Walldorf: Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft erntet Lob und Kritik
Der Walldorfer Gemeinderat liefert Halbjahresbericht – Die Leerstandsquote wurde deutlich gesenkt – Der sädtische Wohnungsbestand wurde ertüchtigt
Walldorf. (rö) "Wir sind jetzt seit 18 Monaten am Start, die innerbetrieblichen Strukturen funktionieren." Das sagte Gunnar Geßner, der Leiter des zum 1. Januar 2015 ins Leben gerufenen städtischen Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft, als er jetzt dem Walldorfer Gemeinderat den Halbjahresbericht vorstellte. Als besonders positiv hob Geßner hervor, dass man es geschafft habe, die Leerstandsquote in den städtischen Mietwohnungen deutlich zu senken: Bei 281 Wohnungen betrug die Leerstandsquote Ende 2014, bevor der Eigenbetrieb seine Arbeit aufnahm, rund zehn Prozent (28 Wohnungen standen leer), heute steht man bei 2,7 Prozent (acht Wohnungen).
Der Wirtschaftsplan des Eigenbetriebs sieht fürs laufende Jahr Investitionsmaßnahmen in Höhe von 3,4 Millionen Euro vor, die sich bislang noch in der Planungsphase befinden. Größte Maßnahme ist die Sanierung des Gebäudes Sambugaweg 14 für zwei Millionen, deren Beginn laut dem Halbjahresbericht erst im Jahr 2017 erfolgen wird. Baubeginn für den Neubau von Sozialwohnungen in der Bürgermeister-Willinger-Straße soll dagegen im September sein, die Fertigstellung ist für Herbst 2017 anvisiert. Weitere Ausgaben sind dieses Jahr für energetische Sanierung (800.000) und Barrierefreiheit (300.000) im Bestand sowie für den Erwerb von Grundstücken (300.000) vorgesehen. "Wir beschäftigen uns mit der Ertüchtigung des Wohnungsbestands", nannte Geßner als eine der wichtigsten Aufgaben des Eigenbetriebs.
Die personelle Situation (bei drei kaufmännischen und drei technischen Mitarbeitern) ist nach seinen Worten durch einen auf längere Sicht dienstunfähigen Mitarbeiter "angespannt". Deshalb könne derzeit auf einen externen Hausmeisterdienst nicht verzichtet werden, mittelfristiges Ziel bleibe aber, durch Optimierung der innerbetrieblichen Prozesse die extern vergebenen Stunden nach und nach zu reduzieren. "Der Einsatz des technischen Personals vor Ort erzeugt große Erfolge bei den Mietern", sagte Geßner, dadurch seien schnelle und kostengünstige Lösungen kleinerer Probleme möglich. Auch die Mietersprechstunden seien "sehr beliebt".
Lob für den Bericht gab es von Mathias Pütz (CDU). "Der Eigenbetrieb befindet sich auf einem sehr guten Weg", stellte er fest, die Situation habe sich "drastisch verbessert". Sanierung und Modernisierung des Bestands fänden "sukzessive statt". Erfreulich sei auch, dass die Vorgaben des Wirtschaftsplans eingehalten werden können. "Kosteneinsparung ist ein großes Ziel", sagte Wilfried Weisbrod (Grüne) angesichts der "riesigen Beträge", die in der Gewinn- und Verlustrechnung aufgeführt sind. Zweites Ziel aus Sicht seiner Fraktion: "Sozialer Wohnungsbau muss in Walldorf wieder stattfinden."
Dr. Günter Willinger (FDP) lobte den "sehr detaillierten Bericht", die Reduzierung der Leerstandsquote sei ein Erfolg. Ein großes Anliegen seiner Fraktion sei die persönliche Mieterbetreuung. Willinger vermisste allerdings konkrete Zahlen zur Anschlussunterbringung.
Kritik kam von Manfred Zuber (SPD): "Wir sind etwas unzufrieden mit der Aufbereitung des Berichts", sagte er. Er monierte unter anderem bei den Sanierungsmaßnahmen "einige Details, die ich gerne nicht in der Öffentlichkeit genannt hätte". Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) sah es ähnlich wie ihr Fraktionskollege und nannte den Bericht "überarbeitungsbedürftig". Dieser habe "nicht den Informationsgehalt, den ich erwartet hätte". Unter anderem vermisste sie Informationen über die Warteliste von Personen mit Wohnberechtigungsschein.
Bürgermeisterin Christiane Staab versprach, dass man die Warteliste in den nächsten Bericht aufnehmen werde. Sie sagte aber auch, dass man darüber bereits im Sozialausschuss und im Technischen Ausschuss informiert habe. "Alle, die auf der Liste stehen, wissen, dass es diese Liste gibt", erklärte die Bürgermeisterin. Und: "Helfen kann nur der Bau von neuen Wohnungen."



