Die Kurpfälzer Weinhoheiten gehen in die Verlängerung
Wegen der Coronakrise bleiben die Kurpfälzer Weinhoheiten und die Kraichgauer Weinprinzessin ein Jahr länger im Amt

Von Sophia Stoye
Wiesloch. Normalerweise eilen sie in der Hochsaison von Termin zu Termin, nun steht alles still: Die drei Kurpfälzer Weinhoheiten müssen Corona-bedingt zuhause bleiben, viele Veranstaltungen der nächsten Monate wie das Winzerfest in Wiesloch wurden abgesagt. Weil somit auch den Nachfolgerinnen eine ordentliche Krönung vorenthalten bleibt, dürfen die beiden Weinprinzessinnen Anna-Lena Kretz und Maria Kilian wie auch die Weinkönigin Verena Rieger ihre Krone ein weiteres Jahr aufbehalten.
"Der letzte Termin war im März, alle anderen wurden abgesagt. Deswegen haben uns die ,Winzer von Baden’ gefragt, ob wir unser Amt ein weiteres Jahr ausführen wollen, weil das auch für unsere Nachfolgerinnen schade gewesen wäre. Außerdem war ich schon traurig, dass jetzt die ganzen Termine ausfallen", erzählt Weinprinzessin Anna-Lena aus Mühlhausen. Schon als Kind half die 21-Jährige bei der Weinlese mit, inzwischen absolviert sie ein Studium für den gehobenen Polizeidienst.

Etwas bedrückt spricht auch Weinkönigin Verena über die Situation: "Es ist ein komisches Gefühl. Ich meine, das gab es bei uns nur einmal, und das ist schon viele Jahre her. Das Ende der Amtszeit sieht man immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber ich freue mich sehr, dass ich dafür noch ein Jahr Zeit habe und werde natürlich das Beste daraus machen." Eigentlich konnte die Weinkönigin ihr Amt auch noch überhaupt nicht richtig ausleben. Denn ohne Veranstaltungen können auch keine Eröffnungsreden und Weinproben abgehalten werden, da bleibt für die Weinhoheiten wenig zu tun.
Ebenso freut sich auch die Dritte im Bunde, Weinprinzessin Maria, auf ein weiteres Jahr: "Man lernt so viele Ortschaften und Persönlichkeiten kennen. Am Anfang sind es schon viele neue Eindrücke, aber man wächst an seinen Aufgaben. Es wäre einfach schade gewesen, wenn wir nur eine halbe Amtszeit gehabt hätten", berichtet die 22-jährige. In die Lebensplanung der drei kurpfälzischen Weinhoheiten passt das allemal: Während Anna-Lena Kretz im nächsten Jahr noch Studentin bleibt, ist Maria Kilian als Fachangestellte bei einem Patentanwalt tätig. Und auch Weinkönigin Verena bleibt erst einmal in der Region. Als ausgebildete Einzelhandelskauffrau arbeitet sie in einer Parfümerie und schließt im September ihre Weiterbildung zur Handelsfachwirtin ab.
Auch interessant
Solche Entwicklungen finden derzeit nicht nur in der Kurpfalz statt: Auch im Kraichgau wird die Krone der Weinprinzessin Rebecca Rieger erst einmal nicht weitergegeben. Auf Anfrage des badischen Weinbauverbands hat sich Rebecca dazu entschlossen, Bereichsprinzessin zu bleiben, damit ihre Nachfolgerin nicht in ihr Amt starten muss, ohne überhaupt etwas machen zu können. Denn die Schwester der kurpfälzischen Weinkönigin Verena Rieger legt großen Wert darauf, mehr Bewusstsein für das Amt der Kraichgauer Weinprinzessin zu schaffen. "Dieses Amt gibt es erst seit fünf Jahren, weswegen es im Vergleich zum traditionsreichen Amt der Kurpfälzer Weinhoheiten viel weniger präsent ist. Aber Baden hat eine unheimliche Vielfalt, da ist es wichtig zu zeigen, dass es auch den Kraichgau gibt und zu sagen, wir gehören doch alle zusammen, wir sind trotzdem alle Baden", erklärt die 27-Jährige Masterstudentin. Deswegen besucht sie normalerweise gerne die einzelnen Winzer oder stellt auf Weinfesten ihr Amt vor, dafür fährt sie auch mal bis nach Freiburg. Nun fällt das alles weg.
Zusammen mit weiteren sechs Bereichsprinzessinnen, zwei badischen Weinprinzessinnen und der badischen Weinkönigin ist Rebecca Rieger eine der badischen Weinhoheiten, die momentan alle in engem Kontakt stehen. "Wir skypen regelmäßig und sammeln Ideen, wie wir weiterhin unsere Vielfalt und Präsenz zeigen können. Es gibt beispielsweise schon Online-Weinproben mit einem Livestream auf Youtube, bei denen die Weine vorab nach Hause geliefert werden. Außerdem haben wir auch schon ein Quiz auf Instagram veranstaltet, mit Fragen zu allen Bereichen in Baden", erzählt die Kraichgauer Weinprinzessin. Zum Kraichgau wurde beispielsweise gefragt, welche Rebsorte typisch für diese Region ist oder welches kulturelle Erbe als "Kompass des Kraichgaus" bezeichnet wird. "Aber wie es in Zukunft weitergeht, ist schwierig zu sagen, weil das die Winzer selbst auch nicht wissen", resümiert Rebecca Rieger.



