Hochwasserschutz geht nur gemeinsam
Wiesloch. Beim "Gewässernachbarschaftstag" kamen Vertreter aus den 54 Kreisgemeinden der Region und den Städten Heidelberg und Mannheim zusammen.

Aktuell ist Wieslochs Stadtverwaltung mit einem solchen Problem befasst. Im Bereich der Kleingartenanlage in Altwiesloch sind über Jahrzehnte Uferverbauungen entstanden, die bei Hochwasser eine Gefahr darstellen, zumal 300 Meter weiter die Verdohlung des Leimbachs beginnt. Wird dort Material angestaut, drohen Überflutungen. Meinrad Singler von der Stadt berichtete vom Umgang der Verwaltung mit dem Problem. Man suchte das Gespräch mit den Anliegern und warb um Einsicht in die Notwendigkeit von Maßnahmen. Das Echo war unterschiedlich, so Wieslochs Bauhofleiter Jürgen Ronellenfitsch. Am meisten fürchteten die Pächter um ihre Gartenhäuschen. Die Stadt hat nun damit begonnen, die unmittelbaren Uferbefestigungen abzubauen. Aber auch die Pächter sind gefordert, auf ihren Parzellen tätig zu werden und zu entfernen, was ins Bachbett hineinragt.
Dass "Hochwasserschutz nur gemeinsam" geht, hatte Wieslochs OB Franz Schaidhammer bereits in seinen Begrüßungsworten unterstrichen. "Wir haben fünf Gewässer in Wiesloch. Aber keines haben wir alleine." Interkommunale Zusammenarbeit ist also gefragt. Das geschieht im Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch (AHW), dessen technischer Leiter Josef Zöllner die Anstrengungen der fünf Verbandsgemeinden erläuterte, einen Hochwasserschutz zu gewährleisten, der auf hundertjährliche Ereignisse plus Klimafaktor ausgelegt ist. Dazu sind in den Tälern des Gauangel-, Waldangel- und Leimbachs insgesamt zehn Hochwasserrückhaltebecken nötig.
Vorhanden war ursprünglich nur das Rückhaltebecken in Mühlhausen. Neun Becken mussten neu gebaut werden, von denen fünf inzwischen in Betrieb sind. Vier stehen noch aus. Hinzu kommt der Gewässerausbau an verschiedenen Abschnitten von Leimbach und Waldangelbach. Insgesamt investiert der Verband in den Hochwasserschutz 24 Millionen Euro, die zu 70 Prozent vom Land finanziert werden. Dass sich diese Investitionen auszahlen, machte Zöllner mit einer Zahl deutlich: Würde nichts investiert, so entstünde bei einem einzigen großen Hochwasser ein Schaden, der doppelt so hoch wie die Investition wäre: 48 Millionen Euro.
Weitere Vorträge kamen von Wieslochs Umweltbeauftragter Monika Stein, die über die Renaturierung des Dörrbachgrabens sprach (als Ausgleichsmaßnahme für eine Gewerbeansiedlung), sowie von Willi Dehoust, der im Landratsamt für die Gewässeraufsicht zuständig ist, und von Rüdiger Becker vom Umweltschutzamt der Stadt Heidelberg. Beide sind Betreuer der Gewässernachbarschaft und haben in dieser Eigenschaft die Tagung auch organisiert.
Ihre Themen waren Aspekte der Gewässerunterhaltung und die biologische Gewässergüte. Gerade Letztere hat sich positiv entwickelt, wie ein Datenvergleich der Jahre 1998 und 2004 deutlich machte. Zeigte die regionale Gewässerkarte 1998 noch viele hellgrüne Bereiche und teils auch gelbe Abschnitte (die Farben für kritisch belastete beziehungsweise stark verschmutzte Gewässer), so überwiegt in der Karte von 2004 die Farbe dunkelgrün - sprich: Die meisten Bäche unserer Region sind nur noch mäßig belastet und haben damit die Güteklasse II (der Leimbach ist im Unterlauf allerdings immer noch hellgrün und weist in Richtung Schwetzingen sogar noch einen gelben Fleck auf).
Gering belastet (hellblau) sind die Gewässer meist nur im Quellbereich und Oberlauf. Dort ist das Wasser reich an Sauerstoff und kaum mit organischen Substanzen belastet. Je mehr organische Stoffe in das Gewässer eingetragen werden, umso geringer wird der Sauerstoffgehalt und damit die biologische Gewässergüte. Dass die Wasserqualität in den zurückliegenden Jahrzehnten wieder besser geworden ist, hat Rüdiger Becker zufolge mit Bau und Ausbau von Kläranlagen, aber auch mit Renaturierungsmaßnahmen zu tun, die für einen besseren Sauerstoffeintrag sorgen.



