Sind auch mehr Elektro-Geräte und Fotovoltaikanlagen Schuld?
Langsam wird’s irre: Diesmal waren Erdarbeiten der Auslöser für den großflächigen Ausfall.

Sinsheim. (tk) Langsam wird’s irre: Stromausfall Nummer acht binnen weniger Monate hat am späten Dienstagvormittag weite Bereiche Sinsheims und mehrerer Stadtteile kurzfristig lahmgelegt. Laut Netzbetreiber NetzeBW war diesmal bei Erdarbeiten in der Steinsfurter Giebelstraße "ein Erdkabel beschädigt" worden, woraufhin um 11.12 Uhr großflächig der Strom ausgefallen sei. Exakt vor einer Woche war Stromausfall Nummer sieben: Damals hatte wohl ein Blitzeinschlag am Verteiler im Birkenauer Hof dafür gesorgt, dass das Netz – ebenfalls großräumig – in die Knie ging.
Folge war am Dienstag die ewig gleiche Routine: Warn-Apps auf Smartphones schlugen an, Feuerwehrhäuser wurden notbesetzt, stellenweise funktionierte kein Mobilfunk. Die Liste der betroffenen Stadtteile klingt altbekannt, wie immer erwischte es Adersbach, Ehrstädt, Hasselbach, Reihen, Steinsfurt und Sinsheim-Ost; Meldungen gab es allerdings auch aus Rohrbach und Hilsbach.
Auch das Kreiskrankenhaus war von dem Ausfall betroffen, ebenso das Technik-Museum. Einen Anlaufpunkt bei Notfällen in der Oststadt schuf die Feuerwehr zum wiederholten Mal mithilfe eines im Bereich Merianstraße/Alte Waibstadter Straße bereitstehenden Einsatzfahrzeugs.
"Durch Schaltmaßnahmen" habe der Entstördienst der NetzeBW die Versorgung Schritt für Schritt wieder herstellen können, hieß es dort am Nachmittag auf Anfrage. Die ersten Gebiete hätten bereit nach kaum mehr als 30 Minuten wieder Strom gehabt; Vollversorgung sei dann gegen 12.45 Uhr wiederhergestellt gewesen.
Stromausfall Nummer sechs hatte bereits im Juni ein Krisentreffen von NetzeBW, Stadtwerken, Verwaltungsspitze und Ortsvorstehern nach sich gezogen: Die nicht-öffentliche Runde im Rathaus hatte es von geplanten Modernisierungen im Sinsheimer Stromnetz, wofür bis ins Jahr 2026 rund 15 Millionen Euro in die Hand genommen werden müssten.
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Dabei handle es sich unter anderem um Modernisierungen am erst vor fünf Jahren modernisierten Umspannwerk in der Schwarzwaldstraße sowie den Austausch älterer Massekabel durch solche mit widerstandsfähiger Isolierung. Bereits bestehende, von der NetzeBW als "intelligent" bezeichnete digitale Netzstationen, würden ausgebaut, darunter in Hasselbach. Diese lieferten Daten über den Netzzustand und ließen schnellere Diagnosen und Umschaltungen zu.
Und doch schien es nach dem jüngsten Stromausfall mehr Fragen als Antworten zu geben. Und doch war am Dienstag die Verwunderung groß, weshalb gleichermaßen der Schaden an maroden Kabeln als auch Blitzschlag sowie Erdarbeiten erst in jüngster Zeit – und trotz vermeintlicher digitaler Verbesserungen – zu einer Häufung an Stromausfällen führen, die noch dazu immer nach dem selben Muster abzulaufen scheinen und zumeist immer dieselben Stadtteile treffen. Viele Jahre lang gab es so etwas nicht.
Das teilweise 60 und mehr Jahre alte Netz dürfte bereits vor zehn Jahren marode gewesen sein, wurden Zweifel laut am Rand eines Termins mit Ortsvorstehern und Verwaltungsvertretern in der Sinsheimer Innenstadt am späten Dienstagvormittag. Merkwürdigerweise sei eine massive Häufung von Stromausfällen mit unterschiedlicher Ursache bei nahezu gleicher Auswirkung erst seit einem knappen Dreivierteljahr feststellbar.
Unter vorgehaltener Hand wurden auch "eine steigende Zahl elektrischer Geräte" sowie eine wachsende Zahl von Fotovoltaikanlagen als Einflussfaktoren der Überlastung in dem seit Jahren nicht ausreichend modernisierten und angepassten Netz genannt. Ein Verwaltungsbeamter, dessen Name der Redaktion bekannt ist, meinte: "Das ist politischer Wille, deshalb wird darüber nicht gesprochen."