Wiesloch

Unwetter entsprach fünf- bis zehnjährlichem Ereignis

Alles im "grünen Bereich", aber nur fast. Die Probleme im Kubus-Keller waren vorhersehbar.

10.06.2021 UPDATE: 11.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Der Starkregen am Dienstag, wie hier in der Altwieslocher Straße in Wiesloch, sorgte kurze Zeit für kuriose Szenen. Foto: Pfeifer

Von Tobias Törkott

Wiesloch. Der Starkregen vom Dienstagnachmittag entsprach den Daten des Abwasser- und Hochwasserschutzverbandes Wiesloch (AHW) einem fünf- bis zehnjährlichen Unwetter-Ereignis. An der Messstelle des AHW in Baiertal sind etwa elf Liter Regen auf den Quadratmeter gefallen. An der Kläranlage waren es 10,5. In der Wieslocher Kernstadt waren die Niederschlagsmengen unterschiedlich: Am Schulzentrum fielen 18 Liter pro Quadratmeter, am Bauhof nur neun.

"Das war alles recht harmlos. Das Ereignis hat dem AHW selbst keine Probleme bereitet", erklärt Josef Zöllner, technischer Geschäftsführer des AHW. Auch der Starkregen vom Wochenende mit etwa 20 bis 30 Litern sei harmlos gewesen. Nach der Skala des Deutschen Wetterdienstes spricht man bei Regenmengen von 15 bis 25 Litern pro Stunde von Starkregen, bei 25 bis 40 Litern von heftigem Starkregen und 40 Litern innerhalb einer Stunde von extremem Wetter.

Schwierig sei laut Zöllner vor allem, in welcher Zeit der Regen fiele und wie schnell sich die jeweilige Unwetterzelle bewege. So könne das Unwetter unterschiedlich stark an unterschiedlichen Orten sein. "Die Zelle steht beispielsweise über dem Stadtkern, dazu geht dann wenig Wind, dann lädt diese dort ihr Wasser ab", so Zöllner.

Der AHW ist verantwortlich für die Verbindungskanäle des Abwassers. Die Betreuung der Ortskanäle sind Aufgabe der Stadt. "Wir sind die Autobahn. Rechts und links kommt Wasser von den Ortskanälen", so der technische AHW-Leiter. Dazu gebe es 37 Rückhaltebecken an der Oberfläche und im Untergrund. Problematisch wird es für die Kläranlage übrigens erst, wenn der Leimbach in deren Bereich über die Ufer treten sollte. "Daher haben wir auch erst Sicherheit, wenn der Ausbau gegen ein hundertjährliches Hochwasser abgeschlossen ist", erklärt er. Bei diesem Vorhaben ist das Land federführend aktiv.

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Die Feuerwehr musste am Dienstag zu fünf Einsätzen wegen überfluteter Straßen und Keller ausrücken. Ansonsten blieb es in der Stadt jedoch ruhig. Bei Meinrad Singler, Leiter des technischen Services bei der Stadt Wiesloch, seien keine Meldung über nicht abgelaufene Straßen eingegangen. Die Oberflächengewässer seien im "grünen Bereich" gewesen. "Wir hatten glücklicherweise die Körbe in den Kanaldeckeln vorher gereinigt." So konnte das Wasser problemlos ablaufen.

Dass es aber vor allem im Bereich der Schlossstraße und Hauptstraße zu Überschwemmungen gekommen sei, sorgte in einer Wieslocher Facebook-Gruppe für Verwunderung.

Anja Dahner, die Leiterin des Tiefbauamtes der Stadt, war nach dem Unwetter erstaunt. Und zwar, weil sich bei der Tiefbauabteilung keine Bürgerin und kein Bürger wegen Überschwemmungen gemeldet hatte. Das sei sonst der Fall. Dass Keller voll gelaufen sind, dafür sei jedoch nicht die Stadt verantwortlich. "Jeder muss sich gegen Rückstau aus den Leitungen laut der Abwassersatzung der Stadt selbst absichern", so Dahner. Auch beim Oberflächenwasser gebe es Werte, die die Kommune gesetzlich einhalten müsse. Die Kanäle in Schlossstraße, Friedrichstraße und Hauptstraße entsprechen den gesetzlichen Vorgaben, so Dahner.

Um das zu überprüfen, wird die hydraulische Belastung, also wie hoch die Belastung des Kanalnetzes bei Ereignissen ist, untersucht. Im Bereich der Schlossstraße und der Friedrichstraße, dort wurden Gullydeckel hochgedrückt, sei alles in einem ordnungsgemäßen Zustand. "Wir müssen nicht für alle Ereignisse gewappnet sein."

Im Einkaufszentrum am Kubus liefen am Dienstag der Keller sowie Fahrstuhlschächte voll. Das Gebäude wurde nach Sanierungsmaßnahmen erst im Sommer letzten Jahres eröffnet. "Es bestand und besteht die Gefahr, dass es Probleme mit Starkregen geben könnte", so Dahner. Mit Rinnen habe man versucht, das Wasser besser abfließen zu lassen. Aber das Risiko gegen null laufen zu lassen, gehe nicht, wenn das Wasser sehr schnell durch die Gassen schieße, erklärt die Tiefbau-Chefin.: "Man hat keinen hundertprozentigen Schutz."

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