Leutershausen

"Herbert Kunkel hat die Ortsteile zusammengebracht"

Bürgermeister Ralf Gänshirt würdigte bei der Gedenkfeier die Verdienste des Altbürgermeisters, der am vergangenen Sonntag 110 Jahre alt geworden wäre

28.07.2022 UPDATE: 28.07.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Die Altgemeinderäte Peter Johe und Martin Heinrich Bitzel mit Bürgermeister Ralf Gänshirt (v.l.) am Grab von Herbert Kunkel. Foto: Dorn

Hirschberg-Leutershausen. (max) Dass Großsachsen und Leutershausen 1975 zu Hirschberg zusammenwuchsen, war vor allem einem geschuldet: dem ehemaligen Bürgermeister von Leutershausen, Herbert Kunkel. Am Sonntag, 24. Juli, wäre er 110 Jahre alt geworden, wäre er nicht bereits 1980 im Alter von nur 67 Jahren an Krebs verstorben. Um Kunkel und seiner Bedeutung für die Gemeinde zu gedenken, lud das Rathaus auf den Friedhof in Leutershausen ein, wo Kunkel mit seiner Frau Eveline begraben liegt.

Außer Bürgermeister Ralf Gänshirt waren auch die langjährigen Gemeinderäte Martin Heinrich Bitzel (CDU) und Peter Johe (FW) sowie die Nichte von Kunkel, Ursula Riegler, gekommen, die noch einige Erinnerungen an ihren Onkel teilen konnte. Ehrenbürgermeister Werner Oeldorf, der als Verwaltungschef Kunkels direkter Nachfolger war, konnte nicht teilnehmen und ließ sich entschuldigen.

Gänshirt betonte vor allem die Rolle von Kunkel beim Zusammenschluss von Großsachsen und Leutershausen. Mit der Kreisreform 1973 kam für die beiden Gemeinden die Auflage, sich einer größeren anzuschließen. Für Großsachsen sei damals der Sog aus Weinheim stark gewesen, das sich das Dorf gern einverleibt hätte, erinnerte sich auch Bitzel. In Sondierungsgesprächen verhandelte Kunkel mit dem größeren Nachbarn Schriesheim und auch mit Weinheim, dem er sich aber nie anschließen wollte. Die Lösung, sich mit Großsachsen zusammenzuschließen, sei ihm immer die liebste gewesen, da Leutershausen so als Ortsteil eine gewisse Selbstständigkeit genießen konnte: "Am liebsten wäre ihm die Gründung einer Großen Kreisstadt mit fünf oder sechs anderen Gemeinden der Region gewesen. Das hat aber leider nicht geklappt", sagte Bitzel und lachte. Als der Zusammenschluss mit Großsachsen in trockenen Tüchern war, dankte Kunkel 1974 freiwillig ab. Bis dahin hatte er aber auch abseits der Fusion der Ortsteile einiges geleistet, wie Gänshirt aufzeigte.

Dass Kunkel 1945 von der Militärregierung als Bürgermeister eingesetzt worden war, war kein Zufall. Mindestens zwei Mal war der studierte Lehrer wegen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime inhaftiert worden, erzählte Riegler. Seine Beweggründe, sich gegen die Naziherrschaft aufzulehnen, waren christlicher Natur. Er arbeitete mit dem damaligen katholischen Pfarrer von Großsachsen, Josef Merk, gegen die Nazis an. Trotzdem wurde Kunkel eingezogen und mit der Wehrmacht in den Osten geschickt, wo er ein Bein verlor.

In der Nachkriegszeit prägten extreme Wohnungsnot und die Grundversorgung der Bevölkerung mit Strom, Wasser und Infrastruktur wie Abwasser und Straßen, mit der Kunkel beschäftigt war: "Wir haben heute sicher auch viele Probleme, aber das ist kein Vergleich zu dem, womit die Gemeinde damals zu kämpfen hatte", so Gänshirt. Aber nicht nur mit dem Allernötigsten versorgte Kunkel Leutershausen. In seiner 29-jährigen Amtszeit entstand das Sportzentrum, die Martin-Stöhr- und die Schillerschule wurden gegründet.

Seine politische Heimat fand der gebürtige Großsachsener, der mit seiner Familie, der Erinnerung Rieglers nach, in einer Wohnung im heutigen Hotel Krone wohnte, bei der CDU. Für die Christdemokraten war er neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister auch Kreistagsmitglied, zunächst in Mannheim, dann im Rhein-Neckar-Kreis, wo er Fraktionsvorsitzender der CDU wurde.

Für seine zahlreichen Verdienste erhielt Kunkel nicht nur die Ehrenbürgerwürde Leutershausens, sondern auch das Bundesverdienstkreuz am Bande. Damit nicht genug benannte die Gemeinde eine Straße im Westen Leutershausens nach ihm, und es wurde eine Gedenktafel bei der Heddesheimer Straße für ihn aufgestellt. Das Andenken an Persönlichkeiten wie Kunkel wachzuhalten, sei wichtig, fand Gänshirt: "Man kann nicht in die Zukunft schauen, ohne die Wege zu reflektieren, die uns in die Gegenwart geführt haben."

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