Fische können im Leimbach wieder wandern
Mit seinen Maßnahmen in der Wieslocher Innenstadt ist der AHW rechtzeitig zu "Wein und Markt" fertig

Dank der "Fischtreppen" können im Wasser lebende Tiere jetzt wieder bachaufwärts wandern. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (seb) "Wir hatten einen straffen Zeitplan", meinte Josef Zöllner vom Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch (AHW) nicht ohne Stolz, "und wir haben es geschafft." Ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen des Hochwasserschutzes wurden am Leimbach in Wiesloch in der Hauptstraße binnen acht Wochen und am Röhrbuckel nahe dem Rathaus binnen sechs Wochen abgeschlossen. "In Rekordzeit."
Während die eigentlichen Hochwasserschutzmaßnahmen in den genannten Bereichen weitgehend beendet waren - "bis auf das Teilstück einer Mauer, die wir noch erhöhen müssen, eine Kleinigkeit", so Zöllner - wurde nun dem Artenreichtum im Leimbach auf die Sprünge geholfen. "Wir haben die Wanderwege für die Fische freigemacht, damit sie ihre Laichplätze am Oberlauf erreichen können." Diese "Durchgängigkeit" des Bachs war ihm zufolge eine Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in die Natur, den das Hochwasser-Rückhaltebecken in Schatthausen darstellt. Die 150.000- Euro-Maßnahme wird daher zu 70 Prozent vom Land bezuschusst.

Davon verschaffte sich AHW-Chef Josef Zöllner einen Eindruck. Foto: Pfeifer
Die sogenannten Fischtreppen sind an die Stelle von zwei Abstürzen im Bachlauf getreten, die den Tieren das Schwimmen weiter bachaufwärts unmöglich machten. Um das Problem zu veranschaulichen, schilderte Zöllner das Ergebnis der Elektro-Befischung, mit der die Tiere auf schonende Weise aus dem Wasser genommen und zeitweilig umgesetzt wurden, ehe die Baumaßnahmen dann anliefen.
"An einem der beiden Abstürze allein fanden wir 70 Forellen aller Größenordnungen im Wasser, die einfach nicht mehr weiter konnten", berichtete Zöllner. "Und sogar einen schönen großen Aal, der hat uns überrascht." Diese Tiere kommen ihm zufolge eher bachabwärts, nahe dem Bahnhof, vor. Während der Befischung wurden auch weitere Arten entdeckt, was laut Zöllner auf einen erfreulichen Artenreichtum hindeutet. Sie wollen alle offenbar auch wandern. "Und jetzt können sie es: weiterschwimmen und laichen."

Der Bagger wurde wieder aus dem Bachbett gehoben, nachdem die Maßnahmen des Abwasser- und Hochwasserschutzverbands (AHW) am Leimbach in Wieslochs Innenstadt abgeschlossen waren. Foto: Pfeifer
Für Zöllner sind das klare Zeichen des Erfolgs: dass nicht nur der Hochwasserschutz sichergestellt wurde, sondern auch die Bach-Renaturierung ihren Zweck erfüllt. Besonders gilt das für die Steine, die einen ruhigen Wasserfluss "stören" und für Verwirbelungen sorgen: Sie erzeugen einen sogenannten "Lockstrom", der Fischen und anderen wandernden Tieren signalisiert, dass sie hier weiter bachaufwärts können, er zieht diese Arten quasi an. "Und als weiteren positiven Nebeneffekt reichern die Störsteine das Wasser mit Sauerstoff an, das steigert die Wasserqualität deutlich", erklärte Josef Zöllner. Für die Passanten, die am Bach entlanglaufen, wirkt ein natürlicher, sprudelnder Bach zudem attraktiver, weiß Zöllner.
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Der AHW hat weiter viel zu tun. In Kürze starten die Arbeiten am Hochwasser-Rückhaltebecken in Ochsenbach, das für zusätzlichen Schutz von Schatthausen, Baiertal, Wiesloch und die übrigen Gemeinden bachabwärts sorgt. Derzeit laufen Planungen und Antragsverfahren, um den Gauangelbach im Baiertaler Ortskern auszubauen und den Hochwasserschutz zu verbessern, da rechnet Zöllner in zwei bis drei Wochen mit Ergebnissen, sodass zum Jahreswechsel oder im Frühjahr die Ausschreibungen der verschiedenen Arbeiten erfolgen können.
Und demnächst steht das Wasserrechtsverfahren an, um weitere Hochwasserschutzmaßnahmen am Leimbach zu ergreifen: im Bereich zwischen der ehemaligen "Alten Post", wo jetzt ein Mehrfamilienhaus steht, bis zu den eben fertiggestellten Fischtreppen. Auch hier soll der Leimbach renaturiert werden, mehr Platz erhalten und von höheren Mauern umgeben werden. Bis alle rechtlichen Fragen geklärt sind, könnte aber durchaus noch gut ein Jahr oder mehr Zeit vergehen.



