4,3 Millionen Euro für das Rückhaltebecken
Die vorbereitende Arbeiten in Altwiesloch haben begonnen. Umweltstaatssekretär Andre Baumann überreichte den Förderbescheid.

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Als "gern gesehenen Gast" begrüßte Oberbürgermeister Dirk Elkemann den Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, Andre Baumann. Denn dieser war nicht mit leeren Händen zum Abwasser- und Hochwasserschutzverband Wiesloch (AHW) gekommen: "Ich habe einen Förderbescheid in Höhe von knapp über 4,3 Millionen Euro dabei. Mit diesem Zuschuss unterstützen wir die Baumaßnahme Hochwasser-Rückhaltebecken in Altwiesloch".
Insgesamt sind für dieses Projekt mehr als 6,2 Millionen Euro veranschlagt und wie der technische Geschäftsführer des AHW, Josef Zöllner, erläuterte, soll das Vorhaben bis Ende des kommenden Jahres fertiggestellt sein. In den zurückliegenden Jahren wurden bereits neun solcher Schutzeinrichtungen gegen Hochwasser gebaut, in Horrenberg laufen die Arbeiten noch.
Mit dem Standort in Altwiesloch werde man diesen Kreis nun schließen. "Wir haben dafür, Gewässerschutz und ökologische Maßnahmen an den Bächen, rund 48 Millionen Euro verbaut", informierte der kaufmännische Leiter des AHW, Rainer Reißfelder, bei der feierliche Übergabe des Förderbescheids.
Baumann betonte, der Klimawandel "steht nicht vor der Tür, er hat sie bereits eingetreten". Zwar habe man derzeit überall fallende Pegelstände, dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich auf Starkregenereignisse und damit verbundene Überflutungen einstellen müsse. "Mit dem Rückhaltebecken in Altwiesloch ist ein Mehr an Sicherheit für die Bevölkerung verbunden", betonte Baumann. Wie schwierig das Vorgehen im Zusammenhang mit diesem Projekt sei, ergebe sich unter anderem aus der Tatsache, dass teilweise in ein Naturschutzgebiet eingegriffen werden müsse.
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"Dieser Einschnitt ist glücklicherweise geringer ausgefallen als befürchtet, außerdem werden Ausgleichsmaßnahmen durch Neuanpflanzungen vorgenommen, so beispielsweise durch Waldaufforstung", sagte der Staatssekretär.
Das zurückliegende große Hochwasser im Frühjahr 2016 habe eindrucksvoll aufgezeigt, dass das Risiko für Leib und Leben, für die Umwelt und für die Wirtschaft real sei. Damit aus dem Risiko keine Katastrophe werde, räume die Landesregierung dem Schutz vor Hochwasser eine hohe Priorität ein.
Elkemann erinnerte ebenfalls an die – besonders im Stadtteil Baiertal – hohen Überflutungen vor sechs Jahren. "Da haben sich teilweise dramatische Szenen abgespielt und all jene, die zu jener Zeit nicht bereit waren, Grundstücke für Sicherungsmaßnahmen zu verkaufen, erkannten dann die Brisanz." Man werde auch im Stadtgebiet den Leimbach noch weiter absichern, so der OB.
Über den Standort des neuen Rückhaltebeckens gab es Diskussionen, fielen doch große Teile einer Kleingartenkolonie den Planungen zum Opfer. Aber, und dies wurde in allen Beiträgen hervorgehoben, es gehe um einen wichtigen Baustein im Bereich des Hochwasserschutzes.
Bei dem jetzt geplanten Becken ist ein Speichervolumen von insgesamt über 53.000 Kubikmetern vorgesehen. Zöllner stellte die Maßnahmen im Detail vor und verwies auf die Bemühungen, das gesamte Projekt in das Landschaftsbild einzubauen, unter anderem mit einem Erddamm. Der technische Geschäftsführer verwies auf die zum Teil schwierigen Verhandlungen mit zahlreichen Behörden, von Forstämtern bis hin zu Wasserschutzbehörden sei alles dabei gewesen.
"Es wurde alles einer genauen Prüfung unterzogen und wir müssen das Wegenetz in bestimmten Bereichen umleiten und die Kleingartenanlage räumen. Diesen jetzt geschaffenen Freiraum nutzen wir, um dort die Baustelle einzurichten."
Von der CDU-Stadträtin Barbara Dortants angesprochen, wie man denn künftig dringend benötigtes Wasser für die Natur nutzen könnte, meinte Baumann, dass dazu dringend ein Konzept nötig sei. "Wir arbeiten daran", versprach er mit dem Hinweis, ein solches Vorhaben zu forcieren. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer "Schwammfunktion in der Landschaft", mit der bei ergiebigen Regenfällen das wertvolle Nass zur Bewässerung an trockenen Tagen genutzt werden könne.
Mit der Übergabe zweier Flaschen mit geklärtem Abwasser an den Staatssekretär erinnerte Zöllner an die ursprüngliche Aufgabe des AHW. Im Jahre 2004 wurde der einstige Abwasserverband Leimbach-Angelbach um den Hochwasserschutz erweitert und firmierte in AHW um. Seitdem werden die im Einzugsbereich liegenden Städte und Gemeinden Wiesloch, Rauenberg, Dielheim und Leimen betreut.
Schnell wurde eine Hochwasser-Schutzkonzeption ausgearbeitet und in den zurückliegenden Jahren schrittweise umgesetzt. Die bislang geschaffenen Rückhaltebecken haben ein Gesamtvolumen von mehr als einer Million Kubikmetern, um bei Starkregenereignissen die Wassermassen auffangen zu können.