Eppingen testet die Brettener Straße als Fußgängerzone
Vorweihnachtsbescherung mit dem Poller: Gemeinderatsmehrheit will noch in diesem Jahr die temporäre Fußgängerzonen testen, Verzögerungen beim Parkhausbau

Der ausfahrbare Poller zur Sperrung der Brettener Straße ist längst eingebaut. Autofrei genießen können Besucher die Einkaufsmeile bislang aber nur bei großen Festen wie der Kerwe am 2. Oktober. In der Adventszeit soll die Straße nun an vier Wochenenden gesperrt werden. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) 15 von 22 anwesenden Stadträte haben am Dienstag beschlossen, die Brettener Straße noch in diesem Jahr an vier Wochenenden für Autos komplett zu sperren und danach die Auswirkungen auf Verkehr und Einzelhandel auszuwerten. Weil das Ordnungsamt etwa drei Wochen Vorlauf braucht, um die Anwohner zu informieren und Chipkarten an Einfahrtsberechtigte auszugeben, wird der Versuch frühestens Anfang November starten. Wahrscheinlicher aber ist, dass die Sperrung weitgehend auf die Adventswochen fällt.
Der Handels- und Gewerbeverein (HGV), der sich schon seit Langem deutlich gegen eine temporäre Schließung positioniert hat, wird damit nun vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Verwaltungsspitze will sich mit den Händlern zwar noch an einen Tisch setzten, der Grundsatzbeschluss aber steht und wurde ausdrücklich auch im Wissen um die Kollision der Sperrzeit mit dem samstäglichen Vorweihnachtsgeschäft getroffen. "Ein schöneres Geschenk können wir dem HGV gar nicht machen", hatte Anna Mairhofer (Grüne) in der vorangegangene lebhaften Diskussion geäußert und den Advent und das damit verbundene "Einkaufsfeeling" so ins Spiel gebracht.
Dabei sah anfangs alles danach aus, als lande das Thema wieder auf einer diesmal sehr langen Bank. FBW-Chef Jörg Haueisen hatte bedauert, dass der Versuch nicht im Sommer stattfinden konnte. Seine Fraktion hatte den Sperrversuch angestoßen, der Gemeinderat konnte sich im Juni aber zu keinen Beschluss durchringen. Weil die Freien Bürger-Wähler den Versuch nun "nicht im November bei Regen" starten wollten, schlug Haueisen vor, damit nun doch bis nach dem Bau des Parkhauses zu warten, dann aber schon freitags ab 20 Uhr versuchsweise dichtzumachen. Zugleich zeigte er sich enttäuscht über die ablehnenden Haltung der Händler. 80 bis 90 Prozent der Autos führen doch nur durch die Brettener Straße durch, "da hält keiner an, da kauft keiner ein!", stellte er fest. Weil sich auch Carmen Probst für die CDU zwar grundsätzlich für einen Versuch, aber eben erst mit fertigem Parkhaus und nach reichlich Planungszeit ausgesprochen hatte, schien die Sache gelaufen.
Bis Bürgermeister Peter Thalmann bekanntgab, dass die Abbrucharbeiten für das Parkhaus in der Wilhelmstraße gerade erst ausgeschrieben wurden, weshalb die bisherigen Parkplätze auf dem Süßmostereiareal nun doch auch im Advent noch zur Verfügung stehen. Neue Rahmenbedingungen für den Sperrungsversuch also, für dessen baldige Umsetzung sich dann die SPD stark machte - bemerkenswerterweise jedoch nicht die FBW, die trotz der neuen Fakten eineinhalb Bauzeitjahre warten wollte.
Hartmut Kächele (SPD) brachte eine Schließung im zweiwöchigen Wechsel ab Oktober ins Gespräch, während sein Fraktionskollege Michael Mairhofer für einen "einfachen, schlanken Versuch" votierte und daran erinnerte, dass die Schließung nicht für jeden Händler einfach sei. "Das geht nur zusammen mit den Betroffenen", sagte er.
Peter Wieser (Grüne) sah den günstigsten Versuchszeitpunkt erst nach dem Parkhausbau bei wärmeren Wetter - dann aber für mindestens ein Vierteljahr und mit dem deutlichen Signal verbunden, "dass man die temporäre Sperrung auch danach beibehalten will." "Was ist denn in eineinhalb Jahren anders. Den Zustand ’Ist’ kennen wir doch, den Zustand nach dem Versuch nicht", machte sich Giselbert Seitz (SPD) für schnelleres Handeln stark: "Wenn der Versuch scheitert, brechen wir halt ab."
Etwas zerknirscht ob der Diskussionsentwicklung wirkte Oberbürgermeister Klaus Holaschke. Er befürwortete zwar den Versuch, wollte den Händlern aber nichts "überstülpen", sondern erst mit dem HGV darüber sprechen. "Wir brauchen eine Linie, wie wir das (die Belebung der Innenstadt, Anm. d. Red.) fördern", sagte er, merkte aber auch an, dass "eine echte Gesprächsbasis fehlt."
Am Ende war der Beschlussantrag ein stückweit der Bürokratie geschuldet: Um das Informations- und Chipkartenprozedere anzuleiern, brauchte die Verwaltung einen schnellen Gemeinderatsbeschluss. Den Antrag, der allerdings deutlich vom ursprünglich vorgesehenen abwich, formulierte der OB - und enthielt sich dann der Stimme. s. Meinung



