Was für eine Liebeserklärung an die Musik (plus Fotogalerien)
8400 Besucher lassen beim dreitägigen Blacksheep-Festival den Schlosspark beben

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau-Bonfeld. 17 Bands, drei Tage, drei Bühnen: Zum bereits sechsten Mal fand im Schlosspark Bonfeld das Blacksheep-Festival der Kulturinitiative Blacksheep statt. Mit Top-Stars wie BAP, Doro, Albert Hammond und Mando Diao konnte sich auch dieses Mal das Line-Up sehen lassen. Schon Wochen vorher war der Auftakt am Donnerstag mit Wolfgang Niedeckens BAP ausverkauft. 2000 Besucher feierten eine Schwarzschaf-Schäfer-Nacht. An allen drei Tagen kamen insgesamt 8400 Musikfans nach Bonfeld - ein neuer Besucherrekord.
Am Freitag schallten die energiegeladenen Töne über das Gelände. Ob "Baskey" aus Schweden, "Folkshilfe" aus Österreich oder der deutsche ESC-Teilnehmer von 2004, Max Mutzke: Sie alle verwandelten den Schlosspark zur einer Open-Air-Tanzfläche. Im weiteren Verlauf bestachen "Wendrsonn" mit ihrem Folkrock-Crossover auf der Innenhofbühne. Auch der größte Tanzmuffel kam nicht umhin, seine Hüften kreisen zu lassen. Auf der Schlossparkbühne begeisterte derweil Altmeister Albert Hammond das Publikum.
Am Abend kamen die Freunde des Heavy Metal in Bonfeld auf ihre Kosten. Die selbst ernannte "Queen of Metal", Doro Pesch, präsentierte sowohl Klassiker wie "Für Immer" und "Night of the Warlock" sowie Neuheiten wie "Bastardos". "Es war der absolute Hammer", resümiert Ralf Stenger aus Weinsberg. "Die Frau ist nach all den Jahren immer noch eine Rampensau." Der Auftritt schien aber nicht jedermanns Geschmack gewesen zu sein. Nicht wenige der 3100 Zuschauer am Freitag traten vorzeitig die Heimreise an.
Der Festival-Samstag wurde vom Nachwuchsförderpreisgewinner "Roadstring Army" eröffnet, ehe "Trails" die Kornspeicherbühne rockte. Im Vorjahr gewann die Münchener Band den Wettbewerb in der Bislandhalle, konnte aber aufgrund von Terminproblemen nicht beim Festival spielen. Dies haben sie nun eindrucksvoll nachgeholt.
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Auf der großen Schlossparkbühne spielte mit Hans Söllner einer streitbarsten und eigenwilligsten Liedermachern Deutschlands. Sicherlich hätten sich noch mehr Besucher seinen Auftritt angeschaut, doch in der prallen Mittagssonne um die 33 Grad waren die Schattenplätze heiß begehrt. Nur wenige Besucher wagten sich vor die Bühne in die Sonne.
Als diese allmählich am Horizont versank, entwickelten sich die Australier von "Sons of the East" zu einer der Überraschungen beim sechsten Blacksheep. Mit ihrem Indie-Folk zogen sie Jung und Alt in ihren Bann. Ihre Stücke erinnerten an die britische Band "Mumford and sons".
Härtere Klänge lieferten derweil "Ten years after". Ausgeprägte Gitarren-, Keyboard- und Schlagzeugsoli entführten den Zuhörer in eine andere Welt. Dass die Band inzwischen über 50 Jahre auf den Buckel hat, war ihr nicht anzumerken. Voller Spielfreude und Energie brannten sie ein musikalisches Feuerwerk ab, das am letzten Tag nur vom Headliner Mando Diao überboten wurde. Das Publikum benötigte einige Zeit, um mit den Schweden warm zu werden. Mit zunehmender Konzertlänge schnellte aber die Tanz- und Klatschbereitschaft der 3400 Besucher in die Höhe. Vor allem beim passenden "Black Saturday" oder Mando Diaos größtem Hit "Dance with Somebody" gab es im Schlosspark kein Halten mehr.
Aber nicht nur beim Line-Up, auch fernab der Bühnen wurde den Gästen allerhand geboten. Neben der kulinarischen Vielfalt an den zahlreichen Essensständen und einem "Kids-Corner" in dem sich die jüngsten Besucher auf einer Hüpfburg austoben konnten, sorgten unterschiedlichste "Walking-Acts" bei Tag und Nacht für Unterhaltung. So stolzierten Frauen auf Stelzen und bekleidet mit aus bunten Lichtern bestehenden Umhängen durch den Schlosspark. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit und schossen ein Erinnerungsselfie.
Als wahrer Höhepunkt entpuppten sich die "stillen Konzerte" der Freiburger Band "von Welt": Livemusik, die nur über einen Kopfhörer vollumfänglich erlebt werden konnte. Während sich das Ganze ohne surreal anfühlte - man hörte nur den Gesang und das leise klimpern der Instrumente -, so zog einen die Musik über Kopfhörer in eine andere Welt. "Das Publikum lässt sich darauf ein. Sie werden nicht gestört und sind bei der Musik", sagt Schlagzeuger Patrick Moser. Auch die Zuschauer beim Blacksheep-Festival waren begeistert. Von "geil" über "der Wahnsinn" gingen die Meinung bis hin zu "so intim habe ich die Musik auf einem Konzert noch nie gehört".
Zufrieden mit der sechsten Auflage ist auch Ulrich Schneider, Vorsitzender der Kulturinitiative Blacksheep. "Es war in allen Bereich positiv." Das viele Lob der Gäste gebe den rund 50 Helfern auch wieder Kraft für die siebte Aufgabe, die 18. bis 20. Juni 2020 stattfindet.