Mühlhausen: Verkehrsentlastung Rettigheims ist das Ziel
Östringer Ortsumfahrung birgt viele Chancen - Bundesverkehrswegeplan 2030 war Thema in Mühlhausens Rat

Bis zu 7000 Fahrzeuge fahren am Tag durch Rettigheim. Die Verkehrsströme umzulenken, ist für die Bürger schon lange ein Traum. Foto: Pfeifer
Mühlhausen. (seb) Mühlhausen, Angelbachtal und Östringen wollen an einem Strang ziehen und in Berlin eine Alternative zur Umgehungsstraße für Östringen, die überraschend im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehen ist, durchsetzen. Ultimativ möchte Mühlhausen damit eine Verkehrsentlastung des Ortsteils Rettigheim erreichen, doch auch die anderen Gemeinden könnten profitieren. Die Pläne erläuterte Bürgermeister Jens Spanberger in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Man stand dem Vorhaben mehrheitlich positiv gegenüber (zwei Neinstimmen, Grüne).
Landkreis Karlsruhe und Rhein-Neckar-Kreis hatten die Östringer Umgehung immer wieder gefordert, sie jetzt aber im Bundesverkehrswegeplan zu finden, sogar "im vordringlichen Bedarf mit hoher Priorität", sei "ein Novum", so Spanberger. In zwei Abschnitten soll die Umgehung im Norden Östringens, recht nah am Ortsrand, realisiert werden. Sie wird nach aktuellem Plan voraussichtlich fünf Kilometer lang und mindestens 26 Millionen Euro kosten. Dabei wird sie - aus Richtung Bad Schönborn gesehen - am Industriegebiet West nach Norden von
Bis zu 7000 Fahrzeuge am Tag
der Bundesstraße B 292 abzweigen. Dann wird sie zwei Kreisstraßen kreuzen: die nach Rettigheim (K 4167 beziehungsweise K 3521) und nach Mühlhausen (K 3520). Und schließlich soll die Umgehung kurz hinterm Ortsrand wieder in die B 292 münden, die dann nach Angelbachtal-Eichtersheim weiterführt.
Und dieser letzt Abschnitt von der Kreuzung mit der K 3520 bis zur B 292 gilt laut Spanberger nicht nur als überflüssig, sondern als kontraproduktiv. Stattdessen sollte die K 3520 ausgebaut werden. Der Verkehr könnte dann um Östringen herum auf die B 39 bei Mühlhausen (statt die B 292) geleitet werden. Der Vorteil: Die K 3520 ist bereits vorhanden, dann entfiele ein neu zu schaffendes Straßenstück, das 1200 Meter durch den Wald, der teilweise nach Flora-Fauna-Habitat-Richtline der EU geschützt ist - und erheblich mehr kosten würde. Eine "Querstange" von der B 39 zu B 292, nahe einem Eichtersheimer Gewerbegebiet, könnte Angelbachtal entlasten.
Wenn der Verkehr aus Richtung Östringen statt durch Rettigheim über die B 39-Umgehungsstraße fließt, müsste die derzeitige Brücke der K 3520 nach Mühlhausen hinein zu einem Kreuzungsknoten umgestaltet werden. Mit der damit steigenden Belastung der B 39 könnte Mühlhausen beim Bund dafür eintreten, dass eine Verbesserung des Lärmschutzes entlang der Umgehung teils oder ganz finanziert wird.
Der wichtigste Vorteil all dieser Umplanungen wäre aber, dass Rettigheim weniger unter dem Verkehr, insbesondere den Lkw zu leiden hätte. Das bekräftigten Spanberger und auch Bürgermeister-Stellvertreter Ewald Engelbert (CDU) aus Rettigheim. Nach der letzten Zählung fahren rund 7000 Fahrzeuge am Tag durch den Ort. Deren Zahl zu senken, bedeutete nicht nur "mehr Lebensqualität", wie es einhellig hieß. Auch die Sicherheit an der Ortsdurchfahrt, die dann zur Gemeindestraße herabgestuft würde, könnte erhöht werden - mit einem Kreisel und Querungshilfen. "Das wäre ein Traum", so Engelbert.
Kostenersparnis, geringerer Flächenverbrauch, geschicktere Verkehrsführung, Entlastungen der drei Ortschaften, verbesserter Lärmschutz: "Wir schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe", so Spanberger. "Diese Alternativ-Route birgt viele Chancen und mit diesen Pfunden müssen wir in Berlin wuchern." Zwar dauere es noch Jahre, bis die Pläne verwirklicht werden könnten, doch wolle man mit der Überzeugungsarbeit früh beginnen. Die Ratsmehrheit befürwortete die Pläne, vor allem, weil man Östringen dieselben Vorteile gönnte wie Mühlhausen sie dank seiner Umgehung genießt. Für die Grünen meinte aber Dr. Bernhard Drabant, dass diese "Straßenbauorgie" nur "zwei parallele Verkehrsströme" verbinde, "das bringt gar nichts".



