Eröffnung mit Charme-Offensive (plus Video)
Einschränkungen wegen der Bauarbeiten in der östlichen Innenstadt

Fohlenmarkt-Impressionen (v.l.o.n.r.u.): Bautätigkeiten im Schwimmbadweg verändern die Feiermeile. Der Hahn saß mit einem Schlag im Fass. Der Rummel ist gut bestückt. Die Stadtkapelle intonierte mit Witz. Als Gimmick wurde Heimattage-Wurst präsentiert. Fotos: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Der Fohlenmarkt ist eröffnet: Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft, Stadt-Schickeria und Festlesgänger in großer Zahl genossen beim gestrigen Fassbieranstich in der Elsenzhalle lupenreine Volksfeststimmung. Die 104. Auflage des Fests muss wegen der Bauarbeiten in der östlichen Innenstadt mit einigen Einschränkungen zurecht kommen, die aber ab den ersten Minuten mit einer Art Charme-Offensive kaschiert wurden.
Zum Auftakt: Zünftig, mit Witz - und betont böhmisch ging es da zu: Die Stadtkapelle unter der Leitung von Werner Freiberger intonierte Stücke wie "Mein Heimatland", den "Böhmischen Traum" und den "Böhmerwald Walzer". Bei "Rosamunde" und dem "Schneewalzer" - augenzwinkernd im Duett mit Silke Gmelin vorgetragen - flogen dem Ex-Kantor die Herzen zu. Zum Schluss dirigierte Oberbürgermeister Jörg Albrecht den "Erzherzog Albrecht Marsch", eine drei Jahre junge Fohlenmarkt-Tradition. Den Ehrengästen aus Bund, Land und Kommunen wurde ein Weißwurstfrühstück serviert. Zehn Bürgermeister gaben sich die Ehre. Der Bierpreis auf dem Fohlenmarkt liegt unverändert bei drei Euro für die Halbe Zuzenhäuser Dachsenfranz-Pils.
Als Gimmick wurde "Heimattage-Wurst", versehen mit dem Logo der Landesveranstaltung, ausgegeben; die erste Charge aus Fleischerinnungs-Produktion umfasste 200 Dosen. Ihr Inhalt? Leberwurst, bekanntlich die Lieblingssorte von Jörg Albrecht.
Die Heimattage 2020 warfen ihre Schatten auch anderweitig voraus. Noch stärker als sonst war das Fest in der städtischen "Corporate Identity" geschmückt; ein letztes Mal vor dem Heimattage-Jahr. Schon im Spätjahr soll das Festgelände mit dem Freibadvorplatz umfassend saniert werden; 2019 gibt es dann nur einen "Fohlenmarkt Light". Die Verschnaufpause, sagte OB Albrecht zur RNZ, wolle man nutzen, um 2020 "in die Vollen" zu gehen und "etwas bieten, worauf das Land stolz sein" kann. Dies auch in Sachen Fohlenmarkt, so Albrecht.
Auch interessant
Veränderungen in diesem Jahr sind besonders im Schwimmbadweg augenfällig. Zwar gelangt man dort zu Fuß in Richtung Festplatz, und die Stadtverwaltung war sichtlich bemüht, noch kurz vor Festbeginn einen attraktiven Schotterweg entlang des Ilvesbachs zu gestalten. Allerdings reduziert sich die Zahl der Markthändler, die dort vor allem am Sonntag aufbaut, um etwa die Hälfte auf rund 65 Stände. Zu den Sportstätten gelangt man auch mit dem Auto auf einer Umleitungsstrecke, die an der Elsenzhalle vorbei in Richtung Jugendhaus führt. Alle Änderungen sind gut lesbar und verständlich ausgeschildert. Das Feuerwerk wurde gestern wieder im Wiesental anstelle des Stiftsgeländes angesetzt, nachdem im vergangenen Jahr Kritik laut geworden war, man habe es nicht gesehen.
Der Rummelplatz von Schausteller Willi Lowinger wirkt trotz geringer räumlicher Einbußen kaum kleiner. Es war sogar möglich, ein Riesenrad zu stellen. Unter den zahlreichen Buden und Fahrgeschäften finden sich "Airbrush-Tattoos", Bogenschießen, Autoscooter und eine Geisterbahn. Ein Familientag ist am Montag geplant.
Trübes Wetter, so nannten es die einen. Die anderen, darunter OB Albrecht, nannten es "ideales Festwetter". Tatsächlich war weder Schwitzen noch Frieren angesagt. Fielen tagsüber kleinere Regenschauer, waren diese warm und kurz und kaum störend. Tatsächlich bestätige sich eine alte Markthändler-Faustregel, das sagt zumindest Spielzeughändler Franz Deberle, dessen Familie schon seit 1955 einen Fohlenmarkt-Stand betreibt: "Bei solchem Wetter kommen die Älteren lieber", hat Deberle beobachtet: "Und die geben mehr Geld aus."