PH-Studierende machen Stationentheater bei Ikea
Lebensfragen zwischen Billy und Pax: Es gab unkonventionelle Darbietungsform auf verschiedenen Metaebenen.

Von Sarah Eiselt
Walldorf. "Wir wurden sogar von den Kunden angesprochen und um Hilfe gebeten, weil sie dachten, wir arbeiten hier", lacht die Studierende Cora Kräutle, die die Rolle einer Ikea-Mitarbeiterin spielt und dabei die unverkennbare gelbe Arbeitskleidung trägt.
Die Vorstellung des Stücks "My Flatpack Life" von Ed Hartland findet bewusst während des laufenden Betriebs statt: "Mehr können wir die reale Welt nicht mit der gespielten Welt verbinden", fügt ein weiterer Student, Lennart Ries, hinzu. Die Besonderheit: Die elf spielen ein Stationentheater quer durch das Walldorfer Einrichtungshaus.
Hierbei müssen die Zuschauer den Szenenwechseln der Schauspieler folgen, es gibt keine feste Bühne, keinen Sitzplatz. "Damit bringen wir das Theater zu den Leuten und nicht die Leute ins Theater", erklärt der Leiter der Gruppe, Nicholas Humphrey. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer der English Drama Group der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg sind zwischen 22 und 27 Jahre alt und führen diese Woche das Stück auf, ausschließlich auf Englisch.
"Uns ging es darum, auf unkonventionelle Art den Lernenden etwas beizubringen. Die Studenten sollen die Scheu vor anderen verlieren und die Sprache zu ihrer eigenen machen. Erleben steht im Vordergrund. Da wird auch mal improvisiert", so Humphrey.
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Das Skript hat der gebürtige Engländer dabei selbst mit einem Freund aus England geschrieben. Vor der ersten Vorstellung seien alle nervös gewesen, erst morgens wurden noch die letzten Szenen in ihrer Abfolge getauscht.
Auch die Konstellationen innerhalb der Spielgruppe werden regelmäßig geändert, schildert Leonie Burger."Jeder von uns ist mal Backstage tätig und jeder spielt auch mal. So können alle verstehen und wertschätzen, was jeder überhaupt leistet." Das habe man auch schon bei einem früheren Stück so gehandhabt. Damals spielten sie William Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Dies sollte eigentlich auch schon zur schwedischen Mittsommer-Zeit im Juni in Walldorf präsentiert werden, wurde aber ...
Von Sarah Eiselt
Walldorf. "Wir wurden sogar von den Kunden angesprochen und um Hilfe gebeten, weil sie dachten, wir arbeiten hier", lacht die Studierende Cora Kräutle, die die Rolle einer Ikea-Mitarbeiterin spielt und dabei die unverkennbare gelbe Arbeitskleidung trägt.
Die Vorstellung des Stücks "My Flatpack Life" von Ed Hartland findet bewusst während des laufenden Betriebs statt: "Mehr können wir die reale Welt nicht mit der gespielten Welt verbinden", fügt ein weiterer Student, Lennart Ries, hinzu. Die Besonderheit: Die elf spielen ein Stationentheater quer durch das Walldorfer Einrichtungshaus.
Hierbei müssen die Zuschauer den Szenenwechseln der Schauspieler folgen, es gibt keine feste Bühne, keinen Sitzplatz. "Damit bringen wir das Theater zu den Leuten und nicht die Leute ins Theater", erklärt der Leiter der Gruppe, Nicholas Humphrey. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer der English Drama Group der Pädagogischen Hochschule (PH) Heidelberg sind zwischen 22 und 27 Jahre alt und führen diese Woche das Stück auf, ausschließlich auf Englisch.
"Uns ging es darum, auf unkonventionelle Art den Lernenden etwas beizubringen. Die Studenten sollen die Scheu vor anderen verlieren und die Sprache zu ihrer eigenen machen. Erleben steht im Vordergrund. Da wird auch mal improvisiert", so Humphrey.
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Das Skript hat der gebürtige Engländer dabei selbst mit einem Freund aus England geschrieben. Vor der ersten Vorstellung seien alle nervös gewesen, erst morgens wurden noch die letzten Szenen in ihrer Abfolge getauscht.
Auch die Konstellationen innerhalb der Spielgruppe werden regelmäßig geändert, schildert Leonie Burger."Jeder von uns ist mal Backstage tätig und jeder spielt auch mal. So können alle verstehen und wertschätzen, was jeder überhaupt leistet." Das habe man auch schon bei einem früheren Stück so gehandhabt. Damals spielten sie William Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Dies sollte eigentlich auch schon zur schwedischen Mittsommer-Zeit im Juni in Walldorf präsentiert werden, wurde aber coronabedingt abgesagt.
Das Team sei es zwar mittlerweile gewohnt, an besonderen Orten zu spielen, das Möbelhaus ist aber eine Steigerung: Man war schon am Philosophenweg oder in einem Gebäude mit mietbaren Lagerräumen in Heidelberg, "jetzt aber hier zu spielen, ist ganz anders", erklärt Humphrey. Das bestätigt auch die Gruppe: "Wir müssen auf einzelne Situationen reagieren, manchmal schauen uns Kunden komisch an, weil sie nicht erkennen, dass wir spielen. Oder die Anzahl der Kissen ändert sich bei jeder Vorstellung, weil die Kunden diese kaufen oder die Mitarbeiter sie wieder auffüllen."
Jeder kenne Ikea und bei jedem löse das unterschiedliche Assoziationen aus, "egal ob Kerzen, Servietten oder der typische kleine Bleistift", lacht Ann Kathrin Fechner, "Local Market Leader" des Möbelhauses. Das wollte der Regisseur und Produzent auch mit der Standortwahl verdeutlichen.
Man stehe immer wieder vor der Frage "Was für ein Sofa wollen wir?", ohne dabei zu merken, dass wir eigentlich damit fragen, "Was für ein Leben wollen wir?", so der Leiter der Gruppe. Gerade im Studienalter lebe man in einer Welt des Umbruchs und der Veränderung. Wo soll es im Leben hingehen und welchen Stellenwert haben die Dinge, wenn man sie derart leicht ersetzen kann?
Das Stück verzaubert das Publikum, bestehend aus 30 Personen pro Vorstellung, mit einem persönlichen Perspektivenwechsel und regt dazu an, das eigene Leben samt Plänen und Werdegang zu überdenken. Es ist interessant, amüsant, bewegend und lebensnah. "Die Besucher schmunzeln und erkennen und entdecken sich an der ein oder anderen Stelle auch wiederum neu", bringt Fechner es auf den Punkt. Sie spielt auf Diskussionen zwischen einzelnen Kunden an, die beim Besuch nicht unüblich seien und jedem bekannt vorkommen.
Dass dabei neben dem Publikum die angehenden Lehrer auch auf allen Ebenen wachsen, zeigt sich im Gespräch mit ihnen schnell: "Wir leben, wenn wir spielen, in einem Schutzraum, dem Schutzraum Theater. Hier ist es aber so, dass wir uns persönlich und charakterlich weiterentwickeln, da wir so nah am Besucher sind", so der Student Marc Zech. Manche seien aufgeblüht, andere könnten Rückschlüsse auf das eigene Leben ziehen: "Ist es nicht eine schöne Lebensentscheidung, die Dinge so hinzunehmen, wie sie sind? Zu schätzen, was man hat, wer man ist und wo man beruflich und persönlich hin möchte?"
Ob noch andere Theaterstücke im Walldorfer Ikea zu sehen sein werden, "steht zwar noch nicht fest, aber wollen wir prinzipiell gerne, damit erreichen wir noch mehr Leute", so der Regisseur.
Noch bis zum 21. Januar spielt die English Drama Group das Stück im Walldorfer Ikea. Die Studierenden haben neben einem eigens entworfenen Handbuch auch die Eintrittskarte an das Design des Einrichtungshauses angelehnt. Karten sind ab neun Euro erhältlich. Weitere Informationen und Reservierungen sind online möglich unter www.ph-theater.de/tickets-edg.