Stadt ist in schwierigen Zeiten "gut aufgestellt"
Gemeinderat befasste sich mit Bedarfsplanung für Kinderbetreuung. Jedes Kind bekommt einen Platz, auch wenn die Personalsituation indes herausfordernd bleibt.

Von Philipp Weber
Weinheim. OB Manuel Just packte das Thema mit viel Selbstbewusstsein an: Zwar könne man nicht jeden letzten Interessenten in seiner Wunscheinrichtung oder in der Ganztagsbetreuung unterbringen, "aber jedes Kind bekommt einen Platz".
Der Gemeinderat hatte vergangene Woche über die Bedarfsplanung bei der Kinderbetreuung für das Kindergartenjahr 2024/25 zu entscheiden. Und hier sieht es rein zahlenmäßig gut aus: So stehen in der wohl wichtigsten Kategorie – bei den Kindergartenplätzen – 1721 Plätze in 85 Gruppen zur Verfügung. Die Zahl der Kindergartenkinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt liegt laut Prognose zum Ende des laufenden Kindergartenjahrs bei 1674, am Ende des kommenden Kindergartenjahrs soll sie bei 1605 liegen.
> Warum der OB ein Lob ausgab: Hinter dem guten Verhältnis von Kindern und freien Plätzen stecke viel Arbeit des Amtes für Bildung und Sport, das stets die Rückendeckung des Gemeinderats erfahren durfte, erklärte Just. Weinheim sei eine von wenigen Kommunen in der Region, die die Kinderbetreuung mit einem Konzept sowie klaren Maßnahmen und (Bau-)Projekten angingen. Diese Arbeit ende nie ganz. Aber: "Stand heute sind wir gut aufgestellt."
> Weshalb die Zeiten weitere Herausforderungen bereithalten: Nach Angaben der Verwaltung waren am 6. Februar 90 Über-Dreijährige (bei den unter drei Jahre alten Krippenkindern sind es 31) registriert, für die sich im laufenden Kindergartenjahr noch nicht der gewünschte Platz fand. Hinzu kommen 27 Zweijährige, die auf Plätze in der sogenannten Altersmischung warten. "Bis auf wenige Ausnahmen stehen sie jedoch alle auf der Warteliste ihrer Wunscheinrichtung", hieß es in der Beschlussvorlage. Wer nicht auf eine Einrichtung festgelegt sei, finde einen Platz.
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Im Klartext bedeutet dies, dass man von den Wartelisten nicht auf ein Defizit an allgemein verfügbaren Betreuungsplätzen schließen kann, sondern eher auf das große Problem des Fachkräftemangels. Nur wenn vor Ort Personal vorhanden ist, können die Gruppen in den einzelnen Einrichtungen auch vollständig belegt werden.
> Wie die Stadt dem Fachkräftemangel begegnen will: Ein Patentrezept gibt es sicherlich nicht. Dafür ist der Personalmangel landes- wie bundesweit zu groß. Was die Einrichtungen der Stadt betrifft, arbeiten Personal- und Bildungsamt an einer Strategie.
Das Ziel ist, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Dazu hatte man sich externe Unterstützung gesichert. Hier stockten die Bemühungen zuletzt: Die Anforderungen passten nicht mit dem zusammen, was die Externen aufbieten konnten. "Man trennte sich im Guten", so OB Just im Gespräch mit den Fraktionen. Die Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats könnten hier aber bald mit Neuigkeiten rechnen.
Außerdem erlaubt es der sogenannte Erprobungsparagraf baden-württembergischen Einrichtungen, zumindest phasenweise und unter bestimmten Bedingungen von gesetzlichen Normen abzuweichen, um der Lage Herr zu bleiben. Hierzu sollen nun Gespräche zwischen der Stadt und weiteren Einrichtungsträgern stattfinden.
> Was die Fraktionen sagten: Sie segneten die Bedarfsplanung einstimmig ab. Elisabeth Kramer (Grüne) rief dazu auf, den "Erprobungsparagrafen" nicht allzu exzessiv in Anspruch zu nehmen. Monika Springer (Freie Wähler) ging davon aus, dass man mehr Betreuungsplätze für Flüchtlingskinder aufbieten müsse als prognostiziert. Auch die Zahl der Ganztagsplätze müsse steigen. Derzeit gibt es 630 Ganztagsplätze, 1016 Plätze mit "Verlängerter Öffnungszeit" sowie 75 Plätze in der Regelbetreuung. Ebenso wie sie betonte Carola Meyer (CDU), dass die Stadt "viel Geld in die Hand nimmt". Auf die Personalsituation habe eher wenig Einfluss.
"Ohne Personal fruchtet kein Konzept", so Stella Kirigiane-Efremidou (SPD). Daher warte die SPD gespannt darauf, was Ämtern und Dienstleistern einfällt. Auch sie plädierte für Ganztagsplätze und forderte, Kindern Geflüchteter zu ihrem Recht zu verhelfen. Matthias Hördt (WMD) schlug vor, den hohen Qualifikationsaufwand fürs Personal ein Stück weit abzuspecken. Carsten Labudda ("Die Linke"), sondern sah das Problem eher in der geringen Bezahlung von Erziehern.