Wieslocher Stadtmarketing: "Wir nähern uns der kritischen Grenze"
Stadtmarketing macht sich für "Einkaufen vor Ort" stark - Negativtrend des Käuferstroms soll gestoppt werden

Marktplatzszene im Herzen Wieslochs. Für die vom "Frequenzrückgang" betroffenen Einzelhändler jedoch zeichnet sich ein weitaus weniger idyllisches Bild ab. Archivfoto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Uwe Dörner, der Vorsitzende des Vereins "Stadtmarketing", sieht Handlungsbedarf. "Wir müssen Wiesloch als Einkaufsstadt wieder attraktiver machen und uns für ’Einkaufen am Ort’ stark machen", resümierte er in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Kultur, Sport und Soziales. In Gesprächen mit dem ortsansässigen Einzelhandel sei ein sogenannter "Frequenzrückgang" (Anzahl der Käufer) von 20 Prozent zu den letzten Jahren beklagt worden. In Summe, so Dörner, bedeute das einen Umsatzrückgang von geschätzten acht bis neun Prozent, da diejenigen, die gekommen seien, mehr Geld in die Kassen gebracht hätten und somit dieser Rückgang nicht gleichzusetzen sei mit dem Nachlassen des Käuferstroms.
"Wir nähern uns langsam aber sicher einer kritischen Grenze", befürchtet Dörner und will handeln. Das gehe allerdings nicht ohne entsprechende Finanzmittel. Im Haushalt der Stadt für das laufende Jahr sind 10 000 Euro eingestellt, vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderates am 24. Februar. Auch der Verein "Stadtmarketing" will 5000 Euro beisteuern, der gleiche Betrag soll von der "Wiesloch Card" kommen. Auch hier fehlt noch die Absegnung seitens der Mitgliederversammlung.
In Kooperation mit der Stadt wird derzeit ein Konzept erarbeitet, um Anreizpunkte für das Einkaufen in der Weinstadt zu setzen. Erklärtes Ziel ist es, neue Besucher aus der Umgebung in die Innenstadt zu bringen, aber auch "Stammgäste" noch stärker an Wiesloch zu binden. Die Zielgruppen sind breit gestreut und reichen vom Besucher, dem Einzelhandel, der Gastronomie über die Hotels bis hin zu den Multiplikatoren, der Presse also. Unterstützt wird das Projekt von Isabelle Oelschläger, die Agentur- und PR-Erfahrung aufweist, sich ehrenamtlich ins Vorhaben einbringt und jetzt erste Ideen im Ausschuss vorgestellt hat. Seitens der Stadt ist Ines Adam an der Organisation beteiligt, immer in enger Abstimmung mit dem Stadtmarketing. Dabei gilt es, Potenziale, die die Innenstadt bietet, zu optimieren. Nach wie vor kann sich der Wieslocher Einzelhandel noch nicht auf einheitliche Öffnungszeiten am Abend verständigen, ein früherer Anziehungspunkt, das einstige Kaufhaus Dannheimer, steht mehr oder minder leer oder bietet derzeit ein nicht unbedingt attraktives Warenangebot. Auch müsse es, so Isabelle Oelschläger, darum gehen, die Zahl der Leerstände von Geschäften zu reduzieren.
Mit der Kampagne, die im Spätsommer beginnen soll, wollen die Initiatoren die Vorteile der Großen Kreisstadt deutlich in den Mittelpunkt rücken. Kurze Wege, ein schöner Altstadtkern, 80 Fachgeschäfte mit persönlicher Beratung, entspannte Einkaufsatmosphäre sowie gute Parkmöglichkeiten sind die wichtigsten Kriterien, die besonders herausgestellt werden sollen. Mit auf der Agenda steht auch eine Analyse der Einkaufstrends. So hat sich laut Statistik die Anzahl der persönlichen Einkäufe zugunsten des Online-Handels bereits um ein Drittel verringert. Wichtig ist nach den Worten Isabelle Oelschlägers daher, das Internet als Informationsquelle mit einzubinden, verbunden mit dem Hinweis auf das Angebot des lokalen Einzelhandels. Es gehe darum, eine emotionale Verbundenheit zu schaffen und die Vorteile Wieslochs als Einkaufsstadt auch im Umland hervorzuheben.
Initiativen unter dem Motto "Denke global, kaufe lokal" sind in Deutschland ein noch relativ junger Trend. Es geht dabei in erster Linie darum, bei den Konsumenten ein Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig es ist, in der eigenen Stadt auf Einkaufstour zu gehen. Für Wiesloch planen die Organisatoren eine umfangreiche Werbekampagne. So soll eine eigene "Landingpage" (eine spezielle Internet-Seite) eingerichtet und ein Starterpaket mit Werbemitteln für den Einzelhandel zur Verfügung gestellt werden. Auch ein spezieller Event als "Auftaktveranstaltung" ist, mit entsprechender Plakatierung, geplant.



