Bad Rappenau-Heinsheim

Sanierung der ehemaligen Synagoge nimmt weiter Formen an

Baugenehmigung für Nebengebäude erteilt

29.01.2019 UPDATE: 30.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Von außen erstrahlt die ehemalige Synagoge in Heinsheim wieder in neuem Glanz. Nun soll es im Inneren an die Empore und an das Dachgewölbe gehen. Außen soll derweil noch das Nebengebäude errichtet werden. Fotos: Falk-Stéphane Dezort

Von Falk-Stéphane Dezort

Bad Rappenau-Heinsheim. Seit der Gründung im Jahr 2012 verfolgen die Mitglieder des Vereins "Ehemalige Synagoge Heinsheim" ein Ziel - sie wollen aus dem jüdischen Gotteshaus einen Ort der Erinnerung, des Dialoges und der Kultur machen. 2013 haben sie das Gebäude, das einst abgerissen werden sollte, gekauft und im Sommer 2014 folgte mit der Dachsanierung der erste "existenziell wichtige" Schritt auf dem Weg zu einem Kulturzentrum. "Wir haben eine breite Unterstützung erfahren", blickt Schriftführer Bernd Göller auf die Anfänge zurück.

Nachdem nun auch die Fassadensanierung abgeschlossen und der Vorplatz mit Schotter bestückt worden ist, stehen jetzt die Innensanierung und die Errichtung des neuen Nebengebäudes auf dem Plan. Und die beiden Vorhaben haben es in sich, auch weil der Verein zeitlich unter Druck steht. "Nun stehen wir vor unserem wichtigsten Jahr", meint Beisitzer Eduard Muckle. Bis Jahresende muss das Nebengebäude stehen, da ansonsten die bereits zugesagte Förderung aus dem Landesprojekt "Entwicklung Ländlicher Raum" (ELR) erlischt. Ebenso verhält es sich mit Förderungen, die den Abriss der ehemaligen Toilette im Inneren der Synagoge sowie die Errichtung einer Empore inklusive Spindeltreppe, den Abriss der Zwischendecke und einem aus Holz nachgebauten Dachgewölbe finanziert.

Beim Nebengebäude können zeitnah Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dem Verein wurde gestern die Baugenehmigung erteilt, erklärt Göller. "Wir wollen noch im Januar in die Ausschreibung gehen", meint Muckle. Das Büro Gomer aus Eppingen-Adelshofen übernimmt für den Verein die Bauleitung und betreut die Vergabe. Die Gewerke vergibt aber der Verein. "Wir wollen regionale Firmen einbeziehen", betont Muckle. Auch die Johann-Jakob-Widmann-Schule aus Heilbronn soll bei den Bauarbeiten mitwirken. "Die Lehrlinge brauchen auch Übung", weiß Göller. Und es sei besser, dass sie an etwas lernen, das "sie noch ihren Enkelkindern zeigen können".

Für den Verein stets aktiv (v.l.): Beisitzer Eduard Muckle, zweiter Vorsitzender Hans-Eckard Bucher und Schriftführer Bernd Göller.

Entstehen soll ein eingeschossiges Gebäude mit 5 mal 7,5 Metern Grundfläche, einer Verkleidung aus Holzlamellen sowie einer Begrünung auf dem Dach. "Es ist ein Gewinn für die Wertigkeit der Anlage in der Optik", meint Muckle, der das Nebengebäude mitgeplant hatte. Die Gesamtkosten für den Neubau, in dem Sanitäranlagen und ein Lagerraum untergebracht werden sollen, liegen bei rund 150.000 Euro. "Ohne Zuschüsse, Gelder aus öffentlicher Hand und Spenden ist das nicht zu schaffen", betont Göller. Ein besonderer Dank gelte der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus, die dem Projekt mit ihrer Zuwendung "über den Berg geholfen" habe.

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Das Gesamtprojekt beziffert der Verein "Ehemalige Synagoge Heinsheim" mit rund 450.000 Euro, von denen 250.000 in das bestehende Gebäude und 50.000 in die Außenanlage fließen. Zur Umsetzung des kompletten Vorhabens fehlen dem Verein noch rund 90.000 Euro. Doch man wolle nun vorrangig die zuschussabhängigen Arbeiten erledigen und den Rest, beispielsweise die Wand- und Bodensanierung in der Synagoge, ruhen lassen. "Bis irgendwo wieder ein Tor auf geht", bekräftigt Göller. Dennoch sehe der Verein Licht am Ende des Tunnels. "Wir wollen vor ,Stuttgart 21’ fertig werden", scherzt der Beisitzer. "Mitte 2020 ist das Ziel."

Doch neben den ganzen Bauarbeiten hat der Verein auch wieder ein breit gefächertes Kulturprogramm auf die Beine gestellt. Den Auftakt macht am Donnerstag, 28. Februar, 19 Uhr, die Veranstaltung "Vom Dialog zum Trialog" im katholischen Gemeindehaus in Heinsheim. "Wir wollen den jüdisch-christlichen Dialog unter Einbeziehung der Muslime erweitern", erklärt Bernd Göller. "Die drei Buchreligionen sollen auf Augenhöhe ins Gespräch kommen." Erstmals findet das Projekt, das die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus ins Leben gerufen hat, außerhalb der Landeshauptstadt statt. "Wir sind ein Pilotprojekt", freut sich Göller. Insgesamt findet der Trialog an drei Terminen statt (29. Februar, 9. April, 25. Juni).

Ebenso stehen noch ein Klezmer-Konzert mit dem Duo "Adafina" am 29. März und "Yid du partizaner - Lieder vom jüdischen Widerstand" am 16. Mai auf dem Programm. Die Mitgliederversammlung findet am Dienstag, 19. März, 19.30 Uhr, im Hotel Häffner statt.

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