"Sauermichel" wird Malschs neues Baugebiet
Malsch. Gemeinderat hat die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Pro und Contra wurden ausführlich diskutiert

Aktuell ist das Gebiet "Sauermichel" im Flächennutzungsplan als einzige Wohnbaufläche ausgewiesen, die Malsch noch erschließen kann. Das 5,2 Hektar große Gebiet ist seit den frühen 90er Jahren immer wieder in der Diskussion gewesen, wurde jedoch stets zugunsten der Entwicklung anderer Bauflächen zurückgestellt. Das auch, weil eine Wohnbebauung am Hang des Letzenbergs nicht unumstritten ist, gerade auch aus ökologischer Sicht: So gilt es, Kaltluftströme zu beachten, und es muss auf Biotope Rücksicht genommen werden.
"Stillstand bedeutet Rückschritt", sagte der Bürgermeister. Ein neues Baugebiet diene der Weiterentwicklung der Gemeinde. Zwar gebe es unterschiedliche Prognosen über die Bevölkerungsentwicklung, dennoch rechne er nach den aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung mit einer weiteren Zunahme. Zudem habe es in den letzten Jahren immer wieder Bauplatzwünsche von Malscher Bürgern gegeben, "die mussten wir abweisen". Knopf verwies auf die Vorleistungen der Gemeinde mit Kosten von über 300 000 Euro, seit das Baugebiet in der Diskussion steht: So hat man Grundstücke erworben und Kanäle vergrößert. Durch neue Einwohner erhofft sich die Gemeinde auch finanzielle Vorteile: durch den Einkommenssteueranteil und höhere Zuweisungen aus dem Finanzausgleich.
"Wir möchten keine Verschandelung des Letzenbergs", ging Knopf auf mögliche Probleme ein. Es gelte, die ökologischen Fragen zu beachten, und es müsse "natürlich eine behutsame Bebauung erfolgen". Nach der Aufstellung des Bebauungsplans seien "noch einige Hürden" zu nehmen, so Knopf. Er kündigte eine Bürgerversammlung zum Thema an. Dort werde man aber nur das "Wie" der Bebauung diskutieren, nicht das "Ob".
Für die Freien Wähler wog Hans-Peter Haußmann das Pro und Contra ab, nachdem man viele Gespräche mit Bürgern geführt und eine Infoveranstaltung zum Thema abgehalten habe. Sämtliche freien Grundstücke in Malsch seinen in privater Hand, sagte er, für die Gemeinde sei es aber wichtig, dass sich weitere Familien ansiedeln oder bereits in Malsch wohnende Menschen den Ort nicht verlassen. Man benötige Zuzüge, um die Infrastruktur zu erhalten oder sogar noch zu verbessern. Erlöse aus dem Verkauf von Grundstücken könnten künftige Maßnahmen finanzieren. Als Gründe, die gegen das Baugebiet sprechen, nannte Haußmann den Umweltgedanken, da der Natur weitere Flächen entzogen werden, und die Skepsis, ob das prognostizierte Bevölkerungswachstum wirklich eintritt. "Die Abwägung spricht aus Sicht der Freien Wähler nicht grundsätzlich gegen ein Baugebiet", sagte Haußmann. Der Gemeinderat werde "der Herr des Verfahrens" sein, ihm obliege es, die Art der Bebauung zu gestalten.
"Die Meinung unserer Mitbürger war uns extrem wichtig", hatte auch die CDU laut Uwe Schnieders auf einer Infoveranstaltung "wichtige Hinweise" aus der Bevölkerung erhalten. Für das Baugebiet sprechen nach seinen Worten vor allem die Vorleistungen der Gemeinde, die künftigen Einnahmen durch die Umlegungsabschöpfung und die Zunahme der Einwohner, die wichtig für den Erhalt der Infrastruktur sei. Andererseits müsse man sich angesichts der Größe des Gebiets "Sauermichel" die Frage stellen, ob wirklich alle Grundstücke einer zeitnahen Bebauung zugeführt werden können - schon heute gebe es in Malsch rund 200 Baulücken. Weitere kritische Punkte seien die Zunahme des Verkehrs, die Versiegelung der Landschaft, die Veränderung des gewohnten Landschaftsbildes und die sehr hohen Investitionskosten für die Umlegung. Die CDU konnte letztlich mehrheitlich ebenfalls zustimmen. Man werde aber, so Schnieders, darauf achten, "dass alle ökologischen Vorschriften und ökonomischen Ziele zur nachhaltigen Entwicklung umgesetzt werden und dem Bebauungsplan ein ganzheitliches Konzept zugrunde liegt".
Außerdem hatte auch der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen, der keinen Vertreter im Gemeinderat hat, schriftlich Stellung zum geplanten Baugebiet bezogen. Zwar stehe man der Aufstellung des Bebauungsplans "nicht generell ablehnend, aber doch sehr kritisch gegenüber", hieß es in dem Schreiben. Man befürchte, dass die Forderungen aus dem Landschaftsplan oder der artenschutzrechtlichen Vorprüfung nicht die geforderte Berücksichtigung finden könnten. Deshalb, so die Grünen, sollten bereits jetzt Bedingungen formuliert werden, die dann in der Planaufstellung "zwingend beachtet werden müssen".



