"Der Wein kommt heim" in den Schlosshof der Stadt
Noch bis Sonntag läuft "Weinheimer Winzerwoche" mit Tropfen der kooperierenden Genossenschaften aus Schriesheim und Heppenheim.
Von Günther Grosch
Weinheim. Sie ist zweifellos einer der Höhepunkte des diesjährigen Kultursommers: die "Weinheimer Winzerwoche". Mit den ersten beiden Tagen des erstmals in der Zweiburgenstadt gastierenden Weindorfs sah der Schlosshof bereits Mitte der Woche einen Auftakt nach Maß. Noch bis Sonntagabend lädt die Hirschberger Konzert- und Eventagentur Demi-Promotion in Kooperation mit der Herrmann Gastro-Gruppe täglich zum Genießen ein. Die Weine dazu gibt es an den exklusiven Probierständen der Winzergenossenschaften der Badischen und Hessischen Bergstraße.
"Es ist beinahe so etwas wie ein historisches Ereignis", machte Weinheims Stadtsprecher Roland Kern bei der Eröffnung des fünftägigen Events auf die weit in die Region ausstrahlende Bedeutung der Winzerwoche aufmerksam. Erst vor gut einem halben Jahr hatten die Winzergenossenschaft Schriesheim und die Heppenheimer Genossenschaft Bergsträßer Winzer den Schulterschluss angekündigt und in die Tat umgesetzt.
Seit Anfang der 1970er Jahre war das Anbaugebiet "Bergstraße" auf getrennten Wegen marschiert, Hessen und Badener hatten sich eher als Konkurrenten begriffen. "Jetzt aber wächst zusammen, was zusammengehört", so Kern mit Verweis auf die beiden jungen Geschäftsführer der Winzergenossenschaften, Manuel Bretschi in Schriesheim und Patrick Staub in Heppenheim. Sie hatten den Brückenschlag vorangetrieben, ebenso wie die innovationsfreudigen Jungwinzer der beiden Genossenschaften, die die Kooperation mittragen wollen. Ideale Parzellen in den vielen steilen Lagen der Hessischen und Badischen Bergstraße bildeten das Rückgrat der gemeinsamen Qualitätsphilosophie, verdeutlichen Bretschi und Staub im Gespräch. Die engagierten Winzer garantierten Spitzengewächse.
"Jeder Tag steht unter einem anderen Motto", ergänzte Sarah Vermorel, Projektleiterin bei Demi-Promotion. "Bergstraße Re-United", hieß es an Fronleichnam, "Vinas" ist das Motto am heutigen Freitag bei der Präsentation der Jungwinzer-Vereinigung "Bergstreet Guys". Während der Samstag ab 17 Uhr ganz im Zeichen einer "Royalen Weinprobe" mit den Schriesheimer Weinhoheiten steht. Der Sonntag schließt die Winzerwoche mit einer "Wine Makers Selection" ab.
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Neben den Weinen kommt die Kulinarik nicht zu kurz, wie Demi-Chef Dennis Gissel bemerkt. Dem Publikum werde keine "herkömmliche Kirmesfood" angeboten. Vom "Winzersteak mit goldenen Zwiebeln" über die "Currywurst von der wilden Sau" bis hin zu "Pomm dé Fritt mit Kochkäse und Röstzwiebel" oder alternativ dazu "belgischer Joppi-Soße" sowie "scharfer Andalous-Soße" würden stattdessen "nicht alltägliche Beilagen" serviert.
"Nur der Sandstrand fehlt noch", so Erster Bürgermeister Torsten Fetzner angesichts der auf dem Kopfsteinpflaster des Schlosshofs aufgestellten Liegestühle und aufgespannten Sonnenschirme. Das einstige Konkurrenzdenken der beiden Winzergenossenschaften sei im Dienste des Geschäfts, der Bürger und des guten Weins einer neuen Gemeinsamkeit gewichen, lobte Fetzner. Die Idee der Kooperation komme dem Gaumen zugute, versprach Gissel: "Der Wein kommt heim nach Weinheim." (Aber Kenner wissen es: Der Ortsname Weinheim hat nichts mit dem Getränk zu tun, Anm. d. Red.). Denn die Winzerwoche solle Zukunft in Weinheim haben und zum regelmäßigen Event werden. Die Strahlkraft der Bergsträßer Weine als Einheit zu bündeln und zu repräsentieren, sei das oberste Anliegen der für Februar 2023 angestrebten Verschmelzung der beiden Winzergenossenschaften, so Bretschi und Staub. Schriesheims WG mit ihren rund 190 Winzern und Mitgliedsfamilien, die circa 130 Hektar Rebfläche bewirtschaften, stehe ebenso dahinter wie Heppenheims Genossenschaft, wo es fast 360 aktive Repräsentanten der Weinkultur sowie Rebwirtschaft auf 260 Hektar gibt.
Gemeinsam sei man nicht nur "stark und unschlagbar", sondern zeige trotz lokaler Identifikation keinerlei Berührungsängste: "Es überwiegen die Synergieeffekte." 17 Einzellagen entlang der Bergstraße bilden das Terroir für die hier heranwachsenden Weine. Die Vielfalt dieser Lagen mit ihren unterschiedlichen Böden spiegele sich in dem Rebsortiment wider, das man in die Flaschen bringt. Man wolle mit "jeder Menge liebevoller Handarbeit, Liebe zur Natur sowie neuen Rebsorten zudem eine moderne Weinkultur etablieren", so Bretschi. "Unsere Winzer stehen sowohl für Tradition als auch für neue Wege", ergänzt Staub: "Wein ist ein Produkt, das Spaß macht, Geselligkeit bringt und bei dem man nie auslernt."
Info: Die "Weinheimer Winzerwoche" im Schlosshof hat am Freitag von 16 bis 22 Uhr geöffnet, am Samstag und am Sonntag von 12 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die "Royale Weinprobe" mit den Weinhoheiten der Region findet am Samstag, 17 Uhr, statt. Das Vergnügen kostet 20 Euro pro Person. Die Möglichkeit zur Reservierung besteht unter www.winzerwoche.de