derzeit von konstanten Schülerzahlen aus.

Auch Klaus Sauer, Schulleiter an der Realschule Waibstadt, sieht durchaus eine Berechtigung für die Werkrealschulen. Schwächere Schülerinnen und Schüler könnten auf diesen besser gefördert werden – zumindest so lange es diese Form der Schule noch gebe. Das Wegfallen der verbindlichen Grundschulempfehlung macht sich auch an der Realschule bemerkbar. Es kämen auch Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern, die vielleicht auf einer Werkrealschule oder einer Gemeinschaftsschule besser aufgehoben wären. Ablehnen kann er diese nicht. Er und sein Team können nur Empfehlungen aussprechen. "Es geht uns um das Weiterkommen der Kinder", erklärt Sauer. Kinder bräuchten Erfolgserlebnisse, schlechte Noten, weil das Niveau zu hoch sei, würden zu Unlust und Frustration führen.

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Die Waibstadter Realschule selbst hat, anders als viele der Werkrealschulen, keine Probleme mit den Schülerzahlen. In den vergangen beiden Schuljahren stieg die Zahl sogar wieder. Daher gibt es in einigen Klassenstufen jetzt sogar vier Klassen. Das sieht Sauer als großen Vorteil. Denn ist eine bestimmte Zahl an Schülern erreicht, muss die Klasse geteilt werden. Dadurch gäbe es dann zwar mehr Klassen, diese seien aber auch kleiner. Einige Schüler wechseln nach einiger Zeit dann aber auf eine andere Schule. Für wen das normale Realschulniveau zu schwer sei, kann dann zum Beispiel auf die Gesamtschule nach Helmstadt oder Epfenbach wechseln oder eben auf die Werkrealschule in Angelbachtal. "Wir sehen das nicht als Abschulung", sagt Sauer.

Sorgen über die Zukunft der Sonnenbergschule machte man sich jüngst auch im Gemeinderat: Frank Reinbold hatte im Rahmen der Haushaltsberatungen und mit Blick auf die immer höheren ungedeckten Kosten für die Schule (die Landeszuweisungen hängen von den Schülerzahlen ab) auch Kooperationen mit anderen Schulen im Umkreis angeregt.

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