Regeln, Skandale, Kompromisse und ein roter Hahn
Die RNZ blickt auf das Jahr 2021 der Stadt Weinheim zurück: Drei Konzert-Standorte, zwei Wahlen und zwei "Löwen", die sich locken ließen.

Der Hahn ist nicht tot, sondern wird zum Zeichen des Ingrid-Noll-Pfads, den die Starautorin selbst eröffnet. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Läden auf, Läden zu. Lockdown, Lockerungen, Notbremse, Wiedereröffnungen. 3 G, 2 G, 2 G-Plus. Auch 2021 stand im Zeichen von Corona. Bevor die RNZ in den Jahresrückblick einsteigt, gibt es deshalb ein großes Dankeschön an alle Helfenden – im Hauptberuf wie im Ehrenamt. Ob in der Klinik, in den Pflegeheimen, bei der Vergabe von Impfterminen oder dem Ermöglichen von etwas Sommerkultur und Vereinsleben: Ohne sie wäre das Jahr sehr viel ärmer gewesen! Von unserer Seite noch ein Dank an alle Leser, die der RNZ die Treue halten und Interesse an der Berichterstattung des kleinen, aber feinen Weinheim-Teams zeigen.

> Januar: Die Ausflügler sind los: Schneefälle führen in den höheren Lagen zu einem Ansturm. Ansonsten überwiegt Corona. Das komplizierte Anmelde-Verfahren für die ersten Impftermine und die Anlaufschwierigkeiten beim Homeschooling sind nur einige Aspekte. Um die Musikschule Badische Bergstraße gibt es einen Skandal: Ein bekannter Musiker sitzt zunächst in U-Haft, ihm werden sexuelle Handlungen an Schülerinnen vorgeworfen.
> Februar: Pferdewechsel an der Mannheimer Straße: Ein neuer Investor übernimmt das bereits 2018 beschlossene Hotelprojekt, nachdem die 2019 ausgewählte Firma nicht geliefert hatte. Die Verwaltung teilt dem nach wie vor in Präsenz tagenden Gemeinderat mit, dass eine dreistellige Zahl an eigenen Mitarbeitern in Kurzarbeit ist: wegen Corona und Lockdown. Auf dem Gelände der früheren Kreispflege fallen erste Bäume für das hier geplante Wohnquartier.

> März: Freude bei Uli Sckerl und Sebastian Cuny, Enttäuschung bei Julia Philippi: Der Grüne und der Sozialdemokrat schaffen bei der Landtagswahl den Einzug ins Parlament, die Christdemokratin verpasst ihn knapp. In Sachen Corona gibt’s ein Hin und Her: Erst sinken die Infektionszahlen, die Läden öffnen wieder und empfangen dankbare Kunden; später pendelt der Trend zurück – und die Restriktionen setzen wieder ein. Und: Es gibt Beschwerden, weil Patienten trotz Termin nicht in Impfzentren kommen. In einem Fall ist sogar von Rassismus die Rede.
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> April: Böse Überraschung im Westen: An der Kita Kuhweid werden schwere Baumängel festgestellt, die Kinder müssen für die Zeit des Neubaus in Container ziehen, was im weiteren Verlauf des Jahres geschieht. Währenddessen kommt die Impfkampagne so weit, dass auch Hausärzte ran dürfen. Ebenfalls im Westen nimmt eine ganz andere Debatte nach und nach Fahrt auf: Die Stadt will dem Waidsee eine neue Badeordnung verpassen, "Spontanbaden" in der Schweinebucht soll unterbunden werden. Das passt vielen gar nicht.
> Mai: Sie schreiben mit angelegten Masken und mit größtmöglichen Abständen, aber sie schreiben: Das zweite Abitur unter Corona-Bedingungen beginnt. Dann kehrt auch auf dem Marktplatz ein wenig Normalität zurück: Die Corona-Notbremse wird gelockert, Gaststätten dürfen wieder öffnen. Doch vorher heißt es Testen, Testen, Testen. Vollständig geimpft sind zu diesem Zeitpunkt nur wenige. Den Sicherheitsbehörden gelingt ein Schlag gegen den Drogenhandel, fünf Weinheimer werden festgenommen.

> Juni: Weitere Entspannung der Pandemielage: An den Schulen gibt es 100 Prozent Präsenzunterricht, das Miramar öffnet, im Schlosshof wird Musik gemacht, freie Impftermine sind keine Seltenheit mehr. Dieter Kärner beendet eine 18.500-Höhenmeter-Tour für krebskranke Kinder auf dem Weinheimer Marktplatz. Nach heftigen Debatten gibt der Gemeinderat eine Stellungnahme zum einheitlichen Regionalplan ab. Es könnten mehr Gebiete an den Stadträndern bebaut werden.
> Juli: Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erschüttert die Weinheimer. Örtliche Maßnahmen für den Katastrophenschutz werden debattiert, Hilfsaktionen laufen an. In der Lokalpolitik diskutiert man über einen Parkplatz für Wohnmobilisten im Birkenauer Tal, eine Aufwertung des Tourismusstandorts Weinheim und Wohnungen anstelle des "Hexenstübchens" in der Nordstadt. Gute Stimmung herrscht bei "Beat and Eat" im Schlosspark.
> August: Mamma Mia! Eine Abba-Show gehört zu den Attraktionen der "Beat and Eat"-Ausgaben im Waidsee-Strandbad. Apropos: Es hat nun doch einen Kompromiss für die Schweinebucht-Schwimmer gegeben: Die "Bucht" bleibt zwar tabu; aber man darf abends für eine Stunde freibaden: im Strandbad und wenn gerade kein Konzert ist. Das Kreisimpfzentrum schließt – vorerst. Ach ja: Die Kerwe fällt aus, man hofft auf 2022...

> September: Franziska Brantner (Grüne) holt das Direktmandat im Wahlkreis Heidelberg/Weinheim. Das ist bitter für Alexander Föhr (CDU), der an der Bergstraße mehr als gut mithielt. OB Manuel Just eröffnet eine Wanderausstellung zur Zukunftswerkstatt und verspricht, dass alle Meinungen auf den Tisch kämen. Der Gemeinderat vergibt Bauplätze im Gewerbegebiet Nord und neue Stellen für die Feuerwehr. Auf den Straßen staut es sich, der Saukopftunnel ist gesperrt. In der Weststadt wird dagegen Geschichte geschrieben: Das Schulzentrum, jetzt: Zweiburgenschule, geht an den Start.

> Oktober: Sie ist in "Die Höhle der Löwen" gezogen und mit zwei Investoren herausgekommen: Die Gesundheitsapp von Viktoria Noack überzeugt in der Fernsehsendung. Schluss ist erst einmal mit den Plänen für das Hotel an der Mannheimer Straße: Stadt und Investor verkünden das vorläufige Aus. Der Gemeinderat bestätigt den Ersten Bürgermeister Torsten Fetzner im Amt. Marcus Weber ist Weinheims neuer Botschafter. Und OB Just eröffnet die Zukunftswerkstatt mit einer Auftaktveranstaltung.
> November: Von der Warn- zur Alarmstufe, von schwindendem Interesse an Biontech und Co. zu langen Warteschlangen bei Impfaktionen: Die Pandemie hat das Leben wieder zunehmend im Griff. Eine Bürgerbeteiligung unter Pandemieschutz geht aber noch: Es geht um die Parksituation am Miramar. Der Bäderinhaber und eine von zwei Anwohnerinitiativen plädieren für ein Parkdeck im Süden und ein Hotel im Norden des Bades. Zwei Projekte für Freiflächen-Fotovoltaik fallen im Gemeinderat durch, und der Ingrid-Noll-Pfad wird eröffnet: von Ingrid Noll.
> Dezember: Es ist ein schwarzer Monat für Weinheim. Ein 18-Jähriger ist am RNV-Übergang Stahlbadstraße/Multring tödlich verunglückt. In Mannheim steht ein mutmaßlicher Betrüger vor Gericht, der sich als angeblicher Lützelsachsener Unternehmer Corona-Hilfsleistungen erschlichen haben soll. Die Alwine-Stiftung eröffnet eine Schutzwohnung für Senioren, die von Gewalt betroffen sind. Ehrenamtliche und die TSG initiieren eine Impfaktion für Schüler und Erwachsene. Um den Altstadt-Weihnachtsmarkt hatte man lange gekämpft, aber am Ende muss er abgesagt werden.