SAP investiert 100 Millionen Euro: "Das dient Walldorf und der ganzen Region"
Aber der Bau eines neuen SAP-Rechenzentrum erfordert Änderung des Bebauungsplans - "Knackpunkt" Naturschutz

"Transparent und lichtdurchflutet" - SAP baut für rund 50 Millionen Euro ein neues Bürogebäude in Walldorf. Grafik: SAP
Walldorf. (rö) Am Dienstag hat das Software-Unternehmen SAP seine Pläne bekannt gegeben, am Standort Walldorf in den Bau eines neuen Bürogebäudes, eines Blockheizkraftwerks und eines Rechenzentrums rund 100 Millionen Euro investieren zu wollen. Mit dem Rechenzentrum beschäftigte sich am Dienstagabend auch der Walldorfer Gemeinderat. Denn dafür sind Teiländerungen des Bebauungsplans "Walzrute" und des Flächennutzungsplans notwendig. Das Gremium stimmte der Einleitung beider Verfahren einhellig zu.
"Wir sind als Stadt froh über dieses Bekenntnis zum Standort", sagte Bürgermeisterin Christiane Staab. Es handle sich um "eine große Baumaßnahme" in einem "sensiblen Gelände", man werde aber trotzdem "Wege finden, wie dem Naturschutz Rechnung getragen werden kann".
Auch Stadtbaumeister Andreas Tisch betonte: "Das Vorhaben ist sehr wichtig für den Standort." Das neue Rechenzentrum, das zweite in der Region nach St. Leon-Rot, wird wegen des starken Wachstums im Cloud-Geschäft notwendig. Es solle "unter sehr hohem Zeitdruck erstellt werden", deshalb müsse man dafür "schnellstmöglich Planungsrecht schaffen", sagt Tisch.
Das Problem: Der Bebauungsplan "Walzrute", der auch die Sterngebäude und die Kindertagesstätte umfasst, sieht auf der noch freien Fläche nördlich des Hochholzer Waldes und westlich des bestehenden Parkdecks ein weiteres Parkhaus vor. Hier muss eine Änderung in eine sogenannte "Gewerbegebietsfläche" erfolgen. Ziel der SAP ist, mit dem Bau bereits Anfang 2016 zu beginnen. Als Bauzeit werden 14 bis 18 Monate veranschlagt.
Der Neubau wird laut Tisch aus dem maximal zwölf Meter hohen "relativ flächenhaften Baukörper" des eigentlichen Rechenzentrums und einem Bürobereich für die Administratoren bestehen. Die Anlage soll zum Waldrand hin niedriger werden, die Maximalhöhe entspreche der Festsetzung im Industriegebiet und die Fassade zum Hasso-Plattner-Ring hin soll so gestaltet werden, dass die Höhe optisch reduziert wird.
Tisch sprach auch die naturschutzrechtlichen Aspekte an: Die Erhebung der Arten, mit der bereits begonnen worden sei, gestalte sich in der zweiten Jahreshälfte schwierig. Zwar stelle sich die Fläche als "relativ strukturarm" dar, dennoch wird man nach intensiver Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde vom "worst case" ausgehen. Das bedeute einen höheren Aufwand für die Ausgleichsmaßnahmen. Darüber hinaus sei eine naturrechtliche Ausnahmegenehmigung notwendig, über die das Regierungspräsidium zu entscheiden hat. Hier werde an entsprechenden Konzepten gearbeitet, sagt der Stadtbaumeister.
"Ein positives Signal der SAP für Walldorf und die ganze Region", sah Werner Sauer (CDU) in den Bauplänen. Nachteil sei, dass der Hochholzer Wald hinter dem hohen Gebäude wohl kaum mehr zu sehen sein werde: "Wir müssen uns von der Idylle ein Stück weit verabschieden", sagt Sauer. Ein Rechenzentrum sichere den Standort weit mehr als ein Parkhaus, sagte Manfred Zuber (SPD), deshalb müsse man zu diesen Plänen stehen. "Das dient Walldorf und der ganzen Region." Auch Dr. Günter Willinger (FDP) hob die Standortsicherung als wesentlichen Punkt hervor.
Auch bei der SAP gebe es Menschen, "denen der Naturschutz am Herzen liegt", sagte er mit Blick auf die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen. Hans Wölz (Grüne) sah die naturschutzrechtlichen Aspekte als "Knackpunkte". Nur wenn man sich mit der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde auf ein "tragfähiges Konzept" einige, könne seine Fraktion auch im weiteren Verfahren zustimmen.
Man werde das Gesamtpaket noch vorstellen, versicherte Stadtbaumeister Tisch, der dafür nach eigener Aussage noch "eine Menge Arbeit" vor sich hat. Nach dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats findet nun als nächster Verfahrenschritt die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden statt, parallel wird die Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet.
Noch nicht zur Sprache kamen im Gemeinderat die beiden weiteren geplanten Projekte: ein 50 Millionen Euro teures Bürogebäude gegenüber der SAP-Zentrale in der Dietmar-Hopp-Allee, das Platz für 700 Mitarbeiter bieten und Ende 2018 bezogen werden soll, sowie ein Blockheizkraftwerk, das man Anfang 2017 in Betrieb nehmen will.



