Walldorfer Sozialwohnungen: Siegerentwurf überzeugt mit "gewissem Charme"

Ein Preisgericht, bestehend aus einer Architektin, Gemeinderäten und Mitgliedern der Stadtverwaltung, hat sich unter den sechs anonymisierten Entwürfen einstimmig für den des Walldorfer Büros Herrmann entschieden.

06.04.2015 UPDATE: 07.04.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Der Siegerentwurf des Walldorfer Büros Herrmann für den Neubau von Sozialwohnungen in der Bürgermeister-Willinger-Straße. Vor allem der Verzicht auf eine Tiefgarage überzeugte Preisgericht und Gemeinderat. Plan: Stadt Walldorf

Walldorf. (rö) Schon vergangenes Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, auf zwei städtischen Grundstücken in der Bürgermeister-Willinger-Straße neue Sozialwohnungen zu schaffen. Mit einer Mehrfachbeauftragung wollte man den geeigneten Planer und "eine gewisse Breite an Lösungsansätzen für die nicht ganz einfachen Grundstücke" finden, so Stadtbaumeister Andreas Tisch. Als problematisch wurde vorab wegen der schmalen Bauplatzzuschnitte vor allem die Stellplatzfrage eingestuft. Ein Preisgericht, bestehend aus einer Architektin, Gemeinderäten und Mitgliedern der Stadtverwaltung, hat sich unter den sechs anonymisierten Entwürfen einstimmig für den des Walldorfer Büros Herrmann entschieden. Dieser Entscheidung schloss sich jetzt der Gemeinderat bei drei Enthaltungen (Gerhard Baldes, Christian Winnes, Uwe Lindner, alle CDU) an. Das Büro Herrmann wurde mit der weiteren Planung beauftragt.

Einen "gewissen Charme" hat der Entwurf laut dem Stadtbaumeister dadurch, dass er auf eine Tiefgarage verzichtet, die eine relativ hohe Investition bedeutet hätte. Stattdessen werden sämtliche Stellplätze für die 26 vorgesehenen Wohnungen ebenerdig untergebracht. Die beiden dreigeschossigen Baukörper sind laut Tisch "ringsum als Wohngebäude erkennbar", hätten "Grundrisse, die ein angenehmes Wohnen ermöglichen", und auch "recht schlichte Fassaden" - alles Punkte, die nicht bei allen anderen Entwürfen gegeben waren. Die voraussichtlichen Baukosten wurden auf rund drei Millionen Euro beziffert, wobei Tisch das zum jetzigen Zeitpunkt als "mit Vorsicht zu genießen" bezeichnete. "Bitte nageln Sie uns darauf nicht fest", sagte er. Schließlich sei der vorliegende Entwurf nur die "Grundlage für die weitere Planung".

"Wir waren sehr angetan von der Stellplatzlösung", sagte Werner Sauer für die Mehrheit der CDU-Fraktion. Dadurch würden die Unterhaltungskosten minimiert. Reden müsse man über die vorgesehenen Aufzüge: "Wir wollen ja günstig bauen", so Sauer, deshalb müssten "vielleicht nicht in beiden Gebäuden sofort" Aufzüge installiert werden. Gespannt sei man nach wie vor, "ob das als Passivhaus gebaut werden kann". Für Manfred Zuber (SPD) war die Mehrfachbeauftragung "der richtige Weg, um eine gute Lösung zu finden". Da seine Fraktion einen zunehmenden Bedarf für barrierefreie Wohnungen sehe, "ist für uns der Aufzug gesetzt", so Zuber. Man sei sich bewusst, dass sich das "wie auch der Passivhaus-Standard auf die Kosten auswirken wird".

"Das architektonische Programm ist in Ordnung, die Wirtschaftlichkeit ist gegeben", sagte Hans Wölz (Grüne). Man könne heute auch im Passivhaus-Standard zu Preisen bauen, "die sich vorher keiner vorstellen konnte". Er forderte die Verwaltung auf, Zuschüsse aus dem aufgestockten Wohnungsbauförderprogramm des Landes zu beauftragen, und die Zahlen dem Gemeinderat auch vorzulegen. Wölz sprach von "einer Zäsur in der Walldorfer Wohnungspolitik": Im sozialen Wohnungsbau habe es "seit Jahrzehnten keinen Neubau" mehr gegeben. "Wir müssen uns stärker Normalverdienern und einkommensschwachen Familien widmen", sagte er.

Fredy Kempf (FDP) sprach von einem "sehr ansprechenden Entwurf". Alle Arbeiten hätten "von hoher Qualität" gezeugt, einer der Vorteile des ausgewählten Entwurfs seien aber die geringeren Investitions- und Unterhaltungskosten durch den Verzicht auf eine Tiefgarage. "Wir wünschen uns, dass das Vorhaben zeitnah umgesetzt wird", sagte Kempf. Die drei Enthaltungen aus der CDU-Fraktion begründete Gerhard Baldes: "Wir hätten das Geld lieber in die Sanierung gesteckt." Kritisch sehe man den geforderten Passivhaus-Standard, durch den das Projekt teurer als "der normale soziale Wohnungsbau" werde. Man müsse sich stattdessen eher um den Bestand kümmern, so Baldes, "dann wäre die Warteliste nicht so groß".

Nach einer längeren Diskussion, in der es vor allem um Grundsätzliches ging, fiel der Beschluss, das Büro Herrmann mit der weiteren Planung zu beauftragen. Zumindest in der Planung sollen auch in beiden Häusern die Aufzüge berücksichtigt werden.

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