Mühlhausens Ortskern soll ruhiger und schöner werden
Mühlhausen. Auftakt zur Umgestaltung der Mühlhausener Ortsmitte. Verkehrsaufkommen wird sich halbieren, Ideen der Bürger sind gefragt

Bürgermeister Jens Spanberger begrüßte die Anwesenden und übergab später das Wort an Stefan Wammetsberger (Ingenieurbüro Koehler, Leutwein und Partner) sowie Karl Haag und Eva Kiesel vom Büro "Wick + Partner", das den städtebaulichen Wettbewerb gemeinsam mit "g2 Landschaftsarchitekten" gewonnen hat, für die Stefan Gehring anwesend war.
Mehr als 100 Bürger nahmen an der Auftaktveranstaltung teil, nicht ganz so viele wie erhofft, aber vielleicht melden sich dann mehr für die drei Arbeitskreise, die an dem Abend gebildet wurden und ab dem Frühjahr regelmäßig tagen werden. Sie widmen sich den Themen "Natur und Erholung", "Belebung der Ortsmitte" und "Aufwertung der Ortsdurchfahrt". Spanberger zufolge ist jeder Bürger der Gesamtgemeinde willkommen, Anregungen einzubringen.
Wie genau der Ortskern schöner und ruhiger werden kann, gab Anlass zu intensiven Diskussionen: Tempo 30 in Haupt- und Speyerer Straße? Fahrbahnverengungen durch weitere Parkplätze oder Bäume? Eine Verkehrsberuhigung ähnlich wie auf dem Rauenberger Kirch- und Rathausplatz?
"Ich freue mich auf diese Herausforderung", sagte Bürgermeister Spanberger, der auch einräumte: "Den goldenen Mittelweg zu finden, wird nicht einfach." Weniger Staub, Lärm oder Abgase bedeute nicht nur eine erhebliche Entlastung für die Anwohner, sondern "erstmals in der Ortsgeschichte die Gelegenheit, die Ortsmitte aufzuwerten". Die Bürger stehen für ihn im Mittelpunkt: "Nutzen Sie die Gelegenheit zur aktiven Bürgerbeteiligung."
"Das Verkehrsaufkommen wird halbiert", prognostizierte Stefan Wammetsberger für die Ortsdurchfahrt, sobald die Umgehungsstraße vom Durchgangsverkehr angenommen wird. Und das gilt ihm zufolge auch ohne zusätzliche Maßnahmen, um den Verkehr im Ort zu verlangsamen und für mehr Aufenthaltsqualität zu sorgen. Bei der Verkehrszählung im Oktober habe man durchschnittlich über 14 000 Fahrzeuge pro Tag festgestellt. "Und wäre Stau auf der A 6 gewesen, wären die Ergebnisse noch viel dramatischer." Wammetsberger blickte auf den kräftigen Anstieg des Verkehrsaufkommens in den vergangenen 30 Jahren zurück und erklärte, dass man auch künftig mit steigenden Zahlen rechne, trotz des demografischen Wandels: Autofahren sei heute auch im hohen Alter eine Selbstverständlichkeit. Ihm zufolge wäre Mühlhausens Hauptstraße ohne Umgehung 2025 mit bis zu 16 000 Fahrzeugen am Tag belastet.
"Für uns war wichtig, den Charakter des Orts aufzuspüren und weiterzuentwickeln", erklärte Karl Haag. Die Rahmenplanung weise eine gewisse Variationsbreite auf, sie diene der Orientierung, so Haag. Gemeinsam mit Gemeinderat, Verwaltung und den Bürgern werde man sie konkretisieren. Wichtige Elemente gelte es herauszuarbeiten, etwa Gebäude, die das Ortsbild prägen. Plätze zum Wohlfühlen sollten entstehen, außerdem auch "Querverbindungen" über die Ortsdurchfahrt hinweg, die wegen des Verkehrs bisher nicht möglich sind, etwa eine Umgestaltung des Gebiets vom Rathaus zur Kirche. Gestaltungselemente sind zum Beispiel Sitzbänke oder Bäume und andere Grünanlagen. "Portale" sollen den Beginn der Ortsmitte markieren, gemeint sind laut Haag besonders aufgewertete Bereiche, an denen die Ortsdurchfahrt "den Charakter einer Straße verliert" und zum Platz wird, wo Radler oder Fußgänger dem Auto gleichgestellt sind. Die "Erlebbarkeit des Wassers" spielt eine große Rolle, wie Stefan Gehring erläuterte. Noch gebe es nicht genug Zugänge zum Waldangelbach. Denkbar seien dort Spielplätze sowie Balkone, Sitztreppen oder Liegewiesen.
Weil der Bürgerwille eine Entscheidungsgrundlage für den Gemeinderat ist, war eine Umfrage durchgeführt worden, an der allerdings nur 40 Personen teilnahmen. Laut diesem "ersten Meinungsbild", das Eva Kiesel näher erläuterte, ist der vordringlichste Wunsch weniger und ruhiger fließender Verkehr. Radlern, Fußgängern und Bussen sollte mehr Platz eingeräumt werden. Außerdem werden ihr zufolge mehr Orte zum Verweilen und für den Austausch gewünscht. Damit man sich auch abends wohlfühlt, sollte die Straßenbeleuchtung verbessert werden. Natürlich soll der Ortskern auch schöner werden, etwa durch die Gebäuderenovierungen, für die Mühlhausen ins Landessanierungsprogramm aufgenommen wurde. Mehr Leben im Ortskern schließt Eva Kiesel zufolge auch einen gestärkten Handel und mehr Gastronomie ein. Über all die möglichen Vorhaben sollte das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht aus den Augen verloren werden, mahnten einige Bürger.



