Weinheim

Ist das die Lösung für zugestellte Bezirke am Miramar?

Parken in Waid und Ofling: Der Gemeinderat lässt nur eine Lösungsvariante prüfen. Es ist die mit Parkdeck im Süden und Hotel im Norden.

09.07.2022 UPDATE: 14.07.2022 06:00 Uhr 5 Minuten, 11 Sekunden
Das Miramar ist eine der größten Attraktionen in der Stadt. Und zieht Verkehr an. Foto: Dorn

Weinheim. (cis) Miramar-Betreiber Marcus Steinhart hat nach der jüngsten Gemeinderatssitzung Sicherheit: Seine Planungen für ein Hotel samt Parkdeck im Umfeld des Bades gehen in die nächste Phase. In die tiefere Prüfung geht zudem die Variante, die er bevorzugt: das Hotel im Norden auf einem Teil des jetzigen Parkplatzes, das Parkdeck auf einer bisher grünen Fläche im Süden. Der Beschluss im Gemeinderat für diese Planungsvariante fiel mehrheitlich, die Diskussion im Vorfeld wurde durchaus emotional geführt.

Unmittelbar vor dem Tagesordnungspunkt hatte das Thema bereits die Bürgerfragestunde dominiert. Ein Bürger der Waid sah die Interessen der Bürgerschaft durch die IG Waid nicht vertreten, da in der Interessensgemeinschaft nur ein Teil der Bürger organisiert seien. Der Tenor, dass die Waid-Anwohner Hotel samt Parkdeck wollten, schien ihm verzerrt.

OB Manuel Just machte im Gegenzug deutlich, dass in den Gesprächen zu jedem Zeitpunkt mit IG Waid, IG Ofling und dem Miramar alle unmittelbar betroffenen Parteien am Tisch gesessen hätten. Das Ziel – auch unter Einbeziehung des Bürgerdialogs im vergangenen November – sei gewesen, dem Gemeinderat eine Variante vorzulegen, die nach Möglichkeit von allen Beteiligten getragen werde. "Das Ziel haben wir deutlich verfehlt", gab Just mit Blick auf letztlich noch drei zu diskutierende Varianten zu.

Vor allem für GAL und SPD ließen die Varianten etliche Fragen offen, was Just selbst auch anführte. "Wir haben kein Mandat", lehnte der OB es aber ab, diese Fragen im Vorfeld eines Beschlusses zu untersuchen. Die Begründung: Kosten. Alles, was jetzt komme, koste Geld im fünfstelligen Bereich. Daher brauche es erst eine politische Entscheidung, so Just. "Wir stehen an einem Punkt, an dem Sie die Weichen stellen müssen", spielte er den Ball an den Gemeinderat zurück.

Der Beschluss sollte in seinen Augen zudem eine Grundsatzentscheidung sein, die bei positiver Prüfung auch eine Realisierung nach sich zieht. Deutlich wurde aber zugleich: Auch bei positiver Prüfung gibt es Variablen, die etwa das Parkdeck noch scheitern lassen können: So sind die Parzellen der Grünfläche in der Nähe der Ofling zum Teil in Fremdbesitz, die Verkaufsbereitschaft der Eigentümer nicht abgeklopft. Den Hinweis der GAL auf einen vor gut 40 Jahren durchgeführten Bürgerentscheid, der ein Hotel ablehnte, moderierte Manuel Just hingegen kurzerhand ab: "Die Welt hat sich in 40 Jahren verändert."

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Vor allem die ums Miramar, wie es in der Debatte immer wieder anklang. Die stetige Erweiterung des Bades habe mit zur angespannten Parksituation geführt, mahnten CDU, SPD und Einzelstadträtin Susanne Tröscher die Verantwortung der politischen Entscheider wie auch der Verwaltung an. Die Frage war vor diesem Hintergrund: Lässt sich der Parkdruck durch das Parkdeck im Süden ändern? "Viele werden trotzdem in der Waid parken, weil es bequemer ist", hieß es aus den Reihen der GAL.

Auch für die SPD war es bei einer Entfernung von 600 Metern zum Strandbad fraglich, ob das Parkhaus angenommen wird, wenn die Behelfsparkplätze auf der Wiese nicht ausreichten. Die zudem auftauchende Frage danach, wie viele zusätzliche Parkplätze am Ende verwirklicht werden, könne nur die tiefergehende Prüfung zeigen, machte die Verwaltung deutlich.

Ein weiterer Diskussionspunkt, der für OB Just ausschlaggebend für seine Meinung war, ist die Lastenverteilung des Bauvorhabens auf beide Bezirke. Mit Hotel im Norden und Parkdeck im Süden ergibt sich eine Aufteilung auf Waid und Ofling. FDP, Teile von "Die Linke" und Stadträtin Tröscher lehnten das unter anderem aufgrund der Versiegelung der Grünfläche ab. Sie präferierten eine zweite Variante, bei der sowohl Hotel als auch Parkdeck auf dem jetzigen Parkplatzbereich geplant werden. Die Prüfung dieser Variante wurde aber mehrheitlich abgelehnt.

Eine dritte Variante sah die Bewahrung des Status quo – also Verzicht auf Hotel und Parkdeck – und die Entlastung der Parksituation lediglich durch verkehrsseitige Optimierungen vor. Diese Optimierung sei aber stark eingeschränkt, wie die Vertreter der städtischen Ordnungsbehörde umrissen. So fand auch die Prüfung dieser Variante keine Mehrheit.

Nun geht es mit den Planungen nur bei einer Variante weiter. Dass es immer ein Kompromiss sein wird, der von allen Zugeständnisse erfordert, daran ließen die Freien Wähler keinen Zweifel: "Es geht um die optimale Lösung, eine beste gibt es nicht."

Update: Donnerstag, 14. Juli 2022, 15.45 Uhr


Wie werden die Parkprobleme am Miramar gelöst?

Von Philipp Weber

Weinheim. Wie geht es in den Bezirken Waid und Ofling weiter? Kommen ein Parkdeck und ein Hotel im Umfeld von Miramar und Waidsee, oder bleibt alles so, wie es jetzt ist? Auf dem Weg zur Entscheidung kann der Gemeinderat nun den nächsten Schritt gehen und die Verwaltung in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch beauftragen, eine oder mehrere Lösungsvarianten vertieft zu prüfen. Das wäre noch keine Festlegung, aber wohl doch ein deutlicher Fingerzeig.

> Der Bürgerdialog im November: Es war ein Freitagabend im letzten Herbst, als 80 Interessierte trotz Corona-Auflagen in die Stadthalle kamen. Damals fand ein Bürgerdialog statt, bei dem man sich zu mehr als einem halben Dutzend möglicher Lösungen äußern konnte. Ein Ergebnis im Sinne einer klaren Empfehlung brachte die Veranstaltung nicht. Es stellte sich aber heraus, dass das Miramar sowie die Interessenvertreter der Waid gut mit einem der Lösungsvorschläge leben können: Das Bad, das besonders abseits der Sommerzeit einen großen Teil des Parkdrucks hervorruft, finanziert den Bau und Betrieb eines 500 Plätze zählenden Parkdecks auf einem Ackergelände im Süden des Miramar (nahe der Ofling). Im Gegenzug darf der Bäderbetrieb auf einem Teil des heutigen Miramar-Parkplatzes in der Waid ein 100-Zimmer-Hotel bauen, dessen Profite das Parkhaus querfinanzieren. Klar ist, dass das Bad sich auch auf den Status quo zurückziehen kann: Es hat Bestandsschutz.

> Die Reaktion der IG Ofling: Ein Sprecher der IG Ofling hatte sich bereits im November kritisch zu dem Lösungsvorschlag des Miramar positioniert. Inzwischen hat diese Interessengemeinschaft ihre eigenen Mitglieder befragt. 120 Menschen nahmen teil. 80 Prozent davon plädierten gegen ein Parkdeck im Süden des Bads, 20 für die vom Miramar vorgeschlagene Lösung. 30 Prozent sahen Parkdeck und Hotel auf dem heutigen Parkplatzgelände am Rande der Waid – und auch die "Nullvariante" (alles bleibt, wie es ist) kam auf 30 Prozent. Im Grunde wurde also die Haltung des IG-Sprechers bestätigt.

> Lösungsszenario eins: In der Sitzungsvorlage stellt die Verwaltung drei Lösungswege mit ihren Vor- und Nachteilen vor. Zunächst ist da die Alternative, die Miramar und IG Waid bereits im November unterstrichen hatten: ein Parkdeck auf den Feldern im Süden des Bads, ein Hotel auf dem heutigen Parkplatz. Mit dem Bau des Hotels würden jedoch 130 der "alten" Parkplätze verloren gehen, und das 500-Plätze-Parkdeck läge 600 Meter vom Miramar-Eingang entfernt. "Es ist daher fraglich, ob in dieser Variante der Problematik des Falschparkens wirkungsvoll begegnet werden könnte", heißt es. Außerdem käme es zur Versiegelung von Ackerboden, der auch noch Privateigentümern gehört und damit – zumindest nicht sofort – verfügbar ist. Der heutige Parkplatz gehört dagegen größtenteils der Stadt.

> Szenario Nummer zwei: Dieses sieht das Parkdeck und Hotel auf dem heutigen Großparkplatz. Hier stünden die Parkmöglichkeiten weiter in direkter Zuordnung zum Eingang, die Bauflächen wären verfügbar, und die Lösung entspräche am ehesten dem Meinungsbild in der IG Ofling – aber auch dem beim Bürgerdialog. Die IG Waid müsste jedoch eine dicke Kröte schlucken, da beide Baukörper vor ihrer "Haustür" entstünden. Es bestehen bereits Bedenken hinsichtlich möglicherweise massiver Bauvolumen. Auch das Miramar hatte diesen Vorschlag zunächst kritisch betrachtet, laut Verwaltung aber inzwischen seine Haltung geändert. Das Bad erachte eine "funktional und städtebaulich tragfähige Lösung" auch an dieser Stelle nun für denkbar. Diese zu finden, sei anspruchsvoll, aber nicht von vorneherein unmöglich, so die Verwaltung.

> Alternative drei sähe eine Beibehaltung des Status quo vor, mit ergänzenden Maßnahmen. Diese hält die Verwaltung jedoch allesamt für fraglich: Allein mit verstärkten Kontrollen der parkenden Autos, einer Verbesserung des Nahverkehrsangebots oder der Einführung eines Busshuttles könne man dem Problem kaum begegnen, immerhin zieht das Miramar Tagesgäste aus mehreren Bundesländern an. Auch eine Befestigung des heutigen "Sommerparkplatzes" am städtischen Strandbad (also der Parkwiese) stößt mit Blick auf die Grüngürtelkonzeption am Stadtrand auf Skepsis.

Info: Die öffentliche Ratssitzung beginnt am Mittwoch, 13. Juli, 17.30 Uhr, im Rolf-Engelbrecht-Haus, Breslauer Straße 40/1. Die Waid- und Ofling-Thematik steht an fünfter Stelle.

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