Wiesloch

Der Fahrradclub hat viele Wünsche an die Stadt

ADFC zeigt Schwachstellen im Radnetz der Weinstadt auf. Am Mittwoch entscheidet der Gemeinderat über das Radverkehrskonzept.

25.10.2022 UPDATE: 25.10.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden
Die Kreuzung von Gerbersruh- und Parkstraße soll entschärft werden. Foto: Pfeifer

Von Timo Teufert

Wiesloch. Während in Walldorf bereits am Donnerstag die neue Fahrradstraße in der Kurpfalzstraße eröffnet wird, soll der Wieslocher Gemeinderat am Mittwoch ab 17.30 Uhr im Palatin das Radverkehrskonzept der Weinstadt als künftige Handlungsgrundlage beschließen. Mit dabei sind auch die 178 Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung, die vor den Sommerferien eingereicht werden konnten. Vorgeschlagen wurde dabei etwa, die Gerbersruhstraße zwischen Alter Heerstraße und Waldstraße zur Fahrradstraße zu machen und die Geschwindigkeit in der Gerbersruhstraße zwischen Schlossstraße und Heidelberger Straße auf Tempo 30 zu beschränken. Neben diesen Vorschlägen hat sich die RNZ zusammen mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die Gegebenheiten und Vorschläge der Gutachter des Radverkehrskonzepts im Rahmen einer kleinen Tour durch das Stadtgebiet genauer angeschaut.

Arbeits- und Wohnschwerpunkte, auch in umliegenden Kommunen, werden mit sogenannten Pendlerrouten verbunden. Dazu gehört etwa die Strecke Nußloch, Wiesloch, Rauenberg. Diese Nord-Süd-Achse nutzen viele Fahrradfahrer aus dem Angelbachtal. Sie kommen von Süden über den Bögnerweg nach Wiesloch und haben ihr Ziel meist in der Innenstadt. "Ab dem Winzerkeller sollte die Johann-Philipp-Bronner-Straße zur Fahrradstraße werden", sind die Mitglieder des ADFC überzeugt. An den Kreuzungen würden dann – wie jetzt in der Kurpfalzstraße in Walldorf – Fahrbahnmarkierungen aufgebracht, um die Autofahrer auf den Vorrang der Radfahrer hinzuweisen. "Insbesondere für den Kindergarten und die Grundschule wäre diese Umwandlung gut", findet Britta Niehoff. So könne man versuchen, die Eltern-Taxis zu reduzieren und das gemeinsame Radfahren zur Schule zu fördern. "Die Fahrradstraße macht die Schüler dann sicherer", ist auch Katrin Scharpf überzeugt. Denn die Strecke nehmen auch viele Schülerinnen und Schüler, die zum Schulzentrum wollen.

Um Fahrradfahrer besser vor den Eltern-Taxis zu schützen, soll die Johann-Philipp-Bronner-Straße zur Fahrradstraße umgewandelt werden. Foto: Teufert

Allerdings müsse man an der Kreuzung der Johann-Philipp-Bronner-Straße mit der Tuchbleiche eine Lösung zum sicheren Weiterkommen finden. "Man sollte überdenken, ob man die Tuchbleiche nicht auch in eine Fahrradstraße umwidmet", sagt Niehoff. Im Bereich der Unteren Hauptstraße sollen die Fahrradfahrer künftig die dort vorgesehene Umweltspur nutzen. Allerdings gibt es bis jetzt ab der Schwetzinger Straße kein Durchkommen mehr für Fahrradfahrer ab 11 Uhr: Die Fußgängerzone ist für sie tabu. Die offizielle Strecke führt dann durch die Schwetzinger Straße, die schmale Froschgasse und über die Bergstraße zur Schlossstraße. "Gerade die Steigung der Bergstraße ist sehr unangenehm", weiß Britta Niehoff. Deshalb fordert der ADFC: "Wichtig ist, dass Fahrradfahrer künftig die Hauptstraße und die Schlossstraße durchfahren dürfen", sagt Daniel Niehoff.

Auch die Ost-West-Achse ist bis jetzt nicht durchgängig: "Die Schwetzinger Straße und keine andere Straße muss die Ost-West-Verbindung werden", betont Daniel Niehoff. Dafür müssten zwischen Mühlgasse und Hauptstraße auf einer Seite die Parkplätze und die Bäume wegfallen. Dann wäre die Straße breit genug, um sie für Fahrräder in beide Richtungen befahrbar zu machen. "Wir müssen die großen Achsen für die Radfahrer öffnen", ist Daniel Niehoff überzeugt.

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In der Schwetzinger Straße soll eine durchgängige Befahrbarkeit entgegen der Einbahnstraße hergestellt werden. Foto: Teufert

Katrin Scharpf würde sich zudem unter der Brücke der B3 am Bahnhof eine Beleuchtung wünschen. Lob gibt es hingegen für die "Sharrows", die Markierungen auf der Schwetzinger Straße und der Parkstraße, die die Autofahrer darauf hinweisen sollen, dass dort Fahrradfahrer auf der Fahrbahn unterwegs sind. "In der Alten Heerstraße wurde der Schutzstreifen zudem neu markiert. Das ist wirklich gut gelungen und man kann dort gut fahren", sagt Scharpf.

Lob gab es für die „Sharrows“ auf der Schwetzinger Straße und den neuen Schutzstreifen in der Alten Heerstraße. Foto: Pfeifer

Weil der Bahnweg zwischen Palatin und Dielheim schon viel vom Ausflugsverkehr genutzt wird, wünscht sich der ADFC für die Pendler, die meist schneller mit ihren Rädern unterwegs sind, eine Lösung für die Baiertaler Straße in Richtung Altwiesloch. "Man muss überlegen, ob man in der Baiertaler Straße den nördlichen Fußweg aufgibt, um mehr Platz auf der Fahrbahn zu schaffen", so Britta Niehoff. Der Gehweg werde dort kaum genutzt, weil es kaum Anrainer gebe, die ihre Grundstücke von dieser Seite aus betreten. So könne man laut ADFC Platz für eine Fahrradspur schaffen. Ob man im weiteren Verlauf bis zur Feuerwehr zwei Auto-Spuren Richtung Innenstadt brauche, sei fraglich, finden die Aktiven des ADFC. Auch hier könnte mehr Platz für Radfahrer entstehen.

Rund um das Palatin sehen sie ebenfalls Verbesserungsbedarf für die Zweiradfahrer. So ist der offizielle Radweg, wenn man von Dielheim über den Bahnweg kommt, fast nicht auszumachen und endet hinter dem Veranstaltungszentrum abrupt vor einer Treppe zur Hufschmiedstraße. "Eigentlich muss die gesamte Kreuzung überplant werden", findet Britta Niehoff. So könnte die mittlere Spur der Messplatzstraße wegfallen, um die Radfahrer auf einer gesonderten Spur um das Palatin herum in die Ringstraße zu führen.

Als ersten Schritt zur Umsetzung der nun entwickelten Ideen im Radverkehrskonzept wünschen sich die Aktiven, dass die Stadt mit der Nord-Süd-Pendlerachse beginnt. Nach ersten Berechnungen würde das rund 400.000 Euro kosten. "Wir wünschen uns, dass dieses Geld für 2023 im Haushalt bereitgestellt wird", sagen sie einmütig.

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