Baugebiet "Sauermichel" erhitzt die Gemüter in Malsch

Auf der Bürgerversammlung in der Gemeinde wurde kontrovers über das geplante Wohngebiet unterhalb des Letzenbergs diskutiert, dessen Verfahren jetzt eröffnet wurde.

22.05.2014 UPDATE: 22.05.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Es ist wohl Malschs 'letztes Wohngebiet für die nächsten 20,30 Jahre', so Bürgermeister Werner Knopf. Jetzt war das Gebiet 'Sauermichel' am Fuße des Letzenbergs Gegenstand einer Bürgerversammlung in der voll besetzten Zehntscheuer. Fotos: Pfeifer
Malsch. (oé) Bürgermeister Werner Knopf hatte schon erwartet, dass es beim Thema "Baugebiet Sauermichel" "hitzig" werden würde. Und in der Tat war es dieser Punkt der jüngsten Bürgerversammlung in der voll besetzten Zehntscheuer, der das meiste Interesse weckte und auch am heftigsten diskutiert wurde. Es geht um eine Planung, deren Anfänge schon 30 Jahre zurückreichen und die jetzt konkret wird. Auf einer Gesamtfläche von 5,4 Hektar soll unterhalb des Letzenbergs ein Wohngebiet mit gut 80 Häusern entstehen in einem Gelände, das nicht nur topografisch schwierig ist, sondern auch ökologische Probleme aufwirft.

Wie umstritten das Projekt ist, machte die Bürgerversammlung deutlich. Dort meldeten sich überwiegend Kritiker zu Wort. Dabei spielte vor allem der Verkehr eine Rolle. Die Anwohner der ohnehin schon stark belasteten Hauptstraße seien "die Verlierer", meinte etwa einer der Betroffenen. Dies vor allem deshalb, weil das Neubaugebiet über zwei Erschließungsstraßen direkt an die Hauptstraße angebunden werden soll. Die Gemeinde hat zu diesem Zweck zwei Gebäude an der Hauptstraße gekauft (die Nummern 27 und 49), die abgerissen werden sollen, um dort die Zufahrten zu schaffen. Mancher sah hier Probleme voraus, vor allem (aber nicht nur) wegen der Lkw des Baustellenverkehrs.

Dass jedes Baugebiet einen Einschnitt bedeute, räumte auch der Bürgermeister ein. Man wolle ihn jedoch möglichst gering halten, so Knopf. Und es sei auch klar, dass der Verkehr, egal wo die Bürger wohnten, nun einmal durch die Hauptstraße müsse. Beim Baustellenverkehr sei es hier nicht anders wie bei allen anderen Baugebieten: Es komme nicht alles auf einmal und dauere auch nicht unbegrenzt.

Von Bürgern kritisch angesprochen wurde auch die Frischluftzufuhr für den Ortskern, die durch das neue Wohngebiet leiden könnte. Hier glaubt Planer Dietmar Glup Vorkehrungen getroffen zu haben, indem das Baugebiet in zwei Hälften geteilt und von einem Grüngürtel durchzogen werden soll. Überhaupt sucht der Planer vorhandene Sträucher und Hecken am Rand des Baugebiets und andere Strukturen zu erhalten. Die Bedeutung ökologischer Fragen unterstrich Glup auch dadurch, dass eine "detaillierte Bestandaufnahme" am Anfang des Projekts stand und inzwischen ein ökologisches Gutachten in Auftrag gegeben wurde, das eine Eingriffs-/Ausgleichsbilanz erstelle. All das kann nach den Worten des Bürgermeisters noch zu "gravierenden Änderungen" am Entwurf führen. "Wir werden noch einige Kröten schlucken müssen."

Ein anderes Thema war die Notwendigkeit eines neuen Baugebiets angesichts des demografischen Wandels und frei werdenden Wohnraums durch den Abzug der Amerikaner. "Keiner versteht, dass es so plötzlich kommt", meinte einer der Anwesenden. Ein anderer argwöhnte, ob hier nicht die Interessen der Grundeigentümer eine Rolle spielten. So war von einem in Malsch umlaufenden Gerücht die Rede, es existiere eine Liste von Grundeigentümern, die auf eine Umlegung drängten.

Der Bürgermeister erwiderte, dass er nicht im Grundbuch nachgeschaut habe und auch nicht wisse, wer alles dort Grundstücke besitze. Er habe auch nicht das Wohl Einzelner, sondern das Wohl der Gemeinde im Auge. Diese verfügt nach den Worten des Bürgermeisters über kein Bauland mehr. "Wir könnten jede Woche ein bis zwei Baugrundstücke verkaufen, müssen die Interessenten aber abweisen", verwies der Rathauschef auf den "Druck am Wohnungsmarkt". In dem jetzt projektierten Baugebiet hat die Gemeinde Knopf zufolge selbst nur wenig Gelände ("vielleicht ein Grundstück"), wird im Rahmen der Umlegung und der Wertabschöpfung aber zusätzliche Flächen erhalten, die sie vermarkten kann.

Nicht nur in diesem Zusammenhang warnte Knopf vor einer "Neiddebatte", sondern auch angesichts des Vorschlags, zu dem Projekt eine Bürgerbefragung durchzuführen und sich so ein "Meinungsbild" zu verschaffen. Aus gutem Grund gibt es dem Bürgermeister zufolge "keine Bürgerbegehren bei Umlegungen". "Hätten wir darüber in der Vergangenheit abstimmen lassen, wäre jedes Baugebiet abgelehnt worden." In einer "mittelbaren Demokratie" entscheide der Gemeinderat, der sei gewählt und habe die Legitimation.

Es gab an diesem Abend allerdings nicht nur Kritik. So sprach einer der Bürger von einem "respektablen Entwurf", den die Gemeinde vorgelegt habe, und ein anderer fand es "grundsätzlich nicht verwerflich", wenn eine Gemeinde neue Einwohner und damit auch Steuereinnahmen gewinnen wolle. Auch der Bürgermeister zeigte sich am Ende zuversichtlich: "Wenn es fertig ist, sagt bestimmt die Hälfte der Leute, es ist gut geworden."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.