Weinhoheiten Schriesheim

So muss der Mathaisemarkt ein Erfolg werden

Vorstellung der neuen Weinhoheiten: Der Zehntkeller war so voll wie lange nicht. Standing Ovations gab es für die bisherigen Hoheiten und eine veritable Bütt.

20.02.2023 UPDATE: 20.02.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 41 Sekunden
Königin Ann-Kathrin Haas (Mitte) und ihre Prinzessinnen Anna Scheid (l.) und Luisa Gadzalli wurden von WG-Chef Manuel Bretschi (2.v.l.) und Bürgermeister Christoph Oeldorf verabschiedet. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Der Freitagabend im Zehntkeller ist so etwas wie der inoffizielle Auftakt des Mathaisemarkts – zwei Wochen vor der eigentlichen Eröffnung: Die neuen Weinhoheiten werden vorgestellt, die scheidenden verabschieden sich – und dazwischen gibt es neben launigen Reden noch acht Weine der Schriesheimer Winzer zum Probieren. Der Abend im Überblick.

Am Freitagabend präsentierten sich auch zwei Wochen vor ihrer Krönung die neuen Weinhoheiten: Königin Miriam Knapp (Mitte) und ihre Prinzessinnen Sophie Weill (l.) sowie Ylva Neuert. Foto: Dorn

> Der Gradmesser: Die Besucherzahl an diesem Abend ist auch immer ein Wink, wie groß das Interesse an dem bevorstehenden Großereignis sein wird. Und gemessen daran wird der Mathaisemarkt ein Riesenerfolg: Denn die ganze Riege der Fest-Macher und der Stadträte (bis auf die Grünen-Fraktion) war dabei, dazu die Bürgermeister der Nachbarkommunen Hirschberg (Ralf Gänshirt) – schließlich kommt die neue Prinzessin Sophie Weill aus Leutershausen – und Dossenheim (David Faulhaber).

Und natürlich Christoph Oeldorf, für den der Abend "eine besondere Angelegenheit" war: seine Premiere. Nur einer fehlte: Ehrenbürger Peter Riehl, dem es laut Oeldorf "gerade nicht so gut geht".

Vor zwei Wochen präsentierten auch (v.l.) Georg Bielig, Sandra Merkel, Johannes Teutsch, Max Jäck, Andreas Kirchner und Manuel Bretschi von der Winzergenossenschaft ihre Weine (es fehlen Wilhelm Müller und Christiane Majer). Foto: Dorn

> Die neuen Weinhoheiten: Der Abend, so Oeldorf, stand "ganz im Zeichen der jetzigen und zukünftigen Weinhoheiten". Und die "Neuen" stellte der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft (WG), Karlheinz Spieß, als "drei sympathische, schöne Damen" vor, denen er "viele spannende Erfahrungen, gute Gespräche und bleibende Erinnerungen" wünschte. Die designierte Königin Miriam Knapp erklärte, man "bereite sich seit über sieben Wochen auf das Amtsjahr vor", nun sei "der Tag der Vorstellung endlich gekommen".

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Unter den Dreien habe sich "schon jetzt eine gute Freundschaft entwickelt", und man sei "bereit, die Winzergenossenschaft und die Stadt Schriesheim zu repräsentieren". Neben dem Dank an die Jagdhornbläser ("Die haben uns beim Einzug ein Stückchen Aufregung genommen") und an die Eltern galten ihre Worte den Vorgängerinnen: "Ihr seid ein großes Vorbild für uns. Wir freuen uns, wenn ihr uns begleitet!"

Und an ihre beiden Prinzessinnen Sophie Weill und Ylva Neuert gerichtet: "Ich freue mich sehr, das Jahr mit Euch zu verbringen." Schließlich erhielten die drei "Neuen" auch noch ein Geschenk vom Bürgermeister, darunter ein Magnetschild für die Autos: "Das ist eher Arbeitsmaterial", feixte Oeldorf.

> Die scheidenden Weinhoheiten: Für die scheidende Weinkönigin Ann-Kathrin Haas war dieser Freitagabend "der erste Tag des Abschieds" – genau zwei Wochen vor ihrer Abkrönung. Und dann müsse man sich von Krone, Kelchen und Kleidern trennen, "auch wenn ich in meines nicht mehr reinpasse".

Denn Haas ist mittlerweile unübersehbar schwanger, was später auch WG-Geschäftsführer Manuel Bretschi aufgriff: "Wenn jemand mit Wein anfängt und mit Apfelschorle aufhört, sollte das den Königin-Eltern zu denken geben." Haas erinnerte daran, dass dieses Dreigestirn das erste nach den langen Pandemiejahren war, dass wieder so etwas wie Normalität mit vielen Einladungen und Auftritten hatte: "Wir sind dankbar für das, was wir erleben durften."

Dabei waren die Umstände ihrer Krönung an jenem 20. Mai beim Stadtfest – der Mathaisemarkt zweieinhalb Monate vorher war noch ersatzlos abgesagt worden – durchaus ungewöhnlich. Erstens war die im Freien, und zweitens hatte es kurz vorher noch geschüttet. Doch dann kam wieder die Sonne heraus: "Wie könnte es in Schriesheim anders sein?" Schließlich war das dreieinhalb Monate später, beim Straßenfest, genauso.

Ihre Prinzessinnen Luisa Gadzalli und Anna Scheid ergänzten die einen oder anderen Höhepunkte – und kleinen Widrigkeiten: Weil Gadzalli ziemlich groß ist, waren Gruppenbilder immer eine heikle Sache. Und auch Bretschi ist froh, bei ihren Nachfolgerinnen "nicht mehr auf einen Stuhl steigen zu müssen". Denen versprach Haas, "jederzeit ein offenes Ohr zu haben und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen". Und schließlich: "Es war uns eine Ehre, Schriesheim zu vertreten." Dann fielen sich Haas, Gadzalli und Scheid in die Arme, der Zehntkeller applaudierte stehend.

Närrisches bei der Weinprobe: Wilhelm Müller (r.) erklärte sich zum ersten Weinkönig von Schriesheim, flankiert von seinen Prinzen Friedrich Ewald (Mitte) und Roman Schumacher. Foto: Dorn

In ihrer Laudatio auf die scheidenden Weinhoheiten betonten Bretschi und Oeldorf, dass diese die Ersten waren, die sie von Anfang bis Ende begleitet hätten: "Ihr bleibt immer meine Ersten", so Oeldorf. Bretschi attestierten den drei, sie hätten "eine Amtszeit in Perfektion" absolviert; sie verbrachten "unzählige Stunden, um den Schriesheimer Wein zu repräsentieren – ohne Bezahlung, alles im Ehrenamt". Er selbst sei "mehr als begeistert", hätten sie sich doch "sympathisch und bodenständig präsentiert". Und er sei immer noch ganz platt, "welchen Stellenwert dieses Amt in Schriesheim hat: "Gäbe es die Weinhoheiten nicht schön, müsste man sie erfinden!"

> Die Bütt: Den Anfang der Weinpräsentation übernahm wie gewohnt Wilhelm Müller an diesem Fastnachtsabend – zeitgleich lief im Fernsehen "Mainz bleibt Mainz". Und Müller lief zu einer fast karnevalistischen Hochform auf und kündigte gleichzeitig seinen Abschied an: "Ich bin jetzt seit 42 Jahren bei dieser Veranstaltung dabei. Diese ist meine Letzte. Wir haben so viele junge Winzer." Und dann wurde es wild: Er kam auf die Schwierigkeiten zu sprechen, drei Weinhoheiten zu finden , da schlug er "notfalls einen Weinkönig und zwei Weinprinzen" vor: "Warum auch nicht? Man redet doch so viel von der Frauenquote, da geht es auch andersrum." Und wer? Natürlich er selbst!

Der Zehntkeller war zwei Wochen vor dem Mathaisemarkt bei der Vorstellung der neuen Weinhoheiten richtig gut gefüllt. Foto: Dorn

Hintergrund

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Der Charles, "der arme Teufel", habe auch 74 Jahre warten müssen, bis er zum Zuge kam. Und die Prinzen? Friedrich Ewald und Roman Schumacher vom Krönungskomitee. Ewald, Ex-Banker und Ex-WG-Vorstandsvorsitzender, sei "ein authentischer Winzer, skandalfrei und sieht besser aus als Charles – da gehört nicht so viel dazu". Von daher: "Friedrich, das wäre die Krönung Deiner Laufbahn!"

Dieses Männer-Trio habe nur Vorteile: Man bräuchte keine Dirndl, keinen Schmuck, keine Krone (die könne man im Fernsehen bei "Bares für Rares" versteigern und gleich Werbung für den Schriesheimer Wein machen), auch keine lästige Küsserei am Behördentag. Beschützer bräuchte man auch nicht – bei Müller und Ewald als Handballer sowie Schumacher als Ex-Polizist.

Am Schluss ließ Müller die Zehntkellergäste entscheiden, was man von seinem Vorschlag (und seinem kredenzten Wein) halte. Wer beides gut findet, sollte sitzen bleiben, nur zwei standen auf – also ein fast einstimmiges Ergebnis. Sein Rat an den Bürgermeister: "Machen Sie es bei Abstimmungen genauso. Sie gewinnen meistens!"

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