"Als wäre man den ganzen Tag auf dem Schiff"
Im Rahmen des Metropolink-Festivals arbeitet der Künstler Daniel Thouw an einer Hauswand in Walldorf - Einweihung am Montag

Das dritte Metropolink-Festival gastiert auch in Walldorf. Hier schafft der Künstler Daniel Thouw auf einer Hauswand an der Ecke Bahnhof-/Schulstraße ein riesiges Kunstwerk, das hoffentlich lange zu sehen sein wird. Die Einweihung ist schon am Montag. Foto: Pfeifer
Walldorf. (rö) "Das ist Arbeit, echte Maloche", stöhnt Daniel Thouw. Der Heidelberger Künstler steht mitten in Walldorf bei mehr als 30 Grad auf einem Hubsteiger vor einer Hauswand, vor sich die Farbeimer, in der Hand wahlweise Pinsel oder Spachtel, die Sprühdose kommt erst später zum Einsatz. Hier, an der Ecke Bahnhof-/Schulstraße am Haus von Ingrid und Willi Kempf, entsteht ein Kunstwerk, sogenannte "Urban Art", das noch lange sichtbar sein soll. Bis jetzt ist nur einer von zwei Köpfen zu sehen, Thouw hat am Mittwoch mit der Arbeit begonnen, acht bis zehn Stunden will er täglich schuften. Am Montag, 19 Uhr, soll das Werk bereits öffentlich vorgestellt werden, "ganz realistisch" glaubt Thouw aber nicht, dass er dann fertig ist. "Sechs oder sieben Tage werde ich brauchen", sagt er und erklärt: "Das ist schon anstrengend, abends ist man richtig k.o." Speziell die Arbeit auf dem Hubsteiger ist ungewohnt: "Wenn man auf den Boden zurückkommt, hat man das Gefühl, als wäre man den ganzen Tag auf einem Schiff gewesen."
Daniel Thouws Kunstwerk ist Teil des dritten Metropolink-Festivals, das derzeit vor allem in Heidelberg, aber eben auch in Walldorf, St. Leon-Rot (dort wurde gestern Abend die vom spanischen Künstler Limow gestaltete Hauswand eingeweiht) und Schwäbisch Hall stattfindet. Parallel sind in der aktuellen SAP-Kunstausstellung "Urban Art Unlimited" noch bis 15. September im internationalen Schulungszentrum in Walldorf Werke der am Festival beteiligten Künstler zu sehen, darunter auch zwei Exponate von Daniel Thouw.
Pascal Baumgärtner, der Initiator des Festivals, stammt aus Rot, am Walldorfer Gymnasium war Hartmuth Schweizer, der städtische Kunstbeauftragte, sein Kunstlehrer. Baumgärtner lebt heute nach Stationen in Barcelona und Rom in Heidelberg und will mit dem Festival ein Bewusstsein für Kunst im öffentlichen Raum schaffen. Das ist für ihn "eine Demokratisierung: Da spricht die Verkäuferin mit dem Sparkassenvorstand und dem Kunstexperten über dasselbe Thema." Gerade in einer kleineren Stadt wie in Walldorf erreiche man damit viele Leute. "Das Spannende ist, es dort zu machen, wo es nicht gewöhnlich ist", sagt Baumgärtner.
Bürgermeisterin Christiane Staab sieht einen "Ritt ins Ungewisse", freut sich aber jetzt schon aufs fertige Werk. Das unterstreicht der Erste Beigeordnete Otto Steinmann, der die städtebaulich prägnante Hausfassade hervorhebt, an einer gut einsehbaren Stelle, an der auch viel Verkehr herrscht. "Hier regen sich voll oft die Leute auf", grinst Daniel Thouw, als gerade ein Autofahrer laut aufschreit. Allerdings nicht wegen der Kunst, sondern wegen eines anderen Verkehrsteilnehmers, der unorthodox durch den Kreisel fährt. Thouw selbst hat bis jetzt noch eher wenig Feedback von Passanten bekommen, nimmt sich aber gerne Zeit für ein Gespräch. Nur wenn er richtig konzentriert arbeiten will, setzt er die Kopfhörer auf. Und wenn er fertig ist? "Dann vergisst man relativ schnell, wie viel Arbeit das ist." Meist steht schon das nächste Projekt vor der Tür.
Info: Montag, 10. Juli, 19 Uhr, öffentliche Vorstellung mit Einführung, Live-Musik, Tanz und Street Food.