Wohnen in Ladenburg

Altes Pflaster ist teuer

Größte Wohnraumknappheit im Kreis - Grundstücke erzielen Quadratmeterpreise bis zu 800 Euro

15.12.2017 UPDATE: 16.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung, hieß lange Zeit die Devise in Ladenburg. Der Wohnungsbestand wurde damit nicht erhöht. Jetzt sind die letzten Baulücken geschlossen.

Von Axel Sturm

Ladenburg. Wer in Ladenburg ein Haus kaufen oder eine Wohnung mieten will, hat schon seit Jahren schlechte Karten. Auf einigen Immobilien-Plattformen wird die Stadt als "hervorragender Ort zum Leben und Wohnen" angepriesen. Und eine derartige Einschätzung hat ihren Preis.

Wohnraum ist überall knapp im Rhein-Neckar-Kreis, in Ladenburg aber besonders. Die Attraktivität liegt wohl an der Lage zwischen Heidelberg und Mannheim, dem mittelalterliche Stadtkern mit seinem schönen Marktplatz und dem beachtlichen Freizeitangebot mit über 120 Vereinen. In Ladenburg sind alle Schulformen vorhanden, in der Industrie und Gewerbe gibt es ausreichend Arbeitsplätze. Die Nachfrage nach Wohnraum ist also sehr groß.

Jedoch wurden in Ladenburg in den vergangenen 30 Jahren keine neuen Wohngebiete erschlossen. "Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung", hieß stets die Strategie, im vergangenen Jahr wurden die meisten Baulücken geschlossen. Es entstand also kontinuierlich neuer Wohnraum, aber die Nachfrage war größer als der Bestand.

Gerade junge Familien haben es schwer, in Ladenburg eine bezahlbare Wohnung zu finden. Oft bleibt ihnen nichts Anderes übrig, aus der Stadt wegzuziehen. Dadurch wiederum steigt der Altersdurchschnitt, der mittlerweile der fünfthöchste im Rhein-Neckar-Kreis ist.

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Wer in Ladenburg Eigentum erwerben will, muss diesen Wunsch also teuer bezahlen. Zusammen mit Weinheim und dem SAP-Standort Walldorf verzeichnet die Stadt die höchsten Kaufpreise. Für ältere Häuser und Wohnungen zahlt man durchschnittlich 2300 Euro pro Quadratmeter, Neubauten sind nicht unter 3600 Euro pro Quadratmeter zu haben.

Für Wohneigentum in der Altstadt müssen gar 4000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Auch die Grundstückspreise sind exorbitant hoch. Als die Grundstücke im neuen Baugebiet Hockenwiese im vergangenen Jahr zum Kauf angeboten wurden, lag der Bodenrichtwert bei 450 Euro pro Quadratmeter. Angebot und Nachfrage regeln jedoch auch in der Baubranche den Preis, und so wurden den privaten Grundstücksbesitzern über 800 Euro pro Quadratmeter angeboten, die nach Informationen der RNZ auch bezahlt wurden.

Im gerade entstehenden Wohngebiet "Nordstadt-Kurzgewann" ist eine ähnliche Entwicklung zu befürchten. Wer dort ein Einfamilienhaus bauen will, wird wohl deutlich mehr als den Bodenrichtwert von 450 Euro bezahlen müssen. Die Nachfrage ist riesig, obwohl der Bebauungsplan noch nicht einmal Rechtskraft besitzt.

Erste Vorverträge mit Grundstücksbesitzern sollen schon abgeschlossen worden sein. Bürgermeister Stefan Schmutz kennt die Probleme in Ladenburg.

Die Zahl der Wohngebäude und der verfügbaren Wohneinheiten sei in den vergangenen 20 Jahren nur sehr gering gestiegen, sagte er auf RNZ-Anfrage. In den Nachbarkommunen wurden größere Wohngebiete ausgewiesen, in Ladenburg dagegen ist das Angebot sehr begrenzt. Das Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann sieht Schmutz als Chance, auf diese Situation zu reagieren, um Wohnraum für Familien sowie Wohnangebote für Senioren zu ermöglichen.

Auch der Aspekt "bezahlbarer Wohnraum" steht hier im Fokus. Mit dem Steuerungsinstrument "Quotierung" will Schmutz hier auf den Flächen, die der Stadt gehören, ansetzen. So ist es für den Bürgermeister vorstellbar, dass im Geschosswohnbau anteilig Wohnraum zu einem reduzierten Mietpreis von den Investoren zur Verfügung gestellt wird. Diese Diskussion sei im Gemeinderat aber noch zu führen, so Schmutz.

Für bezahlbaren Wohnraum stehen in Ladenburg derzeit die Mannheimer Familienheim, die viele Objekte besitzt, sowie die Ladenburger Baugenossenschaft. Bauvorstand Götz Speyerer bestätigt, dass die Mietpreise bei der Baugenossenschaft für den Altbestand sehr günstig seien. Zwischen sechs und sieben Euro werden pro Quadratmeter Wohnfläche verlangt. Auf dem freien Markt zahlt man durchschnittlich neun Euro.

Speyerer gibt aber zu bedenken, dass die Mietpreise der Neubauten, die 2018 in der Zehntstraße entstehen sollen, nicht ganz so günstig ausfallen werden. Gesetzliche Vorgaben wie die Energieeinspar- und Wärmeschutzverordnung verteuern das Bauen ungemein. Die Verantwortlichen der Baugenossenschaft denken auch darüber nach, im Baugebiet Nordstadt-Kurzgewann zu investieren.

Viele Ladenburger rechnen jedoch damit, dass die Stadt weiterhin ein teures Pflaster bleibt.

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