Schatthausen

In welchem ökologischen Zustand ist der Ochsenbach?

"Citizen Science"-Projekt ist bei Schatthausen Strudelwürmern und Köcherfliegenlarven auf der Spur.

13.05.2022 UPDATE: 14.05.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Begeistert nahmen die Kinder der Schatthäuser Grundschule am Forschungsprojekt teil, das den Ochsenbach und alles, was im oder am Wasser lebt und gedeiht, untersucht. Interessierte Laien können an der nächsten Forschungsrunde teilnehmen. Foto: Kleinjans

Von Michael Kleinjans

Schatthausen. Kleine Tiere mit großer Bedeutung: Unzählige Insekten und wirbellose Kleinlebewesen, darunter Strudelwürmer, Eintags- und Köcherfliegenlarven, Bachflohkrebse oder Egel, leben am Gewässergrund und tragen unter anderem zur Reinigung des Wassers bei. Viele dieser Wasserlebewesen sind sehr empfindlich gegenüber Veränderungen und eignen sich daher gut als sogenannte "Zeigerorganismen", das heißt, ihr Vorkommen oder Fehlen gibt einen ersten Hinweis darauf, ob sich ein Bach in einem guten oder schlechten Zustand befindet.

Die Feststellung von Zeigerorganismen ist Teil der wissenschaftlichen Felduntersuchung, die von Ulrike Gayh, Leiterin des Masterstudiengangs "Water Technology" an der SRH Hochschule Heidelberg, am Ochsenbach in Schatthausen durchgeführt wird. Im Rahmen des "Citizen Science"-Projekts "Flow" untersucht sie mit einer international zusammengesetzten Studentengruppe den ökologischen Zustand von kleinen Fließgewässern und Bächen beispielhaft für den Rhein-Neckar-Kreis. "Citizen Science" bedeutet, interessierte Laien können an den Forschungen mitwirken.

Die Wasserlebewesen wurden genau unter die Lupe genommen, bestimmt und katalogisiert. Foto: Kleinjans

Gayh ist von dem Projekt begeistert: "Wir steigen in unsere heimischen Gewässer im Kraichgau und Odenwald, entnehmen Wasserproben und schauen uns das Lebensumfeld der Wasserlebewesen an. Unsere Gruppe analysiert während der nächsten Jahre Proben aus dem Ochsenbach und dem Lobbach auf chemische und physikalische Parameter, unter anderem um Aufschluss über die Nährstoff- und Pestizidbelastung zu bekommen. Darüber hinaus erfassen wir Daten über den Gewässerverlauf, die Uferstruktur, die Gewässersohle, das Strömungsbild und die umgebende Landnutzung."

Sie erklärt weiter: "Die ersten Ergebnisse am Ochsenbach stimmen uns sehr zuversichtlich. Hier scheint die Welt noch weitgehend in Ordnung zu sein. Selbstverständlich können wir erst nach Abschluss des Projekts konkrete Schlüsse ziehen. Darauf aufbauend sollen dann lokale und regionale Maßnahmen zum Gewässerschutz abgeleitet werden, um eine langfristige Erhaltung und nachhaltige Nutzung sicherzustellen."

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Auf Initiative des Naturschutzbunds (Nabu) Wiesloch wurde der Termin zur Probenentnahme von einem Informationstag für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger begleitet. Experten des Nabu und des Umweltreferats der Stadt Wiesloch standen für Fragen zur Verfügung. Am Vormittag galt das besondere Augenmerk den Kindern der ersten und zweiten Klasse der Grundschule in Schatthausen.

Unter Anleitung von Christiane Kranz, Geschäftsführerin des Nabu-Bezirksverbands Rhein-Neckar-Odenwald, konnten die Kinder beim Hochwasserrückhaltebecken an der Ochsenbacher Straße in mehreren Gruppen den Bach und seine Lebewesen erkunden und erforschen. An einer eigens eingerichteten Experimentierstation wurden die eingesammelten Tiere mit der Becherlupe begutachtet, zugeordnet und anschließend wieder in die Freiheit entlassen. Die begleitenden Lehrkräfte waren, ebenso wie ihre Schützlinge, von dem Erlebnistag am Bach begeistert. Das Thema "Bach" soll in den kommenden Unterrichtsstunden noch vertieft werden. Die Lernmaterialien dazu werden vom Nabu zur Verfügung gestellt.

Auch für die Organisatoren vor Ort ist das "Citizen Science"-Projekt Flow am Ochsenbach ein voller Erfolg. "Es hat uns sehr gefreut, als unser Ochsenbach in die Studie aufgenommen wurde. Das gibt uns die Möglichkeit, bei einem Bach vor unserer Haustür genau darauf zu schauen, wie es um ihn bestellt ist, und bei Defiziten zu reagieren. Besonders gefallen hat uns die große Begeisterung, mit der sich die Kinder in die Erforschung des Lebensraums Bach gestürzt haben, die Gespräche mit engagierten Menschen und die Aussicht auf weitere spannende Bachuntersuchungen. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Termin", so Christian Scheuerpflug vom Nabu Wiesloch.

Für die nächsten, ebenfalls unter wissenschaftlicher Leitung stattfindenden Probenentnahmen und Untersuchungen am 13. Juli am Ochsenbach in Schatthausen werden noch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gesucht, die gerne gemeinsam wissenschaftlich und forscherisch tätig sein wollen. Aktiv beteiligen können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger ab einem Alter von 15 Jahren. Vorkenntnisse werden nicht benötigt. Die Teilnehmer müssen keinerlei Voraussetzungen mitbringen und es entstehen ihnen keine Kosten. Vor den Untersuchungstagen erfolgt eine Schulung, die nötigen Lehr- und Untersuchungsmaterialien werden gestellt.

"Flow" ist ein Projekt des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig und des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Weitere Informationen gibt es bei Christian Scheuerpflug, Telefon 0 62 22/ 7 73 44 94, gewaesser@nabu.de sowie www.bund.net/fluesse-gewaesser/flow.

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