Wieslochs OB Dirk Elkemann blickt auf ein ereignisreiches erstes Amtsjahr zurück
Stadtoberhaupt spürt Dynamik in der Stadt: Das Bürgerengagement sei "absolut herausragend".

Der neue Leimbachpark im Gewerbegebiet Weinäcker "schafft ein tolles Umfeld für Gewerbebetriebe", so OB Dirk Elkemann. Alle Flächen im Gewerbegebiet seien inzwischen verkauft, freut sich das Stadtoberhaupt. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (oé) Oberbürgermeister Dirk Elkemann ist selbst etwas überrascht, dass das "erste Achtel" seines "Achtjahresvertrages" mit der Stadt und ihren Bürgern nun schon wieder um ist. "Unheimlich toll aufgenommen worden" sei er, betont er in seinem Jahresabschlussgespräch mit der RNZ. Das gelte "für Rathaus und Bürger gleichermaßen". Gerade der "direkte Draht" zu den Bürgern ist dem neuen OB wichtig. Deshalb lädt er auch einmal im Monat zu einer Bürgersprechstunde ein - mit großer Resonanz.
In seinem neuen Amt fühlt sich Dirk Elkemann "sehr, sehr wohl", die Arbeit macht Spaß. Anders, so ergänzt er, ließe sich dieses Engagement auch kaum durchhalten. "Spürt man hingegen, dass der eigene Einsatz honoriert wird, dann macht man das auch richtig gern." Dirk Elkemann hat diesen Eindruck, und er wird noch verstärkt durch ein anderes Gefühl: dass "eine Dynamik" und "etwas Pulsierendes in der Stadt" ist und dass "an allen Ecken und Enden Projekte vorankommen und neue entstehen".

Fühlt sich in Wiesloch "sehr, sehr wohl": OB Dirk Elkemann. Foto: Pfeifer
In der Tat hat das alte Jahr einige wichtige Weichenstellungen für die Stadt gebracht. An erster Stelle nennt der OB ein Projekt, dass für ihn "1a-Priorität" hat und "entscheidend ist für die weitere Entwicklung der Innenstadt": nämlich die Pläne einer Investorengemeinschaft, die das ehemalige Kaufhaus Dannheimer zu einem Geschäfts- und Bürogebäude umgestalten will. Dass der Kauf des Objekts inzwischen unter Dach und Dach ist, stimmt Elkemann froh. "Nun geht es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie." Elkemann geht davon aus, dass Planung und Baugenehmigung zügig vonstattengehen und schon "sehr schnell" Baubeginn für den "Kubus am Adenauerplatz" sein kann. An der Stadt jedenfalls soll es nicht liegen. "Wir wissen um die Bedeutung des Projekts", betont der OB, der sich von dem künftigen "Anker" eine Neubelebung der Innenstadt verspricht.
Ein anderes Projekt mit großer Strahlwirkung für die Stadt sind die Pläne für das ehemalige Wellpappengelände. Dort will ein Investor ein Wohngebiet schaffen, auf einem Teil der Fläche aber auch eine gewerbliche Nutzung ermöglichen. Für den OB ist das alte Fabrikgelände "der ideale Standort für Wohnungen". Stadt- und Schulzentrum liegen nicht allzu weit entfernt und Freizeiteinrichtungen wie das Freibad sind gleich nebenan. Zu diesen Freizeitangeboten soll bald auch das Pfitzenmeier-Fitnesscenter gehören, das am Freibad entstehen wird. Der Bebauungsplan ist inzwischen auf einem guten Weg. "Wir haben im abgelaufenen Jahr sehr viel daran gearbeitet und freuen uns darauf, dass es zügig realisiert wird", so Dirk Elkemanns Fazit. Auch hier rechnet der OB mit einem Spatenstich noch im Jahr 2017.
In all diesen Projekten privater Investoren sieht das Stadtoberhaupt auch keinen Widerspruch zu seinem Ziel, ein langfristiges Leitbild für die Stadtentwicklung zu entwerfen - ganz im Gegenteil. Diese Pläne schieben nichts "auf die lange Bank" und behindern auch keine aktuellen Projekte, wie der OB betont. Wenn ein Projektplaner auf die Stadt zukomme, müsse diese schnell reagieren können - "und das tun wir auch." Schließlich gehe es hier nicht um "Planwirtschaft".
Wohl aber will der OB auf längere Sicht wegkommen von einem nur "situationsbedingten Handeln" hin zu mehr Steuerung. "Wir müssen uns selbst Leitplanken geben, wohin wir wollen in Wiesloch", umschreibt er sein Ziel. Das gilt gerade auch für eine grundsätzliche Betrachtung der Verkehrsprobleme. 2017 will Elkemann dieses Stadtentwicklungskonzept weiterverfolgen - und zwar in einem möglichst "breit aufgestellten" Verfahren, das politische Willensträger ebenso einbindet wie die Bürgerschaft. Ein solcher "Moderationsprozess" kann nach Überzeugung des OB aber nur mit einem externen Planungsbüro gelingen, das entsprechend versiert ist und das erforderliche Fachwissen mitbringt. Ein solches Büro soll in diesem Jahr gefunden werden.
Allerdings lief 2016 keineswegs alles glatt für das neue Stadtoberhaupt. Manchmal fragte sich Dirk Elkemann sogar, ob denn ausgerechnet in seinem ersten Halbjahr als OB "alles Schlimme passieren musste". Zum Beispiel die Hiobsbotschaft am Tag der geplanten Haushaltsverabschiedung, dass die Stadt erneut Gewerbesteuern in Millionenhöhe zurückzahlen muss. "Dass Wieslochs wirtschaftliche Situation nicht besonders gut war, wusste ich bei meinem Amtsantritt", sagt der OB. Nun aber wurde unübersehbar deutlich, dass hier eine Herausforderung wartet, "die sich durch meine gesamte Amtszeit hindurch ziehen wird". Dass die Stadt bislang nur mit pauschalen Budgetkürzungen reagieren konnte, stellt den Rathauschef nicht zufrieden. Deshalb will er in diesem Jahr den Haushalt gemeinsam mit dem Gemeinderat nochmals in allen Einzelpositionen prüfen. Vor allem die Freiwilligkeitsleistungen sollen "schonungslos" unter die Lupe genommen werden. "Dann müssen wir entscheiden: Was können, wollen und dürfen wir uns noch leisten." Bei den Pflichtaufgaben sieht der OB nicht mehr allzu viel Luft, hier sei in den zurückliegenden Jahren "schon sehr viel gespart worden."
Was der OB hervorhebt: Bei allen Finanzproblemen (besonders verursacht durch die hohe Verschuldung) sei die Stadt doch weiterhin in der Lage, die Betreuung von Kindern und Schülern weiter auszubauen und wichtige Projekte anzuschieben - "wenn auch nur mit großen Anstrengungen". Das gilt beispielsweise für den geplanten Neubau der Gemeinschaftsschule am Schulzentrum. Ein Millionenprojekt, das komplett über Darlehen finanziert werden muss, für den OB gleichwohl eine "gute Investition in die Zukunft ist". Im Schuljahr 2018/19 wird die Gerbersruhschule wohl in ihr neues Gebäude umziehen. Bis dahin soll auch Klarheit bestehen, was mit dem alten Schulareal geschehen soll. Das Spektrum denkbarer Lösungen reicht dem OB zufolge von einer weiteren öffentlichen Nutzung bis hin zum Verkauf des gesamten Quartiers an einen privaten Investor.
Ein anderer Schreckmoment im alten Jahr war das Hochwasser Ende Mai, als der Gauangelbach in Baiertal über seine Ufer trat - nicht, weil der Hochwasserschutz versagt hätte, wie der OB betont. Die vorhandenen Rückhaltebecken hätten "zu 100 Prozent funktioniert". Aber die Kapazitäten reichten noch nicht aus. Das wird erst der Fall sein, wenn die beiden weiteren Rückhaltebecken in Schatthausen und Ochsenbach mit zusätzlichen 100.000 Kubikmeter Stauraum fertig sind. Ein anderes Problem waren Verlandungen im Bachbett, die nun mithilfe des Landes (bis zu 85 Prozent Zuschuss) beseitigt werden. Ein naturnäherer Bachlauf und mehr Hochwasserschutz sollen die Folge sein. Quasi zum rechten Zeitpunkt fertig geworden ist hingegen der Ausbau des Leimbachs in der Schwetzinger Straße, der die mögliche Durchflussmenge mit einem Schlag verdreifachte. "Ohne diese Maßnahme hätten wir auch hier Überflutungen bekommen", ist Elkemann sicher.
Gleiches gilt wohl für den Leimbachausbau in den Weinäckern, für den primär das Land zuständig war, während die Kommune das Gelände mit dem "Leimbachpark" gestalterisch aufwertete. Dieses "tolle Umfeld für Gewerbebetriebe" war dem OB zufolge auch ein Faktor bei der weiteren Vermarktung der Gewerbegrundstücke dort. "Die Weinäcker sind komplett ausverkauft", freut er sich. Für die Flächen am Bahnhof gilt das leider noch nicht. Über das Gesprächsstadium mit potenziellen Investoren sei man da noch nicht hinausgelangt, so Elkemann. Immerhin konnte er bei der Expo Real, der größten Immobilienmesse Deutschlands in München, alte Kontakte auffrischen und neue knüpfen. Nun müsse man schauen, was sich daraus entwickle, so der OB.
Viel Einsatz (unter anderem in Bürgerworkshops) forderte 2016 auch die Neuausrichtung des Winzerfests. Der Verzicht auf die Halle war aus Sicht des OB ein "wichtiger Schritt" in die richtige Richtung. Die Resonanz darauf sei sehr positiv gewesen. Weitere Schritte sollen folgen: etwa eine stärkere Einbeziehung des Gerbersruhparks und regionaler Winzer. "Ein gewichtiges Wort" müssen dabei aber nach Überzeugung des OB auch die Betreiber des Fests mitreden. "Denn die tragen das wirtschaftliche Risiko und müssen am Ende mit einer schwarzen Zahl rausgehen." Während des Winzerfests beherbergte Wiesloch übrigens besondere Gäste: Eine Delegation aus Sturgis in den USA war gekommen, um das 50. Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Wiesloch zu begehen. Zuvor war das Jubiläum bereits in Sturgis gefeiert worden. "Der Aufenthalt dort war unvergleichlich", so der OB.
Ein Thema, das ihn ebenfalls das ganze Amtsjahr über intensiv beschäftigt hat und wohl auch weiter beschäftigen wird, waren die Flüchtlinge. Dass in seiner allerersten Gemeinderatssitzung die Zuschauerplätze wegen der Frage der Flüchtlingsunterbringung voll besetzt waren, war "schon eine besondere Situation", erinnert sich der Rathauschef. Die Stadt sei unter Federführung von Bürgermeister Ludwig Sauer bestrebt, eine "möglichst dezentrale Unterbringung" zu ermöglichen - angesichts der großen Zahl (in diesem Jahr müssen 170 Menschen mit Bleibeperspektive in der sogenannten Anschlussunterbringung versorgt werden) keine ganz leichte Aufgabe.
"Wir möchten diesen Menschen eine angemessene Unterkunft bieten, die es ihnen auch ermöglicht, sich in die Gesellschaft zu integrieren", betont Dirk Elkemann. Dazu will man auch neu bauen. Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft wird in der Güterstraße ein Haus errichten, das später einmal vermietet werden könnte. Insgesamt rund eine Million Euro hat die Stadt in ihrem Haushalt für Betreuung und Unterbringung der Flüchtlinge bereitgestellt. Es gibt zwar Zuschüsse vom Bund, "aber die decken die Ausgaben bei Weitem nicht", so der OB. Positiv merkt er an, wie ruhig bisher alles verlaufen sei, auch in der Unterkunft des Kreises nahe der Moschee. "Sehr anerkennenswert" findet Elkemann dabei das Engagement der muslimischen Gemeinde, die vieles auffangen helfe. Dies gemeinsam mit den ehrenamtlichen Helfern des Asylkreises.
Überhaupt das Ehrenamt: Die Flüchtlingsbetreuung, die Betreuung von Kindern und Senioren in Wiesloch - all das und vieles mehr suche seinesgleichen, sei "absolut herausragend" und "jedes Mal wieder erstaunlich". Ein besonderes "Leuchtturmprojekt" dieses ehrenamtlichen Engagements ist für den OB das neue Gemeinschaftshaus "Hohenhardter 7" in Schatthausen, das 2016 eingeweiht werden konnte.
In Baiertal hat (neben dem Hochwasser) vor allem ein Thema die Kommunalpolitik bestimmt: die Pläne für ein neues ökumenisches Gemeindehaus. "Das treibt auch mich um", gesteht der OB. "Am liebsten" wäre ihm eine gemeinsame Lösung mit den beiden Kirchengemeinden und der Stadt als Partnern. Das wäre aus seiner Sicht "ein großer Wurf". Als Standort dafür käme immer noch der "alte Friedhof" Baiertals in Betracht, weil die Stadt hier das Grundstück als ihren Anteil einbringen könnte. "Das wäre aus finanzieller Sicht machbar."
Der OB weiß aber auch um die großen Vorbehalte, die es gegen einen solchen Vorschlag gibt. Wenn sich jedoch die Kirchen eine "pietätvolle" Lösung zutrauten, könnte er dies mitgehen. Das große Problem nur: Sie bräuchte wohl Zeit, die man nicht hat. "Wir müssen eine schnelle Lösung finden." Nicht zuletzt, weil das evangelische Wichernhaus nun schon bald zwei Jahre geschlossen ist. Als "kleinste Lösung" käme deshalb auch eine Ertüchtigung der Etten-Leur-Halle für die wenigen Großveranstaltungen der Vereine infrage. All diese Ansätze müssten nun diskutiert sowie auf Machbarkeit und Kosten geprüft werden. Das Ende sei "absolut offen", so der OB.



