Weinheim will die Heimattage

Gemeinderat für Bewerbung um Landesveranstaltung

Stadt hofft auf Image-Gewinn

10.10.2019 UPDATE: 11.10.2019 05:45 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Die Weinheimer feiern sich und ihre Heimat Jahr für Jahr auf der Kerwe, die traditionell mit dem Kerwetanz beginnt. Tradition und Brauchtum sind auch ein fester Bestandteil der Heimattage Baden-Württemberg. Im Gemeinderat wurde indes auch angemahnt, den Heimatbegriff zu erweitern. Foto: Kreutzer

Von Günther Grosch

Weinheim. "Am liebsten in den Jahren 2025 oder 2026, weil dann die Sanierungsarbeiten im Gebiet ,Westlich Hauptbahnhof’ abgeschlossen sind und der ,Ramat Gan-Park’ eingeweiht ist": Der Gemeinderat hat sich am Mittwochabend zur Bewerbung um die Ausrichtung der Heimattage Baden-Württemberg bekannt. Noch nicht vergeben sind Jahre zwischen 2023 und 2026.

Die Zweiburgenstadt solle sich von ihrer besten Seite zeigen, sich für Gäste öffnen und den Tourismus ankurbeln, machte OB Manuel Just keinen Hehl aus seiner Begeisterung für die Heimattage, die seit 1978 jährlich und in jeweils einer Kommune im Land stattfinden. Als feste Bestandteile beinhalten die Heimattage einen "Baden-Württemberg-Tag" im Frühjahr und die "Landesfesttage" im Herbst. Der BW-Tag besteht in der Regel aus einer Leistungsschau der Region und des Landes. Diese fungiert als Schaufenster für Industrie, Handwerk, Gewerbe, Handel, Vereine und Verbände, wobei Informationen und Unterhaltung für die Gäste keineswegs kleingeschrieben werden.

Bei den Landesfesttagen stehen dagegen Tradition und Brauchtum im Vordergrund, informierte die Verwaltung. Den Höhepunkt bildet der "Landesfestumzug" mit Gruppen aus dem ganzen Ländle und der Verleihung der "Heimatmedaille" des Landes. Zu beiden Anlässen kommt der amtierende Ministerpräsident. Fester Kooperationspartner ist der Südwestrundfunk (SWR). Die Kosten liegen im Bereich von etwa 600.000 Euro, so Just. Das Land übernimmt davon ein Drittel, ein Drittel hat die Stadt aufzubringen. Das letzte Drittel soll durch Sponsoring und Mieteinnahmen akquiriert werden.

Weinheim verfüge über gute Erfahrungen mit Großveranstaltungen wie zuletzt mit dem Landesturnfest, aber auch "Pfännle on Tour" und der "Tour de Ländle", so die Verwaltungsspitze. Diese Events hätten dazu beigetragen, dass die Zweiburgenstadt im Land einen guten Ruf genießt. Was sich auch an der wachsenden Zahl der Tagesgäste belegen lässt. Last but not least hätten die Veranstaltungen die Identifikation der Bürgerschaft mit ihrer Heimatstadt geschürt.

Rudolf Large stimmte mit "Nein"

Darüber hinaus gebe es in absehbarer Zeit keine weiteren größeren Anlässe für Feierlichkeiten, machte Just noch die finanzielle Vorab-Rechnung auf: Ein Tagesbesucher lasse durchschnittlich 26 Euro in der Stadt. Bei einer bis zwei Übernachtungen steige der Betrag - je nach Unterkunft - auf 78 bis 150 Euro. Bei einer erwarteten Anzahl von 100.000 Besuchern könnten - "den non-monetären Image-Gewinn nicht mit eingerechnet" - in der Kosten-Nutzen-Rechnung rund 3,5 Millionen Euro an Gewinn für Stadt, Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie anfallen.

Die Heimattage böten Weinheim eine hervorragende Chance, sich ein "Standing als moderne, aufgeschlossene, liebenswerte und bunte Stadt, die sowohl in Wirtschaft wie Kultur einiges zu bieten hat", zu verschaffen, hob Frieda Fiedler (GAL) den Daumen. Ehe die Stadt ihre Bewerbung am 31. Dezember abgeben muss, solle dem Gemeinderat jedoch ein vorläufiges Konzept unterbreitet werden. Ein geeigneter Termin dafür sei die Sitzung am 4. Dezember.

Heimat und Tradition seien wertvolle Kulturgüter, die es auch in modernen Zeiten unbedingt zu erhalten gelte, signalisierten Doris Falter (Freie Wähler) und Thomas Gölz (CDU) ihre Zustimmung. Die SPD-Fraktion steht den Heimattagen dagegen nur mehrheitlich positiv gegenüber. Sozialdemokrat Rudolf Large meldete wegen "nicht gegebener Kongruenz der Heimattage mit dem Selbstbildnis einer offenen Stadt", einer "zu späten Einbindung der Vereine" sowie eines "nicht vertretbaren Gesamtaufwands" Bedenken an. Dennoch, so Large, lasse die Mehrheit innerhalb der SPD die positive Gesamteinschätzung der Stadt gelten.

Kritisch auch die Einschätzung von Carsten Labudda ("Die Linke"). Das bisherige Leitbild der Heimattage sei mit dem Leitbild Weinheims als einer Fremden gegenüber offenen und toleranten Stadt nicht unbedingt deckungsgleich, pflichtete er Large bei. Die Heimattage eröffneten aber gerade deshalb eine echte Chance, den Heimatbegriff auf eine neue Stufe zu stellen.

Ein "Ja, ohne Wenn und Aber" kam von Karl Bär (FDP). Die Heimattage brächten Weinheim länderübergreifende Beachtung und garantierten finanzielle Rückflüsse für Handel und Gastronomie. Auch Günter Deckert (DL) stimmte zu. Lediglich Rudolf Large blieb bei seinem Nein.

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