Weinheim

Stadt würdigt Ausnahmesportlerin

Die Sporthalle wurde nach Europas Jahrhundertfußballerin Heidi Mohr benannt.

29.05.2022 UPDATE: 30.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
 Foto: Dorn

Weinheim. (keke) Sie war eine Heldin ihrer Zeit und zugleich Pionierin für die damals noch neuartige Sportart Frauenfußball. Mit ihren Toren schrieb Heidi Mohr Geschichte. Nun ehrt die Stadt Weinheim die 2019 verstorbene Sportlerin. Die Sporthalle an der Zweiburgenschule wurde am Sonntag auf den Namen "Heidi-Mohr-Halle" getauft.

Mohr wurde mit der DFB-Elf dreimal Europa- und einmal Vizeweltmeisterin. Sie wurde zu Europas Jahrhundertfußballerin gekürt (1999), bestritt 104 Länderspiele für Deutschland, erzielte dabei 83 Tore und den 2:1-Siegtreffer im EM-Finale gegen Norwegen. Fünfmal in Folge war sie Torschützenkönigin der Bundesliga, mit dem TuS Niederkirchen Deutsche Meisterin und mit dem FFC Frankfurt Pokalsiegerin. Die Krönung ihrer Karriere erhielt sie mit der Aufnahme der Gründungself in die "Hall of Fame".

Bei der feierlichen Einweihung der Heidi-Mohr-Halle waren einige Weggefährten der Sportlerin dabei – unter anderem Nationalmannschaftskameradin Renate Lingor (r. unten). Foto: Dorn

Drei Jahre nach ihrem frühen Tod und passend zu ihrem 55. Geburtstag am gestrigen Sonntag erhielt Mohr nun die Würdigung durch die Stadt, "die sie schon zu Lebzeiten verdient gehabt hätte", wie viele bedauerten. Mutter Friedel Mohr, Schwestern und Brüder sowie ihre ehemalige Nationalmannschaftskameradin Renate "Idgie" Lingor als Vertreterin des DFB und Botschafterin der Sepp-Herberger-Stiftung waren dabei, als die Halle ihren Namen bekam. Nicht nur architektonisch stelle sie als bauliche Klammer zur Zweiburgenschule in Verbindung mit dem Rolf-Engelbrecht-Haus ein Schmuckstück dar, so Oberbürgermeister Manuel Just. Wegen des schlechten Baugrunds stehen das 27 mal 45 Meter große Spielfeld mit einer Höhe von sieben Metern und die weiteren 1000 Quadratmeter Flächen für Umkleiden, Duschen, Geräte und Technik auf 90 Bohrpfählen – die wiederum bis zu zwölf Meter in die Tiefe gehen.

Allen sei bewusst, dass die sportlichen Erfolge zu Lebzeiten von Mohr nicht in dem Maße gewürdigt wurden, wie sie es verdient gehabt hätte, räumte Just ein. Rückgängig machen lasse sich das nicht mehr, bedauerte er. Umso mehr freue er sich darüber, dass der Gemeinderat vor Jahresfrist den Beschluss gefasst habe, die neue Sporthalle nach dieser "Tochter Weinheims" und "Ausnahmesportlerin" zu benennen. Als "schöne Fügung" wertete Just mit Blick auf das Sepp-Herberger-Stadion, dass in dem Areal gleich zwei der berühmtesten, sportlichen Weinheimer Persönlichkeiten "in guter Nachbarschaft vereint sind." So verbinde er damit auch den Wunsch und die Hoffnung, dass die in dieser Halle trainierenden Sportlerinnen und Sportler ihre Inspiration in Heidi Mohr finden: "Sportlich wie auch menschlich."

Dass Heidi Mohr, "wenn auch erst posthum", diese Ehre zuteilwerde, wertete Renate Lingor als "gigantische Geschichte". Bisher habe es ihres Wissens noch keine Fußballerin geschafft, dass eine Sporthalle nach ihr benannt wurde. Drei Jahre lang spielte Lingor gemeinsam mit Mohr in der Frauennationalelf und habe sie dabei als "Megatyp" kennen und schätzen gelernt. Unter Mohr sei es nicht zuletzt für die jungen Spielerinnen einfach gewesen, Teil des Teams zu werden.

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"Durchsetzungsvermögen und ein gesundes Selbstbewusstsein" attestierte Sportjournalist Rüdiger Pfrang der "Straßen- und Instinktfußballerin" in seiner Laudatio. 1986 hatte der damalige Bundestrainer Gero Bisanz die "hochbegabte Fußballerin" bei den Länderpokalspielen der Badischen Auswahl entdeckt. Ihr Debüt in der Nationalelf feierte die ausgebildete Lageristin als 22-Jährige 1986 gegen Norwegen. Als Mohrs "Markenzeichen" beschrieb der Fachjournalist ihre "Soli durch die gesamte gegnerische Abwehrreihe". Mohr habe dank ihrer Tore nicht nur fast alle Titel gewonnen, die es national und international zu gewinnen gab, "sie hat auch die Entwicklung des Frauenfußballs entscheidend vorangetrieben".

Die Heide-Mohr-Halle wurde mit einem inoffiziellen Eröffnungsspiel von SG Hohensachsens F-Jugend eingeweiht. Foto: Dorn

Umrahmt von Sarah Gehrlein, Aurelia Eich und Barbara Pfliegensdörfer vom Querflötentrio der Musikschule Badische Bergstraße trat die F-Jugend der SG Hohensachsen zum inoffiziellen Eröffnungsspiel in der Heidi-Mohr-Halle gegeneinander an. Im Team der Nachwuchsfußballer standen mit Liah, Lara und Felix Magenreuter gleich zwei Großnichten und ein Großneffe von Mohr, die in ihre Fußstapfen treten wollen. Dass aus den Reihen der im "Bienenschwarmsystem" aufspielenden Teams keine Tore fielen, war da von den Zuschauern zu verschmerzen.

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