Mühlhausen begrüßt geplantes Seniorenheim

Investor will Gebäude mit 90 stationären Betreuungsplätzen und 14 seniorengerechten Wohnungen für rund 13 Millionen Euro errichten

01.03.2017 UPDATE: 02.03.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 24 Sekunden

Im Gebiet "Riegel" am Mühlhausener Ortseingang will Aktiv Wohnbau Stuttgart ein fünfstöckiges Seniorenpflegewohnheim für rund 13 Millionen Euro errichten. Der Gemeinderat befürwortete das Vorhaben einstimmig. Grafik: Aktiv Wohnbau

Mühlhausen. (seb) Eine "zweifache Lücke" wird geschlossen: Seit Jahren liegt das Gelände am Mühlhausener Ortseingang, von Malsch und der B 39 her kommend, brach. Ursprünglich war ein 4300 Quadratmeter großer Teil davon als Erweiterungsfläche von einem örtlichen Gewerbebetrieb erworben worden, jetzt hat der Gemeinderat es in eine Sondernutzungsfläche umgewidmet, um den Bau eines Großprojekts zu ermöglichen: Ein Investor plant den Bau eines fünfstöckigen Seniorenpflegewohnheims. Einstimmig befürwortete der Gemeinderat das Vorhaben und änderte den bestehenden Bebauungsplan entsprechend.

Ehe Geschäftsführer Rainer Rudolf für die Firma Aktiv Wohnbau Stuttgart gemeinsam mit Architekt Günther Eppler das Projekt vorstellte, blickte Bürgermeister Jens Spanberger zurück. Seit es 2007 beschlossen wurde, wird das dortige Mischgebiet "Riegel" ihm zufolge nicht genutzt. Das geplante Seniorenzentrum wiederum "ist für uns genau richtig", meinte Spanberger: Es schließe nicht nur eine Baulücke, sondern auch eine Lücke im Angebot für die älteren Mitbürger. Stationäre Heimplätze gebe es in der Region erst in Östringen, Rauenberg oder Malsch. Der demografische Wandel habe auch Mühlhausen erreicht, so lebten über 1000 Personen im Alter von 80 Jahren oder darüber und fast 800 "Siebziger" hier.

Für 90 Betreuungsplätze ist das geplante u-förmige Gebäude ausgelegt, zudem sollen darin 14 seniorengerechte Wohnungen entstehen. Das Investitionsvolumen liegt bei 13 Millionen Euro, der Baubeginn ist auf Herbst 2017 oder Frühjahr 2018 avisiert. Mit mindestens 40 Angestellten rechnet man. In den vergangenen 23 Jahren habe man 1500 Wohneinheiten erstellt, so der aus Neckarsulm stammende Aktiv-Wohnbau-Geschäftsführer Rainer Rudolf. Und seit der Spezialisierung auf Senioren- und Pflegeimmobilien vor 15 Jahren habe man zwölf Seniorenzentren mit insgesamt über 1000 Bewohnern errichtet. Anhand von Bildern unter anderem aus Östringen, Limburg, Plochingen oder vom umgebauten früheren Quelle-Stammhaus in Fürth, machte Rudolf seine Arbeitsweise deutlich.

Der ersten Sorge des Rats, der Lärmbelastung an der B 39, begegnete er mit Verweis auf seine Eigenschaft als Diplom-Physiker: Ohnehin plane man, das Gebäude so energieeffizient wie möglich zu bauen, passiver Lärmschutz wie spezielle Fenster seien da kein Problem. Ein weiteres Anliegen der Räte war, eine Konkurrenzsituation mit der Sozialstation Letzenberg auszuschließen, hier sagte Rudolf eine enge Abstimmung mit den Verantwortlichen zu. Dass man einander ergänze, dass die Nachfrage nach stationären Heimplätzen da sei, belegte Rudolf mit Blick auf die Statistik und mit dem Verweis auf eine Änderung im Landesheimgesetz: "Doppelzimmer haben keine Zukunft", daher müssten übrigens auch alle bestehenden Seniorenzentren umdisponieren. Und schließlich war es dem Rat wichtig, dass genügend Parkplätze vorhanden sind. 20 sind momentan vorgesehen, zudem drei Behindertenparkplätze und Kurzzeitstellplätze im Innenhof. Das sei ausreichend, verwies Rudolf auf seine langjährige Erfahrung.

Das Gebäude niedriger zu machen, damit es nicht so wuchtig wirkt, lehnte Rudolf freundlich, aber bestimmt ab: 70 bis 75 Plätze seien allgemein das Mindeste, damit eine Investition dieser Größenordnung sich rechnet. Dafür zeigte der Gemeinderat Verständnis. Auch sei es nicht machbar, Mühlhausener Bürgern bei der Belegung einen Vorrang einzuräumen: Man müsse sich im Sinne einer zügigen Amortisation bemühen, das Haus möglichst voll zu bekommen und setze damit auf ein großes Einzugsgebiet.

Architekt Günther Eppler erläuterte Nutzungskonzept und Zuschnitt des Seniorenzentrums näher. So sei die oberste Etage etwas zurückversetzt, damit das Ganze nicht zu wuchtig erscheine. Damit entstehe zudem eine begehbare Terrasse. Eppler stellte die angedachte Betreuungssituation und den Zuschnitt der Wohnungen vor, auch schilderte er ergänzende Angebote wie ein Café mit Platz auch für Veranstaltungen wie Fasching in kleinerem öffentlichen Rahmen.

Mit fast 16 Metern Höhe (davon gut drei Meter das versetzte Obergeschoss), würde das Seniorenzentrum weitaus höher als die derzeit im Bebauungsplan zugelassenen acht Meter Gebäudehöhe. Auch ist "Riegel" bisher ein Mischgebiet, in dem ein derartiges Projekt nicht möglich wäre. Daher nahm der Rat einstimmig die notwendigen Änderungen im Bebauungsplan vor. Ergänzend äußerte Dietmar Glup vom Städteplanungsbüro Sternemann und Glup seine Meinung zum Baukörper. Im leicht abschüssigen Terrain, mit dem versetzten 5. Stock auch optisch gegliedert, könne es sich recht gut einfügen. Auch er hätte es gerne etwas niedriger gehabt, das Argument mit der Wirtschaftlichkeit sei aber stark und die Gestaltung insgesamt gelungen.

"Wir sind richtig froh, einen Investor zu haben, der das fehlende stationäre Angebot realisiert", so Hans-Josef Hotz (CDU), der auch aus seiner Erfahrung als VdK-Landesgeschäftsführer heraus auf die Dringlichkeit eines auskömmlichen Pflegeangebots verwies. Durch seine weitläufigen Kontakte konnte er Aktiv Wohnbau bescheinigen, professionell und zuverlässig zu sein.

Über den Lückenschluss freute sich auch Bruno Sauer (Freie Wähler): "Keiner von uns wird jünger." Der Standort sei "nahezu ideal", auch sei positiv zu bewerten, dass die Sozialstation "als eine Säule der Region, was Pflege von Menschen angeht, mit im Boot ist". Wichtig war Sauer abschließend, dass in Sachen Lärmschutz "gegenüber der Gemeinde keine Ansprüche geltend gemacht werden können". "Volle Zustimmung" gab es von Dr. Gerhard Welker (Grüne). Der Höhe des Gebäudes könne man nicht nur im Sinne der Wirtschaftlichkeit zustimmen, das sei "geschenkter Schallschutz" für die Anrainer.

Bürgermeister Spanberger informierte auch über eine aktuelle Bauvoranfrage, die man bei der "Riegel"-Bebauungsplanänderung im Hinterkopf behalten sollte. Ein weiterer Investor wolle ein Wohn- und Geschäftshaus mit Bäckerei und Bistro auf dem Areal neben dem geplanten Seniorenzentrum errichten. Der Entwurf sei noch nicht ausgereift, es werde sicher nicht so hoch wie das Seniorenzentrum, aber höher als die im jetzigen Bebauungsplan zugelassenen acht Meter.

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