Wenn 200 Menschen auf einmal umziehen
GRN-Betreuungszentrum wird am 6. Juni von Viernheimer Straße ans Krankenhaus verlegt - Generalstabsmäßig geplanter Umzug

Von Günther Grosch
Weinheim. "Nur noch sieben Tage, dann geht es in das neue Haus in der Röntgenstraße!" Ungeduldige Aufbruchstimmung herrscht derzeit unter den knapp 200 Bewohnern sowie den rund 250 Kräften in den Bereichen Pflege, Beschäftigungs- und Arbeitstherapie, Hauswirtschaft, Küche, Verwaltung, Technik und Gärtnerei, Ärzten sowie der Leitung des GRN-Betreuungszentrums an der Viernheimer Straße.
Am Samstag, 6. Juni, "gleich nach dem Frühstück", ist es für sie alle soweit: In einer generalstabsmäßig vorbereiteten Umzugsaktion wird die 1885 als "Altenheim" und "Kreispflegeanstalt" konzipierte Einrichtung Wohnbereich für Wohnbereich in ihr modernes, rund 47 Millionen Euro teures, in unmittelbarer Nachbarschaft zur GRN-Klinik gelegenes Domizil verlegt.
Auch Ehrenamtliche packen an
"Eigentlich war der Umzug bereits für Mitte Mai geplant", so Heimleiter Henning Hesselmann. Unvorhergesehene "technische Probleme" hätten die zweiwöchige Verzögerung verursacht. Dass sich bei aller verständlichen Euphorie bei den Bewohnern aber auch "Angst vor der Veränderung und Spannung mit der Vorfreude auf das Unbekannte" mischen, verhehlt Hesselmanns Stellvertreterin Ulrike Wüst nicht. Ein derart gravierender Ortswechsel sei sowohl für die pflegebedürftigen Menschen als auch für die Bewohner mit geistigen oder psychischen Einschränken keine Kleinigkeit, ist sich die Heimleitung bewusst. "Das Ganze wird zu einer logistischen Herausforderung", verdeutlicht Wüst. Eine zusätzliche Umzugserschwernis stellt die strikte Einhaltung der Corona-Richtlinien dar: "Bange davor ist dennoch niemandem."
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Dafür sorgen neben Mitarbeitern aus den anderen GRN-Einrichtungen viele ehrenamtliche Helfer. "Bei denen sich alle Umzügler, gleichgültig ob es sich um Liegendtransporte oder Rollstuhlfahrer handelt, ebenfalls in den besten Händen befinden", so Wüst. Unter den "Umzugshelfern" befindet sich auch GRN-Klinikseelsorgerin Monika Paschke-Koller. Sie lässt es sich nicht nehmen, anzupacken und ihre Schäfchen zu begleiten.
Wobei es sich bei dem "neuen Haus" eigentlich um gleich vier, "auf kurzen Wegen" miteinander verbundene Gebäude handelt. Als "Haus eins" firmiert das zentrale Eingangs- und Verwaltungsgebäude. Man könnte es auch als "Verteilerbahnhof" für die übrigen drei Häuser bezeichnen. Besucher wie Bewohner und Patienten finden von hier aus unter anderem auch einen Veranstaltungsraum sowie eine kleine Cafeteria.
"Haus zwei" dient der Eingliederungshilfe für psychisch kranke Menschen. Erwachsene Menschen, die chronisch krank und oder behindert sind und wegen dieser Einschränkung der umfangreichen Betreuungs- und Pflegestruktur einer stationären Einrichtung bedürfen, finden hier im Rahmen der Eingliederungshilfe ihren Platz. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um körperliche oder seelische Behinderungen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen handelt.
Unter Demenz leidende und psychisch erkrankte Frauen und Männer finden – zum Teil vollstationär, zum Teil in Kurzzeitpflege – ihre Heimat in "Haus drei". Das künftig durch Dr. Florian von Pein geleitete neue "Altersmedizinische Zentrum" mit Betten für die Geronto-Psychiatrie sowie die Akut-Geriatrie befindet sich in "Haus vier". GRN und das Psychiatrische Zentrum Nordbaden betreiben diese Station gemeinsam.
Das Konzept der Akutgeriatrie widmet sich den speziellen medizinischen Bedürfnissen älterer Patienten bereits während ihres stationären Krankenhausaufenthaltes und damit schon vor einer eventuellen Rehabilitation. Oberstes Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Patienten zu erhalten oder wieder herzustellen, hat sich die vor Ort tätige Ärzteschaft auf ihre Fahnen geschrieben. Die Frage, die sich Ärzte, Physio- und Ergo-Therapeuten, Logopäden, Sozialarbeiter, spezialisierte Pflegekräfte und Pfleger stellen, lautet deshalb nicht nur "Was hat der Patient?", sondern in noch weit größerem Maße "Was kann er – und was kann er nicht?". Und: "Wie kann man ihn dabei am Besten unterstützen, damit er wieder weitgehend eigenständig weiterleben kann?".
"Jetzt aber gilt es, den Umzug zu stemmen", krempeln Hesselmann und Wüst die Ärmel hoch und hoffen vor allem auf gutes Wetter. Dabei sind alle Beteiligten felsenfest davon überzeugt, dass alles wie vorgesehen klappt und der neue Standort für alle Beteiligten zur neuen "Wohlfühl-Heimat" wird.