"Treffpunkt Café" öffnet für ukrainische Geflüchtete
Sich eingewöhnen fern der Heimat ist das Ziel. Das Café öffnet dienstags und mittwochs im Petrus-Gemeindehaus.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Vielfältige Formen der Hilfe, zwangloser Austausch und das Gefühl des Willkommenseins: Darum geht es beim "Treffpunkt Café". Damit bieten die evangelische Petrusgemeinde und das "Netzwerk Asyl" in Wiesloch eine Starthilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine und deren betreuende Gastgeber an.
Der Startschuss fiel in der Vorwoche, Schauplatz ist das Gemeindezentrum in der Friedrichstraße. Zwei Mal in der Woche ist das "Treffpunkt Café" geöffnet. "Wir haben uns mit der Petrusgemeinde zusammengetan, weil wir hier geeignete Räumlichkeiten nutzen können", so Monika Gessat vom "Netzwerk Asyl". Ziel sei es, ein Angebot für die Flüchtlinge zu unterbreiten, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und Tipps und tatkräftige Unterstützung zu erhalten.
"Es ist sicherlich nicht einfach, sich fernab der Heimat, die man wegen des Krieges verlassen musste, einzugewöhnen. Dabei wollen wir mit dem ,Treffpunkt Café’ helfen", ergänzte Rudolf Leib von der Petrusgemeinde. Aber es ist nicht nur eine Möglichkeit, sich untereinander zu unterhalten und Erfahrungen auszutauschen, auch Bürgerinnen und Bürger aus Wiesloch sind eingeladen. "Wir haben ja inzwischen deutlich mehr als 100 Menschen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind und diesen gilt es, auf möglichst vielen Ebenen Hilfe zu bieten", betonte Leib.
Entscheidend sei dabei die Zusammenarbeit mit der Verwaltung. "Das dortige Integrationsmanagement ist derzeit stark gefordert und wir versuchen jetzt, mit unseren Möglichkeiten zur Seite zu stehen", so Gessat. Dabei kann das "Netzwerk Asyl" auf eine lange Erfahrung zurückblicken. Gegründet wurde die Organisation im Oktober 2014 von Wieslocher Bürgerinnen und Bürgern mit Unterstützung der Stadt und der Bürgerstiftung Wiesloch. Man wollte damals frühzeitig Flüchtlinge und Asylsuchende ehrenamtlich unterstützen.
Auch interessant
In dieser Woche war auch Annabelle Schätzlein aus Frauenweiler zugegen. "Wir haben uns bei der Stadt gemeldet und angeboten, jemanden bei uns aufzunehmen", erzählte sie. Das habe dann auch relativ schnell geklappt. Mit dabei ihr Gast Marina, die aus einem Vorort von Kiew den Kriegswirren entflohen war, gemeinsam mit ihrem Mann. Der 61-Jährige musste nicht zurückbleiben, um im Militär eingesetzt zu werden. Das Ehepaar hat auf seiner Flucht einen kleinen Hund dabei, mit dem man viel unterwegs ist. "Spazierengehen steht derzeit hoch im Kurs" sagte Schätzlein.
Allerdings habe man in der Anfangsphase eine Coronainfektion überstehen müssen. "Es ist leider nicht gelungen, das Ehepaar aus der Ukraine nicht anzustecken". Bleiben können die beiden nach Angaben von Schätzlein "solange es nötig ist". Viel Bürokratie muss zwischenzeitlich erledigt werden. "In erster Linie geht es um Sozial- und Mietzuschüsse, die von den Geflüchteten in Anspruch genommen werden können", berichtete Gessat. All dies laufe direkt über das Landratsamt. "Es geht dabei natürlich um die finanziellen Zuwendungen, aber wir wollen den Menschen damit auch ihre Würde bewahren."
Aktiv im "Treffpunkt Café" ist auch Ganna Muthsam aus Rauenberg. Sie kam bereits im Jahre 2001 aus der Ukraine nach Deutschland und ist jetzt vor allem als Übersetzerin tätig. Denn Deutsch kann kaum einer der Flüchtlinge. Ihre persönlichen Sorgen in diesen Tagen sind sehr konkret. "Meine Mutter und viel Verwandtschaft sind noch in Mariupol, der heftig umkämpften Stadt in meiner Heimat und ich habe letztmals Ende Februar mit ihnen sprechen können", musste sie berichten. Informationen bekomme sie derzeit nur über soziale Medien.
Die Verantwortlichen des Cafés sind auch tätig, um die dringend erforderlichen Deutschkurse zu organisieren, in enger Abstimmung mit der Volkshochschule. Auch mit Schulen habe man gesprochen, damit Kinder aus der Ukraine aufgenommen werden. Werbung für das "Treffpunkt Café" wird fleißig betrieben, so wurde eigens ein Flyer, auch in Ukrainisch, erstellt, der an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet ausliegt.
Geöffnet hat das "Treffpunkt Café" dienstags von 10 bis 12 Uhr und mittwochs von 15 bis 17 Uhr, jeweils im evangelischen Gemeindezentrum. Es gilt weiterhin die Corona-Regel 3G, das heißt, alle Besucher müssen geimpft, genesen oder getestet sein und eine FFP2-Maske tragen. Es können maximal 50 Personen teilnehmen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Kosten entstehen für die Besucher keine.



