In Mühlhausen beginnt die "Entschleunigung" der Ortsmitte
Bürgermeister Jens Spanberger und Verkehrsplaner Stefan Wammetsberger stellen die Verkehrskonzeption für die Ortsmitte vor

Aber da geht noch mehr, sind der Verkehrsplaner und Bürgermeister Jens Spanberger zuversichtlich. Erst im Konzert mit der Umgestaltung der Ortsdurchfahrt, die 2014 und 2015 erfolgen soll, kann die Umgehung ihre volle Wirkung entfalten. In Arbeitsgruppen engagieren sich laut Bürgermeister Spanberger zahlreiche Bürger und bringen ihre Ideen ein. Das Stichwort lautet "Entschleunigung": In Haupt- und Speyerer Straße soll Tempo 30 gelten, sie werden baulich verändert und die angrenzenden Bereiche auch städteplanerisch aufgewertet - hier kommen die Vorstellungen des Planungsbüros Wick und Partner zum Tragen, das den Wettbewerb um die Aufwertung der Ortsmitte gewonnen hat.
Wie genau man vorgeht, entscheidet man auch vor dem Hintergrund, dass der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt weiter zunehmen wird: Wammetsberger zufolge um bis zu 1500 Fahrzeuge am Tag. Die Vorhersage bis 2025 stützt sich auf ein Modell, das die Verkehrsbeziehungen bis nach Ludwigshafen, Karlsruhe und in den Odenwald hinein umfasst.
Hauptaugenmerk des Verkehrskonzepts, dem der Gemeinderat einhellig zustimmte, liegt zunächst auf der Hauptstraße zwischen den beiden "Portalen" an Speyerer und Adenauerstraße. Darüber informierten Bürgermeister und Verkehrsplaner in einem Pressegespräch näher. Diese Portale sollen mehr Aufenthaltsqualität und überdies Signalwirkung erhalten: "Achtung, hier beginnt die Ortsmitte", so Wammetsberger. Neben Tempo 30 wird noch weiter entschleunigt: So wachsen die Gehwege um insgesamt einen halben Meter. Auf der dann sechs Meter breiten Straße "fährt man automatisch langsamer".
Von Tempo 20 und Verkehrsberuhigung - wie etwa auf Rauenbergs Kirch- und Rathausplatz - rät der Planer wiederum ab: "Dann steigt die Belastung der nahen Wohnstraßen unverhältnismäßig, weil alle den kürzesten Weg fahren." Die Hauptlast des Verkehrs soll weiter die Ortsdurchfahrt tragen, sie bleibt also Vorfahrtsstraße.
Das ist ein Balanceakt, wie Bürgermeister Spanberger hervorhob. Zu sehr solle der Verkehr auch nicht aus der Ortsmitte vertrieben werden, dem Einzelhandel dort zuliebe, der sich auch mehr Parkplätze wünsche. So werden die Haltebuchten nahe dem Rathaus entfernt, damit die Busse künftig auf der Straße Passagiere aufnehmen. Dadurch gewinnt man weitere Stellplätze, etwa für Besucher der Betreuten Seniorenwohnanlage, so Spanberger. Neu errichtet werden dann zwei Wartehäuschen.
Versuchsweise kommen in den nächsten Wochen provisorische Tempo-30-Schilder und Fahrbahnverengungen etwa durch Blumenkübel. Ihre Wirkung und eventuelle Probleme prüfen Planer, Gemeinderat und Verwaltung dann gemeinsam mit Bürgern und Handel. In der zweiten Jahreshälfte 2014 könnte die Ausschreibung der Arbeiten erfolgen, so Spanberger
Auch abseits der Ortsdurchfahrt soll sich einiges tun. So wird die Bruchsaler Straße zur Tempo-30-Zone, in der "Rechts vor links" gilt - das reduziere den Verkehr und lichte den "Schilderwald" aus, so Wammetsberger. Rettigheim, das trotz Umgehung bisher vor allem auf eine Entlastung vom Lkw-Verkehr wartet, kann mittelfristig auf Abhilfe hoffen: Der Ausbau der Kreisstraße K 4172 zwischen Mühlhausen und Östringen ist jetzt in der Planungsphase. Dann wird der Verkehr in Rettigheim laut Wammetsberger weit stärker als bisher abnehmen: Seit 2012 sind es zwar 1000 Fahrzeuge am Tag weniger, aber immer noch 5000 am Tag.



