Mühlhausen

Ex-Bürgermeister Karl Klein wurde Ehrenbürger

Der Mann mit dem GEspür für die richtige Lösung. Für ihn ist es  Verpflichtung, sich weiter zu engagieren.

05.06.2022 UPDATE: 07.06.2022 06:00 Uhr 4 Minuten, 10 Sekunden
Bürgermeister Jens Spanberger (r.) überreichte Karl Klein den Ehrenbürgerbrief und seiner Frau Ria einen Blumenstrauß. Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth (l.) hielt die Laudatio. Foto: Pfeifer

Von Timo Teufert

Mühlhauen. Nur acht Personen hat Mühlhausen seit dem Zweiten Weltkrieg die Ehrenbürgerwürde verliehen. Am Freitag erhielt nun der Neunte diese höchste und zugleich seltene Auszeichnung der Gemeinde: Karl Klein, 20 Jahre lang Bürgermeister und 15 Jahre lang Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag, erhielt den Ehrenbürgerbrief aus den Händen von Bürgermeister Jens Spanberger. Die Laudatio hatte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, übernommen. Neben seiner Familie mit Ehefrau Ria, den Kindern Tanja und Christian und zwei Enkelkindern waren rund 150 Freunde, Verwandte, Wegbegleiter und Vereinsvertreter für die Feierstunde, die musikalisch vom Musikverein, dem Sängerbund und dem Kraichgau Fanfarenzug würdig umrahmt wurde, in die Kraichgauhalle gekommen.

Viele Freunde, Verwandte, Wegbegleiter und Vereinsvertreter waren am Freitag in die Kraichgauhalle gekommen, um an der Feierstunde für Karl Klein teilzunehmen. Foto: Pfeifer

Bereits am 20. Mai 2021 hatte der Mühlhausener Gemeinderat einstimmig beschlossen, Karl Klein die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Auf Wunsch des Geehrten fand die Feierstunde erst nach dem Ende der Corona-Auflagen statt, um sich gemeinsam begegnen zu können. Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung einer Kommune, mit der laut Gemeindeordnung besondere Verdienste gewürdigt werden. Dazu gehören beispielsweise die außergewöhnliche Förderung des wirtschaftlichen oder kulturellen Lebens, die langjährige verdienstvolle Mitarbeit in hervorgehobener Stellung in der Verwaltung sowie Verdienste im Land und Bund.

"Es sind also ganz unterschiedliche Kriterien, die zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde führen können", erklärte Harbarth in seiner Laudatio. Es gebe aber nur wenige Menschen, die – so wie Karl Klein – gleich sämtliche dieser Voraussetzungen erfüllen würden. "Das Karl Klein sich besonders verdient gemacht hat, daran besteht kein Zweifel." So habe der 66-Jährige in seinem Leben viele Ehrenämter bekleidet, ist in fast allen Kultur-, Sozial- und Sportvereinen der Gemeinde Mühlhausen Mitglied oder Ehrenmitglied. Fast 20 Jahre war Klein Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes und ist seit fast einem Jahrzehnt Vorsitzender des FC Mühlhausen.

Daneben engagierte sich Klein seit 1991 als "kommunalpolitischer Vollblutpolitiker" auf vielen Ebenen in der CDU. Ihm sei es nicht darum gegangen, Ämter anzupeilen, erklärte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Er sei stattdessen bereit gewesen, Verantwortung zu übernehmen, wenn er gefragt war: "Er hat auch den Kreisvorsitz der CDU-Rhein-Neckar übernommen, als der damalige Kreisvorsitzende durch eine Wahl an ein oberstes Gericht abhanden kam", sagte Harbarth als sein Vorgänger auf dem Parteiposten.

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Karl Klein habe ein festes Werte-Fundament, weshalb er sich in der CDU immer sehr wohl gefühlt habe: "Sein Maßstab war nie das kleine parteipolitische Karo, sondern immer die Frage: Welches ist die beste Lösung?" Deshalb habe er sich über alle Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg große Sympathien und große Anerkennung erarbeitet. Auch in seinen drei Amtsperioden im Landtag – als Vorsitzender des Ausschusses für Finanzen und später des Innenausschusses. Zudem habe er in Ehrenämtern weit über Mühlhausen hinaus gewirkt. Die Liste ende aber nicht mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben: Heute ist Klein Aufsichtsratsvorsitzender der regionalen Caritas und im Kuratorium der Klimastiftung für Bürger.

Die Ehrenbürgerwürde sei in besonderer Weise ein Ausdruck des Dankes, den Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerschaft Klein für seine Bürgermeister-Tätigkeit entgegenbrächten. "Um als Gemeinde erfolgreich zu sein, braucht man einen tüchtigen Bürgermeister", so Harbarth. Das sei Klein in Mühlhausen 20 Jahre lang gewesen: Nach seiner ersten Wahl, als er mit fast 70 Prozent einen Erdrutschsieg gegen den damaligen CDU-Amtsinhaber erlangte, und später bei seinen Wiederwahlen mit über 99 Prozent (1999) und mit fast 99 Prozent (2007). "All dies belegt das herausragende Vertrauen, das Karl Klein erfahren hat." Seine Leistungsbilanz sei beeindruckend.

CDU-Landtagsabgeordnete Christiane Staab beglückwünschte ihren Vorgänger Karl Klein. Foto: Pfeifer

Klein wurde 1956 in Hockenheim geboren, wuchs in Reilingen auf. Seine Ausbildung und sein beruflicher Werdegang hätten prägenden Einfluss auf ihn gehabt, insbesondere die Zeit als Hauptamtsleiter in St. Leon-Rot unter Bürgermeister Helmut Martin. "Von ihm lernte Karl Klein, auch unter schwierigen Umständen Ortsteile nicht gegeneinander auszuspielen, sondern Ortsteile zusammenzuführen." Klein sei ein Politiker, dessen Handeln zutiefst von der Überzeugung geprägt war, das gemeinsamer regionaler Erfolg nur durch Zusammenarbeit möglich sei.

"Karl Klein war nie ein Mensch der Polarisierung, er war immer ein Mensch des Ausgleichs, des Augenmaßes", so Harbarth. Der 66-Jährige habe ein bemerkenswertes Gespür für die richtige Lösung. "Er ist ein Mensch, der sich durch einen außergewöhnlichen Fleiß und zugleich eine große Beharrlichkeit auszeichnet." Kein Thema, kein Anliegen, das ihm zu unbedeutend wäre, um sich der Sache nicht anzunehmen, so Harbarth. Seine hohe fachliche und soziale Kompetenz schlage sich in der Art und Weise nieder, wie Klein mit den Menschen umgehe. "Karl Klein ist ein Mensch, der zuhören kann – in den großen wie den kleinen Anliegen." Er habe eine große Zugewandtheit den Menschen gegenüber, weshalb ihm diese ein solch großes Vertrauen entgegenbrächten.

Harbarth habe in seiner Laudatio sehr deutlich gemacht, wie viel Engagement, Fleiß und Herzblut Karl Klein zum Wohle Mühlhausens in ganz vielfältiger Weise erbracht habe. "Als mein Amtsvorgänger hat er Mühlhausen – wie er immer selbst sagte – ,zu einer liebens- und lebenswerten Gemeinde’ gestaltet", sagte Spanberger. Durch sein langjähriges Wirken als Bürgermeister, zugleich aber auch als Landtagsabgeordneter, mit seinen vielfältigen Kontakten, war es ihm möglich, dass sich das Bild der Gemeinde wandelte: "Und Mühlhausen heute eine attraktive und lebendige Gemeinde im Kraichgau ist." Mit viel Fachkompetenz, Weitblick und großem persönlichen Engagement habe sich Klein viele Jahre erfolgreich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt. "Sein größter Verdienst ist unbestreitbar, dass Mühlhausen eine Ortsumfahrung bekam und sich damit für die Gemeinde ganz neue städtebauliche Gestaltungsmöglichkeiten eröffneten", so Spanberger, als er Klein den Ehrenbürgerbrief überreichte.

Ehrenbürger Rudi Kramer (r.) gratulierte dem neuen Ehrenbürger Karl Klein. Foto: Pfeifer

Der 66-Jährige dankte Bürgermeister und Gemeinderat für das einstimmige Votum: "Das hat mich sehr berührt und ich fühle mich geehrt, diese höchste Auszeichnung der Gemeinde entgegennehmen zu können." In seinen Dank bezog er auch die Bürger der Gesamtgemeinde, die Ortschaftsräte, die Vorsitzenden der Ortsvereine, die Schulen und Kindergärten, die Kirchen und Feuerwehren und alle weiteren Organisation mit ein: "Mit allen zusammen durfte ich die Gemeinde gestalten." Das große Vertrauen, das er in Mühlhausen zusammen mit seiner Familie genießen durfte, sei überwältigend. Noch heute bekomme er Gänsehaut, wenn er sich seine Wahlergebnisse vor Augen führe.

"Ich empfinde die höchste Auszeichnung als sehr große Ehre, gleichzeitig – aus meinem Pflichtbewusstsein heraus – auch als ganz besondere Verpflichtung, nach wie vor für die Gemeinde im Rahmen meiner Möglichkeiten alles Mögliche zur Unterstützung zu tun." Die Verleihung habe warten müssen, damit Bürger und Ortsvereine bei einer solchen Feierlichkeit teilnehmen konnten. "Denn was ist eine Ehrenbürgerfeier, ohne die Vereine. Sie bilden zusammen mit der Verwaltung und dem Gemeinderat das Herz und auch den Puls in einer Gemeinde", ist Klein überzeugt.

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