Über schöne und belastende Momente in der GRN-Klinik
Christiane Fröhling ist seit zehn Jahren als Grüne Dame in der GRN-Klinik tätig

Seit zehn Jahren zaubert Christiane Fröhling, Sprecherin der Grünen Damen und Herren an der GRN-Klinik in Weinheim, vielen Patienten ein Lächeln ins Gesicht. Foto: Dorn
Von Melanie Kummer
Weinheim. Seit nun schon zehn Jahren sind sie die guten Seelen der GRN-Klinik: Die sogenannten Grünen Damen und Herren, die den Patienten ehrenamtlich etwas von ihrer Zeit schenken. Die 69-jährige Christiane Fröhling, Sprecherin der Grünen Damen und Herren, erzählt im RNZ-Interview aus einem Jahrzehnt in dem türkis-gestreiften Kittel.
Was muss eine Grüne Dame haben?
Geduld. Zuhören und auf Menschen zugehen können. Immer ein nettes Wort.
Sie sind seit zehn Jahren als Grüne Dame tätig. Was fasziniert Sie so?
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Es ist interessant und bereichernd. Man kommt in ein Zimmer und weiß nicht, was einen erwartet. Es gibt zwar Patienten, die keinen Besuch wollen, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir größtenteils nett empfangen werden. Die Menschen haben oft ein Lächeln im Gesicht, wenn wir gehen. Das Schönste ist, wenn jemand, der gar nicht reden wollte, weil er zum Beispiel Angst vor einer Operation hat, am Ende doch sagt: "Es war schön, dass Sie da waren. Sie haben mir die Angst etwas genommen." Das erleben wir immer wieder.
Wie sind Sie persönlich überhaupt zu den Grünen Damen gekommen?
Ich habe davon gelesen und war sowieso immer sozial engagiert. Beruflich zwar nicht, ich war Sekretärin, aber ich war beim Roten Kreuz. Außerdem habe ich im Vorfeld einen Schwesternhelferinnen-Kurs gemacht, um, wenn nötig, meinen Eltern helfen zu können.
Wie weit können oder dürfen Sie den Patienten als Ehrenamtliche helfen?
Kurz gesagt: Wir dürfen nichts am Patienten machen, sondern nur etwas für den Patienten. Am Wichtigsten ist meiner Erfahrung nach vor allem, dass wir die Zeit haben zuzuhören. Es gibt viele Ältere, die keinen Partner mehr haben oder deren Kinder weit weg wohnen. Da kann man schon mal eine Stunde im Zimmer sein. Sie sagen dann oft: "Wahrscheinlich halte ich Sie zu lange auf." Darauf antworte ich dann: "Nein, wir haben viel Zeit."
Hintergrund
Die Grünen Damen sind Teil der "Evangelischen und Ökumenischen Kranken- und Altenhilfe", die von Brigitte Schröder 1969 nach amerikanischem Konzept gegründet wurde.
In der GRN-Klinik in Weinheim feiern die Grünen Damen 2018 ihr zehnjähriges Jubiläum. Circa zwei Dutzend
Die Grünen Damen sind Teil der "Evangelischen und Ökumenischen Kranken- und Altenhilfe", die von Brigitte Schröder 1969 nach amerikanischem Konzept gegründet wurde.
In der GRN-Klinik in Weinheim feiern die Grünen Damen 2018 ihr zehnjähriges Jubiläum. Circa zwei Dutzend Freiwillige sind zwischen Montag und Freitag je einmal wöchentlich für ein paar Stunden im Krankenhaus. Dort kümmern sie sich um persönliche Belange der Patienten, mit denen sich die Pflegekräfte aufgrund des Zeitdrucks nicht beschäftigen können. Sie erledigen zum Beispiel kleine Besorgungen und haben ein offenes Ohr für die Sorgen und Geschichten der Patienten.
Wer Teil der Grünen Damen werden will, kann sich bei der Pflegedienstleitung, Sandra Riechers, Telefon 06201/ 89 29 00, bewerben. kum
Erhält eine Grüne Dame eine Form von Aus- und Weiterbildung?
Wir treffen uns alle jeden zweiten Monat und hören uns einen Vortrag an, der uns interessiert. Wir geben unseren Themenwunsch an den Pflegedienst weiter, der uns dann einen Referenten aus der Klinik organisiert. Bei diesen Treffen werden uns auch neue Chefärzte vorgestellt. Wir sind gut untereinander vernetzt.
Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie sich stellen müssen?
Wenn man in ein Zimmer kommt, in dem jemand stirbt, und die Familie ist da. Wie man damit umgeht, hängt von der Reaktion der Angehörigen ab. Einmal saß eine Frau am Bett ihres Mannes und meinte: "Schön, dass Sie kommen, ich muss schon so lange auf die Toilette, aber ich will meinen Mann nicht allein lassen." Oder ich habe eine Frau nach dem Tod ihres Mannes begleitet, habe zugehört und sie in den Arm genommen.
Gibt es auch neue Herausforderungen?
Seit ein paar Jahren sind wir auch auf der Intensivstation aktiv. Wir gehen dann zum Stationsleiter und fragen, wer gerne Besuch haben möchte. Der kann uns dann kurz auf den Patienten vorbereiten. Nicht jede von uns will jedoch auf die Intensivstation. Das respektieren wir.
Wie gehen Sie mit der psychischen Belastung um, die die Arbeit im Krankenhaus mit sich bringt?
Wenn uns etwas belastet, besprechen wir das am Ende des Tages untereinander, damit wir nichts mit nach Hause nehmen. Dafür sind aber auch alle acht Wochen die Treffen mit der Pflegeleitung da, bei denen die Seelsorge anwesend ist. Dinge, die einen belasten, kann man da besprechen.
Was glauben Sie, warum es so wenige junge Grüne Damen und Herren gibt?
Die haben einfach keine Zeit. Wir hatten ein paar junge Bewerber, aber die haben Teilzeit gearbeitet und hatten Kinder. Das war dann einfach zu viel. Es kommen aber immer mal wieder Einzelne nach. Mit 80 Jahren muss man als Grüne Dame aufhören, da man dann nicht mehr versichert ist. Für mich selbst steht fest: So lange es mir möglich ist, werde ich als Grüne Dame weiterarbeiten.



