Zwei Hallen werden zu Unterkünften
In Sulzbach könnten Waisenkinder in Sporthalle und Bürgersaal unterkommen. In der Weststadt belegt der Kreis seine Sportstätte.

Von Philipp Weber
Weinheim. Dass Menschen auf der Flucht vor dem Krieg gegen die Ukraine nach Weinheim kommen, gilt seit dem Beginn der Invasion durch Kreml-Truppen als sicher. Nun könnten zwei Hallen und ein Bürgersaal binnen kurzer Zeit mit geflüchteten Menschen belegt werden. Das geht aus Meldungen des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt hervor, die jeweils am Donnerstag verschickt wurden. Konkret geht es um die Kreissporthalle in der Wormser Straße und die Halle an der Sulzbacher Grundschule sowie den darunter liegenden Bürgersaal.
In Sulzbach bereitet sich die Stadt darauf vor, schon in der nächsten Woche rund 120 Waisenkinder aufzunehmen. Sie sollen in Halle und Bürgersaal eine temporäre Unterkunft erhalten, weil die eigentlich dafür vorgesehene Jugendherberge in der Breslauer Straße nicht von heute auf morgen von ihren Mängeln bei Sicherheit und Hygiene befreit werden kann.

OB Manuel Just bekräftigte die Bereitschaft Weinheims, die Kinder und Jugendlichen rasch aufzunehmen – und zwar in einem Schreiben an Kirill Timoschenko, den stellvertretenden Leiter des ukrainischen Präsidialamts in Kiew. Das Übergangsquartier in Sulzbach könne bis "spätestens Ende nächster Woche" zur Verfügung stehen, so der OB. "Die Verwaltungen der Stadt und des Rhein-Neckar-Kreises sind grundsätzlich bereit, die Kinder und ihre Begleitpersonen aufzunehmen." Der Betrieb der Unterkunft müsse über den Kreis sichergestellt werden. Dieser stimme sich derzeit mit dem Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg ab.
Nach den letzten Informationen der Stadt dauere es "fünf bis sieben Tage", bis die Kinder aus der Ukraine eintreffen. In Bürgersaal und Turnhalle gibt es Sanitäranlagen. Feuerwehr, DRK und DLRG statten die Räumlichkeiten mit Feldbetten aus. Das Weinheimer Amt für Bildung und Sport kümmert sich um die Verpflegung und die Rahmenbedingungen, das Amt für Immobilienwirtschaft um die Räume.
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Währenddessen laufen in der leer stehenden alten Jugendherberge die Vorbereitungen auf die neue Nutzung auf Hochtouren. Handwerksbetriebe und die Stadtwerke bringen sich bei der Ertüchtigung des Gebäudes ein, sodass OB Just einen Bezug noch diesen Monat in Aussicht stellt.
Nun kommen die Feldbetten aber erst mal nach Sulzbach. In der dortigen Halle wird noch der Boden fachmännisch abgedeckt, damit er nach Auszug der Flüchtlingsaufnahme wieder bespielbar ist. Nach derzeitigem Kenntnisstand der Ortsverwaltung sind die Waisenkinder zwischen zwei und 16 Jahre alt. Duschen gibt es im Bereich der Sporthalle. Saal und Halle sind miteinander verbunden. Ortsvorsteher Frank Eberhart betonte, dass die Kinder und ihre Betreuer in Sulzbach willkommen sind. Die Ortsbevölkerung helfe den Notleidenden gern. Die Grundschule könne zwar für eine Weile nicht auf ihre Sporthalle zurückgreifen, aber es handle sich ja um eine Zwischenlösung.
Auch in der Kreissporthalle bei den Berufsschulen in der Wormser Straße laufen die Vorbereitungen für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen. Der Rhein-Neckar-Kreis greife auf seine beiden Kreissporthallen – die zweite ist in Schwetzingen – zurück, weil ihm das Land schon am Wochenende "weit mehr als 100" Geflüchtete für die vorläufige Unterbringung zuweisen wolle. Mitarbeiter des Landratsamts und Helfer richteten die Hallen her.
Insgesamt könnten in Weinheim etwa 250 Menschen vorübergehend unterkommen. Man suche aber intensiv nach anderen Unterbringungen, damit die Halle sobald wie möglich wieder von Schulen und Vereinen genutzt werden kann. "In der gegenwärtigen Lage war eine andere Lösung aber so kurzfristig nicht machbar", so Landrat Stefan Dallinger.