Interroll baut ein neues Werk bei Obrigheim
Viele Mitarbeiter sollen künftig dort arbeiten – Standort Sinsheim gesichert

Rund 300 Mitarbeiter sind momentan bei Interroll in Sinsheim tätig. Eine größere Zahl könnte künftig im neuen Werk bei Obrigheim arbeiten. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Sinsheim/Obrigheim. Diese Meldung hat viele überrascht: Interroll baut ein neues Werk in Obrigheim-Asbach. Bis zum Januar 2021 sollen im Industrie- und Gewerbepark "TECH-N-O" an der B 292 15.000 Quadratmeter Produktionsfläche und rund 1700 Quadratmeter Bürofläche entstehen, 40 Millionen Euro werden dafür investiert. Förderer, die bislang in Sinsheim gefertigt wurden, sollen künftig in Asbach produziert werden. Ein größerer Teil der Sinsheimer Belegschaft könnte künftig im neuen Werk arbeiten. In Sinsheim selbst sollen künftig Sortieranlagen entstehen, die Zahl der Angestellten wird sich verringern.
Noch im Herbst hatte Interroll bekannt gegeben, bei Kronau im großen Stil zu investieren. Hier hat sich nun eine Wende ergeben: Das dort bestehende Werk mit rund 60 Mitarbeitern wird geschlossen, die Produktion von Gurtkuven und Spiralliften wird ebenfalls nach Asbach verlagert. "Langfristige Wachstumsüberlegungen" seien in Kronau nicht umsetzbar gewesen, erklärt Pressesprecher Martin Regnet auf RNZ-Nachfrage. Und auch in Sinsheim sei eine Erweiterung im Hinblick auf einen sinnvollen Produktionsprozess nicht möglich gewesen. Neben größeren Gewerbeflächen, die in Sinsheim momentan nicht verfügbar sind, spielte sicher auch der Grundstückspreis eine Rolle: In Sinsheim kostet der Quadratmeter voll erschlossenes Bauland für Betriebe etwa 100 Euro, in Asbach 42 Euro.
In der Summe werde die Zahl der Interroll-Mitarbeiter wachsen, in Sinsheim sinke aber die Zahl der Beschäftigten. An die 300 Personen sind hier aktuell tätig, "eine höhere zweistellige Zahl" von ihnen könne laut Regnet künftig in Asbach arbeiten. Eine genauere Zahl konnte der Pressesprecher nicht nennen. Mit Sparmaßnahmen habe dieser Schritt nichts zu tun. Vielmehr sei man in Sinsheim an die Kapazitätsgrenze gestoßen. So wurde beispielsweise bereits ein Zelt auf dem Betriebsgelände aufgestellt, und zusätzliche Räumlichkeiten wurden angemietet, beispielsweise in der Neulandstraße. Vor diesem Hintergrund sei es sinnvoll, die Fertigung einzelner Produkte neu aufzuteilen. Künftig sollen deshalb in Sinsheim Sortieranlagen gebaut werden, die beispielsweise in Logistikzentren Pakete sortieren.
Im Betriebsrat des Sinsheimer Werks sieht man die Entwicklung grundsätzlich positiv, erklärt Steffen Müller: "Die Arbeitsplätze bleiben in der Region", freut sich der Betriebsrat. Eine gewisse Unruhe in der Belegschaft sei aber zu spüren. So gebe es eine Reihe von Befürchtungen, unter anderem, dass in dem neuen Werk in Asbach Arbeitsplätze wegrationalisiert würden. Darüber hinaus sei die Fahrstrecke ein Thema: Einige Mitarbeiter, die momentan in Sinsheim arbeiten, wohnten im Heilbronner Raum oder im Odenwald - für jene sei die Verlagerung positiv. Mitarbeiter aus Sinsheim oder Wiesloch reagierten weniger erfreut. "Große Fragezeichen" gebe es, was die genaue Zahl der Mitarbeiter anbelangt, die künftig in Asbach arbeiten könnten. Diese stehe noch nicht fest.
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Prinzipiell positiv sieht auch Oberbürgermeister Jörg Albrecht die Entwicklung. Zwar wäre es aus seiner Sicht schöner gewesen, wenn die Zahl der Arbeitsplätze in Sinsheim erhalten bliebe. Gut sei aber, dass mit dem Ausbau der Sortiertechnik der Standort gesichert werden könne.
Vor ziemlich genau zehn Jahren war der Spatenstich für das Werk in unmittelbarer Nähe zum Stadion erfolgt. Im Jahr 2010 zogen Produktion und Verwaltung an den neuen Standort; davor waren sie in vier Standorten gegenüber des Technik-Museums untergebracht.